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Archive for Mai 2009

Bei -> Arte gibt es die Krimiwelt-Bestenliste des Monats Juni 2009:

1. Fred Vargas – Der verbotene Ort

2. Leif GW Persson- Sühne

3. Don WinslowPacific Private

4. Nick Stone – Der Totenmeister

5. Roger SmithKap der Finsternis

6. Ross Thomas – Der Tot des Kandidaten

7. Robert Hültner: Inspektor Kajetan kehrt zurück

8. Stefan Slupetzky – Lemmings Zorn

9. William Gay – Nächtliche Vorkommnisse

10. Oliver Bottini – Jäger in der Nacht

Die „Revolution“ der letzten Monate ist vorbei. Die internationalen Autoren sind zurück. Aber was für welche, immerhin auch zwei meiner derzeitigen Empfehlungen. Don Winslows Pacific Private und Nick Stones Der Totenmeister sind beides exzellente Bücher, wobei Der Totenmeister deutlich härter daher kommt, aber so passt es einfach zu seinem Thema.

Mit Fred Vargas war zu rechnen, meine Besprechung folgt in zwei Wochen. In den letzten Monaten haben in den englischsprachigen Blogs skandinavische Autoren sehr viel Aufmerksamkeit erfahren, Leif Persson gehört nicht dazu, er ist ein wenig eine deutsche Spezialität. William Gay ist ein neuer Autor; Provinces of  Night (deutsch: Nächtliche Vorkommnisse) ist sein zweites Buch, es erschien 2000 und scheint eine der interessanten Empfehlungen zu sein, auf die man sonst kaum stößt.

Vier der zehn Bücher sind Tb-Ausgaben, drei Bücher sind von deutschsprachigen Autoren, ein Buch ist von einer Frau geschrieben, sieben der Titel sind neu.

bernd

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Monika Geiers Die Herzen aller Mädchen ist aus mehreren Gründen ein sehr schönes Buch. Ein wichtiges Element des Buches ist Ovid und seine Werke. In einem Interview im Titel-Magazin sagt Geier dazu:

Vor allem aber fasziniert mich die Idee von Geschichten, die seit langer Zeit existieren, die Jahrtausende überstehen, von vielen Köpfen in viele Richtungen weitergedacht werden und doch erkennbar bleiben, was im Grunde ein Wunder ist, aber eben doch geschieht.

Interessanterweise erscheint diese Tage auch The Fate of Katharina Carr, das neueste Buch Thomas H. Cooks. Auch der ein Autor, der immer wieder Bezug nimmt zur Mythenwelt der Griechen. Hierzu gibt es bei poe’s deadly daughters ein sehr gutes Interview mit ihm. Er sagt scheinbar etwas ganz anderes zu Mythen:

Mythology has always been an influence because the figures of myth are so fully representational of various aspects of human life. They are the great generalities, and in that sense they are very efficient in conveying large themes. One only needs to reference Sisyphus, for example, and the question of futility is rendered completely. Using mythological themes and figures also allows the author to demonstrate that he/she is fully aware of the smallness of his/her current contribution in comparison to the greatness of our literary inheritance.

Aber im Grunde gibt es eine recht große Schnittmenge zwischen den beiden Aussagen. Denn damit, wie Geier sagt, mit den Mythen gearbeitet wird, müssen diese, wie Cook schreibt, grundsätzliche Aussagen zur condition humaine machen.

bernd

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Die Herzen aller MädchenIst das jetzt weibliches Understatement ? Monika Geiers Heldin Bettina Boll ist Kriminalkommissarin, zuweilen ist sie sogar richtig gut, in Die Herzen aller Mädchen arbeitet sie allerdings als Rädchen im Gefüge einer Sonderkommission (Soko) des BKA. Warum es diese Soko überhaupt gibt, ist erst einmal unklar, aber natürlich wird sie im Verlauf des Buches durch die Geschehnisse sogar eine gewisse Legitimation erhalten.

Da wurde einem reichen Gönner ein altes Manuskript zugespielt. In diesem findet sich ein Hinweis auf ein noch älteres Dokument, welche als literaturhistorische Sensation durchginge. Kein Wunder also, dass Dr. Gregor Krampe, Literaturwissenschaftler von dem reichen Gönner an- und von der Uni weggeworben wird, das Dokument inhaltlich und medial angemessen aufzubereiten.

Gregor ist der Sohn und Herausgeber der Memoiren von Georg Krampe, einem Autor, dessen Spionagethrillers legendär sind. Ein echter Don Juan war das und seit zwei Jahren tot. Nun soll auch ein Buch erscheinen, welches er posthum einem Medium diktiert hat.

Viel Stoff und viele Gelegenheiten zur Verwicklung. Hinzu, geradezu sahnestückverdächtig, kommt Bettina Boll selber. Halbtagskommissarin ist sie, denn sie muss sich um zwei Kinder kümmern, Patchwork pur ist das (mehr Patch als Work, hat man mitunter das Gefühl): zwei Väter und eine andere Mutter als Bettina Boll, deren verstorbene Schwester nämlich.  Für Boll ist es ein Drahtseilakt, die Ansprüche der Arbeit und der Kinder unter einem Hut zu bringen.

Getragen wird das Buch durch einen luftig leichten, ständig präsenten, aber nie dominanten Ton, der ein wenig überspielt, dass Monika Geier saubere Plotarbeit leistet und zahlreiche Stränge miteinander verknotet. Dabei nimmt sie auch Dinge und Sachverhalte und spiegelt sie in anderen. Als Leser ist man sich auch lange Zeit nicht im Klaren, wohin die Geschichte führen wird, denn in diesem Gewusel behält eigentlich nur eine, wenn schon nicht den Über- so dann doch wenigstens den Durchblick: Bettina Boll, die so ein wenig wie einer dieser supergescheiten Schüler wirkt, die niemals die Klappe halten können und los plappern, sobald sie etwas verstanden haben. Zum Ende hin geht es dann hoch her. Aber nicht nur das, so löst es nicht nur „Rätsel“ auf, sondern zeigt auch, wie klug die Autorin ihr Buch gebaut hat.

Im Interview bekennt sich Monika Geier durchaus zu Agatha Christie und tatsächlich hat das Buch in einzelnen Passagen, wenn sich die Gesellschaft im Kloster trifft und dort übernachtet, ein wenig von der Atmosphäre christiescher Bücher.

Während man woanders (via) grottig-mottig über den deutschen Krimi lamentiert, etabliert sich bei mir der Ariadne-Verlag als Faden, der aus dem Gewühl an Büchern zu den guten führt. Die Herzen aller Mädchen zumindest spielt mit uns und ein wenig mit Ovid, ist stimmig, gelungen und große Unterhaltung, überzeugt auch literarisch und zeigt konsequent, aber ohne erhobenen Zeigefinger das Leben einer Alleinerziehenden.

bernd

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Seit 2005 war sein Erscheinen angekündigt und immer wieder verschoben worden, nun steht es fest: Ab dem 22. September ist der dritte Band der American Underworld Trilogy von James Ellroy unter dem Titel Blood’s a Rover erhältlich. Bei Crime Scene NI gibt es jetzt schon von Stuart Neville eine Besprechung. Der zeigt sich nicht nur begeistert von dem Buch, sondern verspricht auch Überraschungen und das persönlichste Buch Ellroys seit dessen Schwarzer Dalie.

Kein Wunder also, dass Adrian McKinty, der sich letztes Jahr so euphorisch über den zweiten Band der Serie, The Cold Six Thousand geäußert hatte, nach einer Rezensionsausgabe bettelt und sogar bereit wäre ggf. seine/n Erstgeborene/n (ich glaube es ist eine Tochter) dranzugeben.

bernd

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donkey-punch-mmRay Banks ist einer der wilden jungen Briten, die sich vom getragenen Stil der Altvorderen entfernen und einen tüchtigen Schuss Realismus und Straßenschmutz in ihre Bücher packen. Seine Serie um Callum Innes ist derzeit im vierten Buch, immerhin. Spricht doch dafür, dass Banks einige Leser findet, viel Aufhebens wird um ihn eigentlich nicht gemacht, er ist wohl ein wenig das, was man einen writer’s writer bezeichnen.

Für Donkey Punch muss Cal Innes nach Los Angeles, die Tätigkeit als Privatdetektiv in Manchester hat er eingestellt, aber ein Freund bietet ihn, eine junge Boxhoffnung zu einem Amateurwettbewerb zu begleiten. Der junge Mann hat Potential, vielleicht sogar zum Profiboxer, aber wenn so ein junger Kerl vom kleinen Manchester in die Metropole kommt, kann ein wenig Rückendeckung hilfreich sein. Boxen ist nicht nur Unterschichtsport (wird zumindest im Buch behauptet) sondern auch finanziell lukrativ, es dauert also nicht lange und Cal steckt im Schlamassel.

Am Ende entwickelt sich das zu einer richtig gut geplotteten Gechichte mit wechselnder zeitlicher Perspektive und einem Ende, welches vielleicht nicht ganz überraschend, aber doch anders daherkommt, als zumindest Cal es erwartet hätte.

Diese Darstellung Cals in LA ist aus mehreren Gründen sehr reizvoll. Erst einmal  ist Cal zwar alles andere als der typische Privatdetektiv, in Donkey Punch hat er nicht einmal einen richtigen Fall, dennoch: Mit seinem Auftreten wirkt er wie der ins britische Milieu tranportierte Philip Marlowe und der fühlt sich in LA gar nicht wohl, nicht genug Regen, Gewalt aller Orten, aber nirgends darf er rauchen.

Banks erzählt seine Geschichte mit Humor, das Aufeinandertreffen von Manchester und Los Angeles bietet genug Anlass dazu und er verwendet die Portion Gewalt, die notwendig ist um die Milieudarstellung glaubwürdig zu gestalten, Cal hat ein wenig ein Problem seine Aggression im Zaum zu halten, deshalb ist sein Urteilsvermögen mitunter getrübt.  Dennoch ist (und das ist eigentlich interessant) die Darstellung erstaunlich unspektakulär, ja geradezu konservativ. Denn bei aller Gewaltbereitschaft, Gewalt setzt Cal nur dann ein, wenn seine Werte bedroht sind, denn Cal ist ein moralischer Mensch. Im Grunde also ein Buch, welches trotz der Darstellung der Welt an dem Rande zur Unterschicht erstaunlich klassisch daher kommt.

bernd

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Eines der dunklen Kapitel der katholischen Kirche ist ihr Umgang mit Frauen, insbesondere mit schwangeren Frauen, die ihre Schwangerschaft nicht kirchlich legitimiert erwarben. Besonders dunkel war es in Irland, wo bis 1996 „gefallene“ junge Frauen in der Gemeinschaft des Magdalena Asyls in tätiger Reue, bar jeglicher Menschenrechte, lernen sollten ihre sündhaftes Tun und Denken einzustellen. Ken Bruen hat dieses Thema ausführlich in The Magdalen Martyrs dargestellt, der Umgang mit Schwangeren war auch Thema für Declan Hughes und Benjamin Black. Bei diesen beiden, insbesondere aber bei Black, dessen Buch Nicht frei von Sünde (original: Christine Falls) sich um so ein Kind dreht, bekommt man auch noch eine Idee davon, was mit den Kindern dieser Frauen geschehen sein mag.

Nun ist der Bericht der Kommission zur Untersuchung des Kindesmissbrauch in Irland erschienen, des systematischen Missbrauchs im Bereich der katholischen Kirche Irlands um genau zu sein. Den Bericht habe ich nicht online gefunden, aber Declan Burke verweist auf das Editorial der Irish Times zum Thema und was da anklingt, kann einem Tränen in die Augen und ein Schwert in die Hand treiben.

Mr Justice Ryan’s report does not suggest that this abuse was as bad as most of us suspected. It shows that it was worse. It may indeed have been even worse than the report actually finds – there are indications that „the level of sexual abuse in boys‘ institutions was much higher than was revealed by the records or could be discovered by this investigation“.

Das Thema spielt auch eine wichtige Rolle in Declan Hughes Blutrivalen. Wenn man sich so ein wenig durch die im Internet verfügbaren Kommentare liest, merkt man schnell, diese Themen sind offene Wunden und der irische Krimi, nur weil sich die übersetzten Bücher nicht mit dem Konflikt in Nordirland beschäftigen, nicht notwendigerweise apolitisch. Eher scheint es so, dass die Brisanz dieser Themen in Deutschland nicht erfasst wird, dabei dürfte die Zahl der Opfer mit denen der Troubles mindestens vergleichbar sein (1).

bernd

(1) Nicht, dass mensch da irgendetwas vergleichen müsste.

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Joni Mitchell – The Magdalene Laundries

Aus gegebenen Anlass und in Vorbereitung des morgigen Beitrags.

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Einmal sollte man vielleicht darauf hin weisen, dass es zwei verschiedene Don Winslow gibt, von beiden Autoren sind Bücher in Deutschland erhältlich. Der eine ist der von mir hoch geschätzte Autor von Krimis, dessen aktuelles Werk, Pacific Private (original: Dawn Patrol) jüngst bei Suhrkamp erschienen ist. Wenn man die wenigen Besprechungen der Bücher, die Suhrkamp in der ersten Staffel bisher ‚rausbrachte, vergleicht, könnte man auf die Idee kommen Winslow für dieses Umfeld zu bedauern (-> hier und -> hier). Dawn Patrol ist wohl gut übersetzt und J. Kingston Pierce vermisste es auf der diesjährigen Anthony-Liste. Dieser Don Winslow ist zudem der Autor eines der besten Krimis dieses Jahrhunderts überhaupt.

SpielederlustDen anderen Don Winslow habe ich noch nicht selber gelesen, ich vermute, er ist kommerziell erfolgreicher. Er ist nicht so respektiert, deshalb ist es auch nicht so einfach Informationen zu ihm zu erhalten, aber wenn man den Namen in Suchmaschinen eingibt, taucht er immer wieder auf. Dieser Don Winslow schreibt Erotica resp. Pornobücher und hat eine etwas höhere Produktionsrate als der Krimiautor. Soweit ich weiß, sind die beide nicht verwandt.

bernd

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Reed Farrel Coleman ist derzeit einer der interessantesten US-amerikanischen Krimiautoren. Schon häufiger hatte ich lobend von ihm berichtet. Sein The James Deans ist eines dieser Bücher, die noch nach Jahren bei mir nachwirken. Für npr hat Maureen Corrigan nun die fünf Bücher der Moe Prager-Serie im Zusammenhang besprochen (-> hier zum Nachlesen). Gut macht sie das, lediglich einen Punkt hat sie vielleicht etwas unterschlagen: Colemans Sprache.

Coleman war nämlich früher Dichter und dieses Sprachgefühl findet sich auch in seinen Büchern – in diesem exzellenten Interview mit Barbara Peters geht Coleman darauf ein wenig ein. Diese Vorgeschichte ist wohl auch ein Grund, weswegen Coleman und Ken Bruen menschlich harmonieren und im September einen gemeinsamen Krimi ‚rausbringen.

Ach ja, auf Deutsch gibt es auch ein Buch von Coleman.

bernd

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Die Anthony Awards sind Publikumspreise, die während des jährlichen Bouchercon vergeben werden; sie gehören zu den bedeutenden US-amerikanischen Krimipreisen und sind nach Anthony Boucher benannt. Nun wurden die diesjährigen Nominierten bekannt gegeben:

Bestes Buch:

  • Trigger City von Sean Chercover
  • The Brass Verdict von Michael Connelly
  • Red Knife von William Kent Krueger
  • The Girl With the Dragon Tattoo von Stieg Larsson
  • The Cruelest Month von Louise Penny

Mit Michael Connelly und William Kent Krueger sind zwei Klassiker vertreten, mit Sean Chercover hoffnungsvoller Nachwuchs, Louise Penny ist auch für den Macavity nominiert und der Triumph Stieg Larssons scheint absehbar.

Bestes Erstes Buch:

  • Pushing Up Daisies von Rosemary Harris
  • Stalking Susan von Julie Kramer
  • The Girl With the Dragon Tattoo von Stieg Larsson
  • Death of a Cozy Writer von G.M. Malliet
  • Child 44 von Tom Rob Smith

Death of a Cozy Writer gewann den Agatha Award,und schon wieder Stieg Larsson. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das gab es noch nicht: Ein und das selbe Buch in zwei literarischen Kategorien des Anthony nominiert.

Bestes Taschenbuch:

  • The First Quarry von Max Allan Collins
  • Money Shot von Christa Faust
  • State of the Onion von Julie Hyzy
  • In a Dark Season von Vicki Lane
  • South of Hell von P.J. Parrish

Christa Faust hat offensichtlich einen Nerv getroffen, es ist dieses Jahr schon (mindestens) ihre dritte Nominierung. Die von mir hochgeschätzten P.J. Parrish sind gewissermaßen eine Anthony-Spezialität.

Mit Dank an agora2, dort finden sich auch die Nominierten in den weiteren Kategorien – mit einer weiteren Nominierung von Stieg Larssons Buch für das Beste Cover.

bernd

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