(Deutsch: Pacific Private)
Allmorgentlich sind sie am Strand und nehmen eine Auszeit vom Alltag. Fünf Männer und eine Frau, die sich seit Jahren treffen, und die sie Dawn Patrol nennen. Sie haben ganz unterschiedliche Leben, aber das Surfen führte sie zusammen und brachte ihnen allen Halt. Surfen, nicht nur als zeitvertreib, sondern aus Ausdruck einer spezifischen Lebensweise, dieses Motiv wird immer wieder im Buch auftauchen.
Und wer könnte dieses besser verkörpern als Boone Daniels, der „lebt um zu surfen“. Gelegentlich arbeitet er auch, dann verkauft er entweder Boards oder er arbeitet als Privatdetektiv, da sei er gut, ist aber nur im Einsatz, wenn er wirklich Geld braucht.
Zur Zeit (die Geschichte wird durchweg im Präsens erzählt) wartet man auf „Epic macking crunchy“ auf Riesenwellen, die auf San Diego zu rollen und die Surfwelt an die Strände der Stadt pilgern lässt. Keine geeignete Zeit also für Boone einen Auftrag zu übernehmen. Und doch, er kommt da nicht aus. Eine Stripperin wird vermisst, sie soll gegen ihren Chef und Lover aussagen, der soll nämlich eine Lagerhalle angezündet haben und will nun die Versicherung zur Kasse bitten.
Und plötzlich findet Boone sich in einer Geschichte, bei der die Mitglieder von Dawn Patrol alle irgendwie teilnehmen. Ob sie dabei allerdings alle auf er gleichen Seite stehen, scheint noch nicht ausgemacht.
Dawn Patrol ist, so gesehen, ein Buch über Vertrauen und Freundschaft. Dabei entspricht es den Genrekonventionen ebenso, wie den Intentionen des Buches, dass Überraschungen auf jeder Seite lauern können und so manche Erwartung der Personen im Buch sich als falsch erweist.
Winslow erzählt die Geschichte in kurzen Abschnitten mit häufigen Wechsel der Person, der man über die Schulter schaut. Mehr als ein halbes Dutzend sind es, und doch wirkt die Darstellung nicht zerrissen. Letztlich ist sie um Boone herum aufgebaut, er ist es, der die Aktionen der anderen auf sich zieht und er ist es, der die Geschichte voran bringt.
Dawn Patrol spielt im Surfmilieu, es ist aber genauso wenig ein Surfbuch wie Ellroys Black Dahlia (deutsch: Schwarze Dahlie) ein Boxbuch ist. Und doch so nebenbei erzählt es eine ganze Menge über die Geschichte, die Atmosphäre und die Sprache des Sports, der auch immer Ausdruck einer geistigen Haltung zu sein scheint. Dabei ist es ein ausgesprochen witziges Buch, voller kluger Beobachtungen und Formulierungen, zuweilen direkt philosophisch, wenn Winslow z.B. über die Welle als solches nachdenken lässt. Nur das macht (wie von Suhrkamp behauptet) aus Winslow kein Hiaasen. Winslow schreibt intelligenter (1), ernsthafter, seine Gewalt ist nie überdreht, sondern immer erdig real.
bernd
(1) ohne, dass ich Hiaasen unterstellen möchte weniger intelligent zu sein
Winslow ist – völlig richtig – nicht Hiaasen, und ein an den Handel gerichteter Werbetext für ein Buch (denn schließlich wollen wir ja alle, dass es gelesen wird, oder? auch in der vorzüglichen Übersetzung …) ist keine Rezension. Dafür gibt es ja die Rezensenten. Denen wir gerne unsere Bücher schicken, sobald sie gedruckt sind, in der Hoffnung, dass sie diese (und nicht nur besagte Werbetexte) einer Kritik für wert befinden. Dies hofft, da er Ihre, lieber Bernd Kochanowski, Texte sehr schätzt (und weiß, dass Sie wiederum den neuesten unserer Krimiautoren, nämlich Adrian McKinty, sehr schätzen)
Ihr Karsten Kredel von Suhrkamp
Lieber Karsten Kredel,
vielen Dank.
Nachdem Thomas Wörtche wieder, wie es scheint zu einer Globalwatsche eines Programms angehoben hat, muss man natürlich auch noch einmal grundsätzlich Stellung nehmen.
Zu Adrian McKinty beglückwünsche ich Sie, Adrian teilte mir mit, dass er in Deutschland nächstes Jahr erschiene, er schrieb aber nicht bei welchem Verlag.
Pacifc Private habe ich ja nun besprochen, auch ohne Rezensionsexemplar – seien Sie beruhigt, der deutsche Titel ist benannt, die Suchmaschienen finden ihren Weg hierher. Die Qualität der Übersetzung will ich Ihnen glauben, aber der Sprachstil des Originals ist schon auch sehr gut.
Gerne werde ich in der Zukunft auf Ihr Angebot von Leseexemplaren zurückkommen, hier und demnächst bei Hyland ist es aber auch so, dass diese Bücher schon auf meiner Liste bzw in meinem Regal waren, bevor Suhrkamp sich öffentlich zu ihnen bekannte – Winslow ist schließlich der Autor eines der besten Bücher dieses Jahrzehnts.
Beste Grüße
Bernd Kochanowski
Herr Kredel, Sie sind ein Schleimer! Überlassen Sie das der Presseabteilung! Nehmen Sie lieber den nächsten Roman von Dieter Paul Rudolph ins Programm! Sie sind doch Lektor…
Erstklassiges Perlenfischen,
Daumen hoch für den Lektor.
Im Hause S selbst mag das Schmuddelkind Krimi
noch nicht so recht angekommen sein.
[…] Miller Haines (deren Rosie Winter tatsächlich etwas me-tooig wirkt) aber eben auch Don Winslows Pacific Private. Und ein Verlag der Don Winslow und Adrian McKinty (wohl nächstes Jahr) nach Deutschland holt, hat […]
Eine kurze Stichprobe, rasch einige Seiten der Übertragung
von Conny Lösch durchgeblättert, und das rockt. Das, wie mir scheint nicht ganz leicht zu übersetzende, Original kommt gut rüber.
Also, noch ein Daumen hoch.
Aber das Cover ist ein Griff in die Biederkeitskiste, es ist mir
ein Rätsel, warum man sich, anscheinend in letzter Minute,
statt für den bonbonfarbenen Surfer der amerikanischen
Ausgabe für das 08/15 Cover (Palmen und Sonnenuntergang
im Traumschiffstil) der noch nicht erschienenen zweiten
UKausgabe entschied.
Wenn schon ein übernommenes Titelbild, dann hätte man
vielleicht auch mal einen Blick auf das recht knackige
der ersten britischen Ausgabe werfen sollen, das hat Wiedererkennungswert, oder gleich
mehr Mut zur Eigenständigkeit beweisen können.
[…] erhältlich. Der eine ist der von mir hoch geschätzte Autor von Krimis, dessen aktuelles Werk, Pacific Private (original: Dawn Patrol) jüngst bei Suhrkamp erschienen ist. Wenn man die wenigen Besprechungen der […]
[…] 3. Don Winslow – Pacific Private […]
Hallo Bernd,
3 X Pacific Private
> Ein ärgerliches Beispiel für eine Unsitte, eine „Rezension“, die sich weitgehend auf das Nacherzählen von Handlung und das Diskreditieren des Plots durch Ausplaudern allzu zentraler Elemente beschränkt.
http://derstandard.at/fs/1244460504554/Krimi-Auf-der-Welle-reiten-oder-untertauchen
In meinen Augen eine Zumutung für den potentiellen Krimileser.
> Wie man’s anders macht, eine Rezension schreibt, die ihren Namen verdient, zeigt Frank Rumpel.
http://www.titel-magazin.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=8199&mode=thread&order=0&thold=0&POSTNUKESID=c4d8953b2a5c8bdb08e608b4647e11a0
Einziges Manko, auch hier wird für meinen Geschmack noch viel zu viel vom Plot verraten.
> Zu guter Letzt ein Sahnestück, Thomas Klingenmaier in der Stuttgarter Zeitung, in knappen Worten, kenntnisreich,
präzise, fokussiert, und ohne dem Leser die Spannung zu rauben. Das gefällt!
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2045796_0_1866_-coole-surfer-alte-nazis-und-flotte-flapsige-maedels.html
Schöne Grüsse
Jürgen
Lieber Jürgen,
vielen Dank. Wörtche schrieb übrigens, dass die Surfmetapher im Buch totgeritten wird.
Ingeborg Sperl war vom Buch halt wenig begeistert. Da ist es tatsächlich schwer, eine gute Rezension zu schreiben.
[…] Michael Koryta • Red Knife, von William Kent Krueger • The Cruelest Month, von Louise Penny • The Dawn Patrol(deutsch: Pacific private), von Don […]
Wäre schon komisch, wenn da alle einer Meinung sind,
das wird es bei Krimifans wohl kaum geben.
Unschön nur, wenn ein Artikel das Herz eines Krimis verrät
und sonst wenig zu bieten hat.
Ein ähnlicher Dorn im Auge sind mir auch Klappentexte der Verlage, die nicht selten die Handlung schon in geraffter Form offenlegen. Wenn ich sowas gelesen habe, reduzieren sich bei mir die Argumente, das Buch dann noch zu kaufen, doch erheblich.
Übrigens, Don Winslow ist keineswegs der Erfinder des
Surfer-PI.
http://jeffshelby.com/
Gruß
Jürgen
Kontroverse Meinungen sind doch das Salz in der Suppe,
so auch zu Dorph/Pasternak Der deutsche Freund:
wie bekannt Thomas Wörtche:
http://www.freitag.de/kultur/0917-schwule-nazis-auf-der-wolfsschanze-crime-watch?searchterm=Schwule+Nazis
versus Gunter Blank:
http://www.sonntagszeitung.ch/kultur/artikel-detailseite/?newsid=85581
Auf der Suhrkamp Webseite hat der Krimi mittlerweile auch seinen Platz bekommen:
http://www.suhrkamp.de/alle_titel_der_subreihe_221.html
Don Winslows Frankie Machine kommt also im September,
und ein New York PI-Roman von einer Athener Autorin.
Mal schauen.
Naja,
Regula Venske ist doch auch eine interessante Autorin, obwohl die Feststellung „Tatort: ein Wasserschloß in der Münsterländer Idylle“ misstrauisch macht.
[…] 3. Don Winslow – Pacific Private […]
[…] Viel mehr als Surffolklore: Dawn Patrol von Don Winslow Rezension: Susanne Kliem –”Theaterblut” Rezension: Uli Aechtner, Belinda Vogt -”Frauenschwimmen” […]