Was sich da derzeit in den USA abzuspielen scheint, wirkt wie der Missbrauch einer beherrschenden Marktstellung durch Amazon.
In den USA ist POD (print on demand) zunehmend populär. Man versteht darunter den Druck von Bücher mittels moderner Lasertechnologie in kleinen Stückzahlen bei Bestellung und nicht auf Vorrat in großen Auflagen wie mit der klassischen Offset-Technologie. Wenn auch die Kosten pro Einheit mit POD etwas höher sind, die Umrüstkosten u.A. sind niedriger, so dass sich dieses Verfahren für kleinere Auflagenzahlen lohnt.
Populär ist POD im Bereich des Selfpublishing, insbesondere bei Erstautoren, die den Weg ans Licht der Öffentlichkeit suchen. Aber auch Verlage greifen zunehmend auf derartige Dienste zurück. Sie erlauben Verlagen darüber hinaus ältere Bücher, die sich stetig, aber nur in kleinen Mengen verkaufen, im Bestand (sog. Backkatalog) zu halten, sind aber auch für Nischenprodukte (Universitätsverlage) oder Modethemen interessant. Die größten Anbieter sind Lightning Source, gehört Ingram, einem Buchgroßhändler und BookSurge, gehört Amazon.
BookSurge stellt den Vertriebsweg der produzierten Bücher über Amazon, Lightning Source über Amazon und dem klassischen Buchhandel sicher.
Das soll jetzt anders werden, eine Vielzahl von Stimmen und Quellen bestätigen übereinstimmend, dass in den USA POD Verlage, die Kunden von Lightning Source sind, nun von BookSurge angesprochen wurden, um sie zum Wechsel zu bewegen. Das gab es in der Vergangenheit natürlich auch schon, neu ist jedoch, dass den Kunden damit gedroht wurde, dass Bücher die von Lightning Source produziert werden, von Amazon nicht mehr verkauft werden – es ist allerdings möglich, diese weiterhin von Dritten via Amazon zu erwerben.
Zwei POD Verlage scheint es bis dato erwischt zu haben: Whiskey Creek Press und PublishAmerica. Bei vielen Büchern dieser Verlage wurde der Direktverkauf durch Amazon schon eingestellt.
Marktführer beim POD ist bisher Lightning Source, die meisten kleinen Verlage berichten, dass die Margen besser sind und die Qualität besser als bei BookSurge. Auch wäre den Verlagen durch einem Wechsel zu BookSurge nur bedingt geholfen, den diese bedienen den stationären Buchhandel nicht. So gesehen, hätte der Versuch BookSurge/Amazon noch eine zweite Stossrichtung. Die Verlage können natürlich doppelt fahren, aber damit erhöhen sie ihre Kosten.
bernd