(Deutsch: Kurier des Todes)
Mindestens ein Jahr lang lag das Buch in meinem Regal, und obwohl es einer der besten Spionagekrimis und obwohl es von le-carrescher Qualität sein soll, so richtig gereizt hatte es mich bisher nicht das Buch zu lesen. Nun weiß ich warum.
John Wells hat geschafft, was sonst scheinbar niemand geschafft hat, er ist als verdeckter CIA-Agent bei al-Kaida unter gekommen. Nicht, dass man dort so richtig Vertrauen in ihm gefasst hätte, nein, sein Leben unterliegt ständig neuen Prüfungen. Aber immerhin: Seit circa 7 Jahren ist er dabei und lebte in Tschetschenien, Afghanistan und nun in Pakistan und so plötzlich interessiert man sich für ihn. Er erhält den Auftrag in die USA zurückzukehren und sich bereitzuhalten.
All die Jahre hatte der CIA nichts von ihm gehört. Kein Wunder also, dass man auch dort an seiner Treue zweifelt. Und als dann auch noch kurz nach seiner Rückkehr ein fürchterliches Attentat stattfindet und al-Kaida dafür die Verantwortung übernimmt, scheint seine Mission gescheitert zu sein. Er jedoch ahnt, dieses Attentat ist nur der Anfang von etwas sehr viel Größerem, und so beginnt ein Katz-und-Maus Spiel zwischen dem CIA, ihm und der al-Kaida-Zelle in den USA.
Es ist natürlich eine hochspannende Geschichte, die Berenson da entwickelt, zudem hat der der gelernte Journalist, wie einige Stellen zeigen, offensichtlich gut recherchiert und er kann auch die Motivationslage der Protagonisten (z.B. des US-amerikanischen Foltermeisters) plausibel aufzeigen. Kurz: The Faithful Spy ist ein Buch, das man trotz seines üppigen Umfanges zügig durch hat.
Das Problem ist jedoch, dass Berenson zu viel will. Er weiß so viel und will so viel erzählen, dass er viele Szenen zerdehnt. Da ist es dann kein Wunder, dass plötzlich 174 Seiten vorbei sind und das Buch erst so richtig beginnt – eine Alex Carr fängt bei dieser Seitenzahl üblicherweise an ihre Geschichte so langsam aufzuräumen. Das ist alles nicht ungelehrig und Berenson hat auch die Gabe Informationen so aufzubereiten, dass man sich als Leser gut bedient fühlt. Aber das ändert nichts daran, dass er, salopp formuliert, schwätzt. Dieser Hang findet sich nicht nur in den einzelnen Szenen, sondern auch in der Geschichte selber, da muss dann noch irgendwann ein Mikrobiologe her und gefährliche Organismen züchten. Durchaus gut dargestellt, mit so kleinen Fehlern, dass diese lediglich sehr Versierte entdeckten, die Problematik der Anzucht zum Beispiel ist außergewöhnlich gelungen dargestellt, aber dennoch wirkt dieses Element irgendwie als Fremdkörper in der Geschichte.
„Berenson offers a very American story […]“ steht auf dem Umschlag und dem kann man nur zustimmen. Ein guter, reiner US-Amerikaner verteidigt das Land gegen die bösen Terroristen aus dem Osten und zur Not auch noch gegen die Beamtenmentalität in den eigenen Diensten, so einfach ist das.
bernd