Ja, so geht das. Schnell mal mit dem Flieger aus den USA nach Deutschland, hier ein paar Lesungen gehalten, einige offensichtlich dümmliche Fragen gestellt bekommen und schon kann man Grundsätzliches zum deutschen Verständnis von Krimis schreiben.
But the Germans have this idea that crime fiction ought to be much more literary and „serious.“ Apparently this means no explicit sex or violence, just lots of depressed, angst-ridden (male, of course) detectives brooding and contemplating the meaning of life.
Booh eeh ! Das geht sogar noch als Zitat des Tages. Axel ? Das meintest Du ironisch !
Ein klein wenig naiv vielleicht was Christa Faust, Autorin von Money Shot (deutsch: Hardcore Angel) da schreibt.
„the Germans“ Welche Deutschen ? Kritiker der „haut literature“, Krimikritiker der Zeitungen, die im Internet schreibenden Blogger/Forenbetreiber/engagierten Leser, sonstige Leser ? Alle haben, wie man sofort den Bestsellerlisten ansieht, nur schwere Krimiliteratur im Sinn, bloß kein expliziter Sex und keine Gewalt. Das muss man sich nun wirklich nicht von einer US-Amerikanerin sagen lassen, die in einem Land lebt, in dem schon nackte Hintern im Fernsehen zu drastischen Strafen führen können, Bücher aus Schulbibliotheken gebannt und bestimmte Schimpfwörter im Fernsehen weggepeept werden.
Aber was sagt uns das über „the Americans“ ? Richtig: Nichts.
[…] apparently in Germany hardboiled pulp (vintage or modern) is basically considered lowbrow trash on the level of supermarket romance. I had several interviewers ask me about how it feels not to be taken seriously
Mir scheint es eher so, dass es bei uns kaum eine Pulp Tradition gibt und die allermeisten Leser (von genrediletierenden Journalisten ganz zu schweigen) wenig mit den Bezügen und Cover von Hard Case Crime und Rotbuch anfangen können.
I may be a trashy pulp writer, but I have no problem talking about the underlying gender issues and other socially relevant „serious“ themes in Money Shot.
Ja, das kenne wir natürlich gar nicht in Deutschland.
bernd
Sie hat, wie der kommerzielle Erfolg der depressiven Skandinavier, die Versuche des literarischen Krimis und die Storys von der großen Mehrheit deutschsprachiger Krimiautoren zeigen, einen Punkt getroffen.
Das ist in Amiland (einem wunderbar vielfältigem Land, das im TV auch „Sopranos“, „Californication“, „Dexter“, „The Shield“, „Prison Break“ und „24“ zeigt) anders.
Aber du hast mich auf einen Gedanken gebracht. Man müsste wirklich mal mit einem Jerry-Cotton-Autor ein Gespräch über gesellschaftliche Probleme und wie sie in seinen Krimis reflektiert werden, führen.
Nicht nur die USA sind vielfältig, auch Deutschland ist nicht nur einfältig.
Das ist dem Jerry-Cotton-Autor ist eine gute Idee, vielleicht gibt es da sogar schon etwas.
Ich bin schon seit vielen Jahren von Deutschland weg, und sicher hat sich inzwischen viel veraendert. Aber ich muss schon sagen, dass mir das Christa Faust Zitat ganz verstaendlich war. Vielleich weil ich Deutsch-Amerikanerin bin, ist fuer mich auch heute noch der „pulp“ Krimi „low-brow“.
Aber man muss verstehen, dass hier in den Vereinigten Staaten kein Unterschied (im Preis, Verlag, Ausgabe usw.) gemacht wird zwischen den high-brow, middle-brow, und low-brow Krimis.
Vielen Dank.
Ja, verständlich ist mir Christa Fausts Text auch. Barrieren will ich nicht leugnen, aber auch in den USA gibt es Zirkel, die Krimis generell und Pulp sowieso für primitiv halten, wie die ewige Debatte um „literary“ und „crime fiction“ doch zeigt.
Ich weigere mich, jetzt im Jahre 2008 das apodiktische „the Germans“ zu akzeptieren.
Wir haben schlichtweg keine Tradition mit „Fawcett Gold Metal“ und „Black Mask Magazine“, dass bedeutet aber nicht, dass nicht viele der damit verbundenen Namen nicht auch in Deutschland bekannt wären, es bedeutet nur, dass viele bei uns die Zeichen (Bildsprache der Cover usw.) nicht einordnen können.
Offensichtlich ist Christa Faust auf einige weniger erfahrene (i.e. ignorante) Journalisten getroffenen und musste wenig qualifizierte Fragen ertragen, aber dennoch ist „the Germans“ Quatsch. Und der Rest ihres Textes liest sich ein wenig so, als wenn hier ein Missionar unterwegs wäre, der den Hinterwäldlern endlich ‚mal zeigt, wo der Pulp- und Genderhammer hängt.
So ignorant sind wir jetzt als Kollektiv auch nicht. Zudem könnte man ganz dezent darauf hinweisen, dass Christa Fausts Buch bei HCC das erste einer Frau in einer Serie von damals rund 40 Büchern war.
Beste Grüße
bernd
[…] So zum Beispiel Manuel Vasquez Montalban, Andreu Martin, oder Jerome Charyn. Und diejenigen, die da meinten, dass, man hierzulande sentimental, dick, breit und bräsig sei, “Apparently this means no […]
[…] Mehr über Buch und Autorin: auf der Krimi-Couch, bei kaliber38, vom Krimileser, bei detectivesbeyondborders, als Video, nochmals gleich in mehreren Videos und beim HR. Von ihr […]