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Archive for Februar 2008

Fortsetzung des Beitrag vom letzten -> Freitag.

Ein großer Unterschied zwischen den unterschiedlichen Krimipreisen lässt sich bei den Autoren und Büchern ausmachen, die berücksichtigt oder die erneut berücksichtigt werden.

Zusammenfassung

Für den Edgar wird ein Autor nur selten ein zweites Mal nominiert. Die Hälfte der nominierten Bücher, ein Drittel der Sieger sowie ein Drittel der Autoren finden bei anderen Preisen keine Berücksichtigung.

Wer einmal für den Anthony nominiert wurde, hat eine gute Chance ein zweites Mal berücksichtigt zu werden. Wie nicht anders bei einem Publikumspreis zu erwarten, finden die nominierten Bücher, die Gewinner und die favorisierten Autoren häufig auch bei anderen Preisen Zuspruch.

Der Agatha ist ein individueller Preis und berücksichtigt eine sehr eingeschränkte Zahl von Autoren, diese kommen dort häufig auch mehrmals zum Zuge, finden aber bei anderen Preisen nur wenig Aufmerksamkeit, lediglich die Gewinner hatten Bücher, die auch bei anderen Preisen nominiert fanden.

Der Shamus ist ein individueller Preis, der sich aus einem eingeschränkten Pool an Autoren bedient. Er nominiert Bücher und zeichnet Gewinner aus, die bei anderen Preisen nur wenig auftauchen. Die Auswahl der Autoren ist eigenständig und die Chance eines Autors ein zweites Mal berücksichtigt zu werden ist höher.

Der Macavity ist ein „opportunistischer“ Preis. Die nominierten Bücher und die Gewinner tauchen häufig woanders auf und, obwohl Autoren nur selten ein zweites Mal nominiert werden, der Preis bedient sich sehr stark aus dem allgemeinen Pool der Autoren, die bei Preisen immer wieder auftauchen.

Der Barry ist bezüglich Individualität und Bandbreite der Autoren ein Preis der Mitte. Einige Autoren finden ein zweites Mal Berücksichtigung und er teilt in einen gewissen Umfang Autoren, Nominierte und Gewinner mit anderen Preisen.

Der Hammett ist ein individueller Preis. Weitere Bücher eines einmal nominierten Autoren werden nur selten berücksichtigt. Die nominierten Bücher, die Gewinner und die Autoren finden bei anderen Preisen wenig Aufmerksamkeit.

Ausführliche Darstellung

1. Bandbreite der Preise in Bezug auf Autoren

Manche der Preise nominieren immer wieder Bücher von den selben Autoren, bei anderen Preisen haben Autoren kaum eine Chance, ein zweites Mal nominiert zu werden.

Wenn man jeweils die Zahl der in dem Zeitraum (1997 bis 2007) vertretenen Autoren der Nominierungslisten durch die Zahl der nominierten Bücher dividiert, erhält man als Ergebnis, die durchschnittliche Zahl der Bücher die von einem einzelnen Autor in diesen elf Jahren für den jeweiligen Preis nominiert wurden.

  • Edgar 1,21
  • Hammett 1,22
  • Macavity 1,26
  • Barry 1,31
  • Anthony 1,51
  • Shamus 1,54
  • Agatha 2,07

Jeder Autor der für den Edgar nominiert wurde, hat in den elf Jahren 1,2 Bücher zur Nominierung des Edgars (Taschenbuch oder Bestes Buch) gebracht und jeder Autor der für den Agatha nominiert wurde, hat in der Zeit 2 Bücher zur Nominierung des Agathas gebracht. Das drückt sich auch in einem anderen Wert aus. Die Wahrscheinlichkeit eines Autors, dass in diesem Zeitraum mindestens ein zweites seiner Bücher für den gleichen Preis nominiert wurde, beträgt

  • Edgar 15%
  • Macavity 16%
  • Hammett 18%
  • Barry 26%
  • Anthony 29%
  • Shamus 31%
  • Agatha 46%

Beim Agatha wurde also von fast jedem zweiten Autoren, von dem ein Buch nominiert wurde, auch ein zweites Buch nominiert. Bei Edgar, Macavity und Hammett gilt das nur für circa jeden sechsten Autoren.

Je größer die beiden Werte sind, desto weniger unterschiedliche Autoren fanden bei dem jeweiligen Preis Berücksichtigung, desto enger ist also die Basis von Autoren auf die bei der Nominierung und folglich bei der Preisvergabe zurückgegriffen wird. Wenig überraschend ist die Basis an Autoren auf die Spezialpreise wie Shamus und insbesondere Agatha zurückgreifen, deutlich schmaler als bei den Kritikerpreisen, wie Agatha und Hammett. Auch Publikumspreise, wie Agatha und Anthony scheinen hier eingeschränkt zu sein. Da Agatha sowohl ein Publikumspreis als ein Spezialpreis ist, ragt er möglicherweise in dieser Aufstellung heraus.

2. Beziehungen von Krimipreisen zueinander

In welcher Beziehung stehen die Bücher und die Autoren deren Bücher für die einzelnen Preise nominiert werden. Gibt es hier Preise, die sich mehr ähneln ? Preise, die sich von den anderen abgrenzen ? Sind gar, da doch alle Preise die besten Bücher suchen, die Preise sich alle ähnlich ?

Die erste Frage ist die nach der Eigenwilligkeit von Preisen. Inwieweit nominieren also bestimmte Preise Bücher, die bei anderen Preisen nicht vorkommen. Der Prozentsatz an Büchern die nur für einen einzelnen Preis nominiert wurden, beträgt.

  • Macavity 24%
  • Anthony 28%
  • Edgar 44%
  • Barry 48%
  • Hammett 60%
  • Shamus 72%
  • Agatha 75%

Bei den Gewinner der jeweiligen Preise liegt der Prozentsatz der Bücher, die für keinen anderen Preis nominiert worden waren bei

  • Anthony 20%
  • Macavity 20%
  • Barry 25%
  • Edgar 35%
  • Agatha 45%
  • Shamus 70%
  • Hammett 80%

Die Zahlen zeigen zweierlei. Zum einen gibt es höchst individuelle Preise, die Bücher nominieren und auszeichnen, die von den Jurys anderer Preise nicht wahrgenommen werden. Agatha, Shamus und Hammett gehören dazu. Ganz anders ist der Sachverhalt bei Anthony und Macavity, diese könnte man als opportunistisch bezeichnen. Der Edgar steht ein wenig dazwischen, hier spielt meiner Meinung auch eine Rolle, dass der Edgar als wichtigster Preis auch eine Vorbildfunktion hat und dessen Vorschläge von anderen Preisen aufgegriffen werden.

Agatha und Barry nominieren zwar gerne Bücher, die bei anderen Preisen keine Chance haben, aber diese Autoren gewinnen eher selten. Hammett und Shamus halten ihre Eigenwilligkeit bis zum Gewinner aufrecht.

Wenn man jetzt auf die Autoren kuckt, und fragt wie viele in dem betrachteten Zeitraum von 11 Jahren nur von einem der Preise berücksichtigt wurden, bekommt man folgende Ergebnisse

  • Macavity 9%
  • Anthony 25%
  • Barry 31%
  • Edgar 35%
  • Agatha 46%
  • Shamus 58%
  • Hammett 60%

Das Ergebnis entsprecht einigermaßen den vorigen. Insbesondere Macavity ist ein Preis der sich aus einem Pool allgemein populärer Autoren bedient; Hammett und Shamus gefolgt von Agatha sind dagegen Preise, die stark auf „ihre eigene“ Autoren setzen.

bernd

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Die Nominierungsliste für den Romantiker unter den US-amerikanischen Krimipreisen ist draußen:

Bestes Buch:
The Penguin Who Knew Too Much von Donna Andrews
Her Royal Spyness von Rhys Bowen
Hard Row von Margaret Maron
A Fatal Grace von Louise Penny
Murder With Reservations von Elaine Viets

Bestes Erstes Buch:
A Beautiful Blue Death von Charles Finch
A Real Basket Case von Beth Groundwater
Silent in the Grave, by Deanna Raybourn
Prime Time, by Hank Phillipi Ryan

Zu den Erstlingen kann ich wenig sagen, aber bei der Kategorie „Bestes Buch“ handelt es sich, wie nicht anders zu erwarten (mehr dazu Freitag) um alte Bekannte: Donna Andrew bisher viermalige Kandidatin, einmal Siegerin, Rhys Bowen bisher zweimalige Kandidatin, einmal Siegerin, Margaret Maron bisher fünfmalige Kandidatin, einmal Siegerin, Elaine Viets bisher einmalige Kandidatin. Allein Louise Penny ist neu im Kreis, dem Vorgängerbuch war aber schon abzulesen, dass sie zukünftig gute Chancen hat, sich in diesen Kreis vor zuarbeiten.

Bekanntgabe der Gewinner zwischen den 25. und 27. April 2008.

Mit Dank an Rap Sheet

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robbie.jpg
Man könnte Robbie’s Wife als Punch-Krimi bezeichnen, als Krimi der auf sein Ende ausgelegt ist, dessen Geschichte im Verlauf nur dazu dient, die überraschende Wende kurz vor Schluss vorzubereiten. Damit täte man aber Russell Hill unrecht, und so ganz überraschend ist die Wendung am Ende dann auch nicht.

Jack Stone ist ausgebrannt; seine Ehe ist kaputt, seine Karriere als Filmbuchautor auf den Hund gekommen, seine Texte dünn und er ohne Ideen. Er beschließt nach England zu gehen, weit weg von Kalifornien und der Kunstwelt Hollywoods um auf dem englischen Lande zurück zu sich zu finden und wieder ein Buch zu schreiben.

Er kommt zur Sheephaven Farm, findet dort Unterschlupf, bleibt eine Nacht, eine zweite Nacht, mehrere Nächte. Robbie, der Hausherr ist ein netter Kerl, Terry, der Sohn, anfangs unsicher, taut schnell auf und Maggie, die Hausherrin ist eine Frau zum Verlieben.

Anfänglich erinnert die Konstellation an Wenn der Postmann zweimal klingelt: Ein Fremder kommt als Gast zu einem Paar, wird vom Mann freundlich aufgenommen und begehrt dessen Frau. Und natürlich, seine Zuneigung, die eines alternden Mannes, wird von der jüngeren Frau erwidert. Geheimnisvoll, ihn durchschauend ist sie und dann eines Morgens findet sie den Weg zu ihm ins Bett.

Das alles erzählt Hill ohne Glamour, in kurzen, knappen, fast naiv erscheinenden Sätzen bringt er uns Stones Dilemma nahe, eine Frau zu begehren, die unerreichbar scheint. Eine Frau. die ihn stimuliert: Worte kommen wieder, Texte fließen. Eine Frau die süchtig macht.

Die englische Landschaft, Sprache und die bäuerliche Kultur, sie werden griffig dargestellt und als es zu ruhig zu werden droht, zieht Hill die Maul- und Klauenseuche aus dem Hut, die im Dorf aufzutauchen scheint. Die dann aber, als die Geschichte weiter geht, wieder abtaucht.

Robbie’s Wife ist eine unterhaltsame Abwechslung; es hat noir Qualität und immer eine leicht geheimnisvolle Aura, so dass der Leser sich ständig fragt, wohin es ihn führt. Und in der Tat: Die Geschichte geht im Weiteren anders weiter als man erwarten würde.

Die Kandidatur für den Edgar halte ich jedoch für etwas übertrieben.

bernd

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Irgendwie erreicht mich die Krimiwelt-Bestenliste des Monats März 2008 erst jetzt: Sie ist bei -> Arte einzusehen.

1. Martin Cruz Smith: Stalins Geist

2. Robert Littell: Die Söhne Abrahams

3. Peter Temple: Shooting Star

4. Arimasa Osawa: Der Hai von Shinjuku – Rache auf Chinesisch

5. Gianrico Carofiglio: Das Gesetz der Ehre

6. Tom Rob Smith: Kind 44

7. Åke Edwardson: Rotes Meer

8. Xavier-Marie Bonnot: Der große Jäger

9. Linus Reichlin: Die Sehnsucht der Atome

10. Jean-Christophe Rufin: 100 Stunden

Peter Temples Erstling aus dem Jahr 1995 ist nun wieder draußen, statt dessen hat es mit Shooting Star sein nächstes Buch geschafft. Mit den Büchern von Reichlin und Rufin scheinen naturwissenschaftlich inspirierte Bücher populär zu werden.

Keines der zehn Bücher ist eine Tb-Ausgabe. Kein Buch ist aus deutscher Produktion, dafür zwei von französischen Autoren.

bernd

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In Jim Crow hatte ich das dunkle Kapitel der Rassentrennung in den USA beschrieben. Kris Nelscotts The Days of Rage schreibt gewissermaßen die Geschichte der afroamerikanischen Emanzipation fort.

Days of Rage spielt im Oktober 1969 und schließt den 04.12.1969 ein. Nelscott greift aber auch ein wenig zurück und stellt die Ermordung Emmett Tills am 28.08.1955 als Auslöser der Freiheitsbewegung dar. Emmett Till war ein 14 jähriger Junge aus Chicago, der zu Besuch im Süden war und nachdem er eine weißen Frau angekuckt oder ihr nach gepfiffen oder was auch immer getan hatte, brutal ermordet wurde. Der Aufschrei der durchs Land ging, die Mutter brachte den Leichnam ihres Sohnes zurück nach Chicago und barrte ihn in der öffentlich auf, führte laut Nescott zu Rosa Parks Verweigerung am 01.12.1955 in Montgomery, Alabama ihren Sitzplatz im Bus für einen Weißen freizumachen. Nachdem sie dafür verhaftet worden war, setzte ein 381 Tage währender Boykott (angeführt durch Martin Luther King) der Busse Montgomerys durch Schwarze ein; am Ende hatten sie sich durchgesetzt, die Segregation wurde dort aufgegeben. Tatsächlich war die Weigerung Parks (so symbolisch herausragend sie war) und der anschließende Boykott, wohl nur eine von vielen Taten, welche die landesweite Segregation untergruben.

Während der 40er und 50er Jahre gab es mehrere Entscheidungen des obersten US-amerikanischen Gerichts hierzu und Lyndon B. Johnson erließ 1964 ein entsprechendes Desegregationsgesetz. Die Benachteiligung bezog sich nicht nur auf Schwarze, sondern auch auf Juden (siehe z.B. If He Hollers Let Him Cry von Chester Himes) und Asiaten.

Man kann sich die Atmosphäre in den späten 60er Jahren gar nicht vorstellen. Zu den Rassenkonflikten kam die durch die anti-Vietnam Krawalle aufgeheizte Stimmung.

In Chicago gab es keine Rassengesetze und dennoch waren Schwarze in manchen Gebieten der Stadt der Willkür ausgesetzt. Anfang Oktober 69 eskalierte die Situation in Chicago. Eine Gruppe von Linken, die sog. Chicago Seven war angeklagt worden, weil es im Jahr zuvor beim Präsidentschaftskonvent der Demokraten zu Ausschreitungen gekommen war (auch natürlich durch die Reaktion der Polizei bedingt). Die Gruppierung der Weathermen (weiße Linke, benannt nach Bob Dylans Subterranean Homesick Blues) versuchte sich die Situation zunutze zu machen, startete Demos und Krawalle (Days of Rage), während derer auch ein Polizeidenkmal zerstört wurde. Primär waren diese Aktionen gegen den Vietnamkrieg gerichtet.

Es gab jedoch in Chicago zu der Zeit eine starke Fraktion der Black Panther, einer linken schwarzen radikalen Gruppierung, deren junger Chef (21 Jahre), Fred Hampton innerhalb der amerikanischen Black Panther zu einer der wichtigsten Personen aufgestiegen war, Nelscott schreibt, dass die Panther von den Days of Rage nicht begeistert waren, den sie führten zu Gegenreaktionen der Polizei. Und diese trafen auch die Schwarzen.

Es gilt heute als gesichert, dass am 04.12.69 einige Mitglieder der Chicagoer Polizei mit Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft des Cook Countys Hampton, sowie mehrere seiner Gefolgsleute in seinem Haus überfallen und in einem Kugelhagel von 98 (!) Geschossen umgebracht haben. Ein Undercover-Informant des FBI hatte Nachts zuvor Hampton ein Barbiturat gegeben, so dass dieser um 1.30 während eines Telefonats mit seiner Mutter einschlief. Die Killer kamen um 4.00 Morgens.

bernd

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days-of-rage.jpg
Kris Nelscott ist das Pseudonym von Kristine Kathryn Rusch, einer wahrlich titanischen Autorin, die den Hugo Award (Scifi), einmal als Autorin und einmal als Herausgeberin, den World Fantasy Award und den Herodotus Award (historische Krimis) mit ihren Büchern gewonnen hat. Darüber hinaus schreibt sie Romanzen und „Mainstream“ (Frankfurtbücher ?) In den letzten Jahren hat sie eine ähnlich Publikationsfrequenz wie Ken Bruen vorzuweisen.

Die Besprechung ihres aktuellen Krimis findet sich bei –> wtd. Days of Rage gräbt sich tief in die späten 60er Jahre ein, bleibt aber deutlich erkennbar ein Krimi.

Die Homepage von Kristine Kathryn Rusch findet sich -> hier.

bernd

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Genreprobleme

Heute Vormittag im Auto beim Radio hören: Sowohl DLF als auch BR5 nennen den Oscargewinner No country for old man der Coenbrüder, der auf einer Vorlage von Cormac McCarthy beruht, abwechselnd Western, Thriller und Westernthriller.

Das spricht natürlich für Buch und Film und reflektiert auch die Westernwurzeln des Krimigenres, aber könnte es nicht den einen oder anderen Hörer verwirren ?

bernd

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In den USA reist Ken Bruen von einer Preisverleihung zur nächsten – hierzulande ist er seit einer kurzen und schmerzhaften Episode bei Rowohlt 1998 nicht mehr vorhanden.

So war es am Freitag in einer vergnüglichen Leseprobe aus dem neuen Krimijahrbuch 2008 bei wtd zu lesen. Nun bin ich Ken Bruen ja durchaus zugetan, aber die Aussage erinnert ein wenig an den Bussmerschen Hyperbolismus: „Seitdem räumt Bruen, besonders mit den Jack Taylor-Romanen, im englischen Sprachraum alle Krimipreise ab„.

Bruen gewann 2004 und 2007 den Shamus Award und 2005 den Macavity Award [zudem gewann er 2007 den Barry Best Brit, aber das ist ein britischer Preis von britischen Preisrichtern auf den britischen Markt bezogen]. Die großen Preise, Anthony und Edgar sind ihm bisher verwehrt geblieben. Der zweifache Gewinn des Shamus für den besten PI (Privatdetektiv) Roman reflektiert auch den Stillstand dieses Subgenres.

Und während ich noch die Zeichen an der Wand deute, spüre ich eine Hand auf der Schulter und höre den Hinweis:

„Ich habe es schon einmal gesagt und ich sage es jetzt noch einmal: ‚Für mich ist [z.B. bk] das innertextuelle Recht (Strafrecht, Prozeßrecht etc.) ganz und gar unabhängig vom je außertextuellen Recht (vom ‚geltenden‘ Strafrecht, aber auch vom Recht in anderen Texten); es folgt der innertextuellen Logik der Plotkonstruktion, der Dramatisierung, der Plausiblitätskonstitution etc.‚“

Was wohl bedeutet, dass es eine Wirklichkeit im Text und eine Wirklichkeit in der „realen Welt“ gibt und dpr meint: Ja, Bruen hat definitiv mehr Aufmerksamkeit in Deutschland verdient.

Wenn man so schaut und im englischsprachigen Internetbereich liest, muss man wohl feststellen, dass Bruen so etwas wie der spiritus rector des frischen Windes ist, den Allan Guthrie derzeit durch den englischsprachigen Krimi wehen sieht. Ken Bruen ist nicht nur der Vater der Jack Taylor Serie, für die er bisher seine Preise eingefahren hat, sondern auch der DS Brant Serie und einiger Standalones. Darüber hinaus hat er auch zwei Bücher in Kooperation mit Jason Starr geschrieben. Es ist ein wenig bedauerlich, dass gerade und nur das erste Buch dieser Kooperation jetzt es auf Deutsch erscheint, nicht dass es schlecht wäre, überhaupt nicht, der Ausschnitt verspricht eine gelungene Übersetzung und macht richtig Lust auf mehr, aber es nicht ganz typisch für Bruen.

Die Serie (Hard Case Crime) in der dieses Bruen/Starr Buch nun erscheint, wurde übrigens schon im Krimijahrbuch 2006 von Axel Bussmer besprochen. Man sieht also, welchen „transtemporären“ Wert die Krimijahrbücher haben.

Wer sich von Ken Bruen das erste Kapitel seines Buches The Cross vorlesen lassen möchte, hat -> hier Gelegenheit dazu.

bernd

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Filmposter

Movie Poster Addict zeigt anlässlich der bevorstehenden Oscar-Preisvergabe die Poster der bisher erfolgreichen Filme zwischen 1927/28 und 2007.

Nicht mein primäres Interessengebiet, aber interessant zu sehen wie der Stil der Poster sich über die Zeit verändert und wer alles erfolgreich war. Oben abgebildet zum Beispiel, How Green was my Valley (deutsch: So grün war mein Tal), ein wunderbares Buch über eine Jugend in einer Minenregion in Wales, ich wusste aber nicht, dass es da auch einen Film gab/gibt.

Mit Dank an Bill Crider.

bernd

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Schon seit längerer Zeit hatte ich vorgehabt, mich noch einmal mit den bekannten amerikanischen Krimipreisen zu beschäftigen. Die Bedeutung der Preise hatte ich schon ‚mal versucht zu erfassen. In mehreren Beiträgen möchte ich ihr Profil und ihre Präferenzen ein wenig einschätzen.

Dabei soll es um Edgar Awards, Anthony Awards, Agatha Awards, Macavity Awards, Hammett Prize, Barry Awards und Shamus Awards gehen.

Die Bedeutung die den Preisen zugemessen werden kann, habe ich noch einmal versucht zu beurteilen. Hierzu habe ich mittels zweier Suchmaschinen (Google und Ask Jeeves) Neueinträge US-amerikanischer Internetseiten des Jahres 2007 auf die Begriffe „Edgar Awards“, „Anthony Awards“, „Macavity Awards“, „Hammett Prize“, „Barry Awards“, „Shamus Awards“ „Edgar Award“, „Anthony Award“, „Macavity Award“, „Barry Award“ und „Shamus Award“ abgesucht. Award in Singular und Plural, da beide Verwendungen vorkommen.

Gewisse Ungerechtigkeiten lassen sich nicht vermeiden, schon alleine deshalb weil der Hammett Prize als einziger in nur einer Kategorie vergeben wird. Auch liefert Barry Award Ergebnisse für einen Filmpreis und die Jahresabgrenzungen sind bei Ask nicht ganz korrekt.

In den meisten Fällen ist der Unterschied zwischen Google und Ask nicht sehr groß. Die ermittelten Werte wurden gemittelt und die Werte für „Award“ und „Awards“ addiert. Dabei kommt, folgende mir plausibel erscheinende Reihenfolge ‚raus:

  • Edgar: 16310
  • Anthony: 5825
  • Agatha : 5240
  • Shamus: 3070
  • Barry: 1867
  • Macavity: 1724
  • Hammett: 806

Man kann also doch eine deutliche Hierarchie der Preise erkennen.

Nach meiner subjektiven Einschätzung der Preise sind Edgar Awards und Hammett Prize Kritikerpreise für anspruchsvollere Bücher; der Edgar beginnt am Anfang des Jahres mit der Bekanntgabe seiner Nominierten den Reigen und gibt ein wenig den Takt vor. Agatha und Shamus sind Spezialpreise, die sich jeweils an spezielles Segment des Marktes richtet; Cozys im Falle des Agathas und Detektivromane im Falle des Shamus. Macavity und Anthony sind Publikumspreise, also ein wenig mainstreamiger, ebenso wie der Barry, der bis 2006 von einer einzelnen Redaktion einer Zeitschrift, Deadly Pleasures Mystery Magazine und seit 2007 von deren zwei, vergeben wird.

Um zu versuchen, Profil und Präferenzen der unterschiedlichen Preise zu objektivieren, habe ich die Listen mit den Kandidaten genommen, die für die einzelnen Preise nominiert werden und die entsprechenden Bücher von 1997 bis 2007 gesammelt. Mit 1997 habe ich deshalb angefangen, weil zu dem Jahr der Barry das erste Mal vergeben wurde und weil vor 1997 die für den Anthony nominierten Bücher nicht mehr verfügbar sind. Edgar, Anthony, Barry und Shamus vergeben den Preis in unterschiedlichen Kategorien, insbesondere unterscheiden sie Bestes Buch und Bestes Taschenbuch. Da die Taschenbücher bei den anderen Preisen implizit enthalten sind und weil einige Autoren eine Karriere durchmachen, bei TB beginnen und bei Erfolg auf Hardcover wechseln, habe ich hier am Ende die Daten zusammengenommen. Die Bücher der Kategorie „Bestes Erstes Buch“ habe ich jedoch nicht berücksichtigt. Diese Vorgehensweise beruht auf einer Grundannahme.

Nämlich dass sich über die Jahre eine Art von Preisgeist bildet. Nun bin ich mir zwar bewusst, dass diejenigen die die nominierten Bücher aussuchen, wechseln, aber dennoch gewisse Rahmenbedingungen bleiben möglicherweise gleich. So werden die Jurys für den Edgar immer mehr Bücher gescreent haben (Elaine Flinn: 526+ Bücher als Juorin letztes Jahr), die Auswählenden für den Anthony immer von Lesern wie Du/Sie und ich bestimmt werden, so dass Preziosen hier kaum eine Chance haben und Agatha und Shamus immer ihre „Nischen“ bedienen.

Ich hoffe, dass die Auswertung in den Beiträgen der nächsten zwei Freitage nicht zu trocken ‚rüberkommt, aber ich finde die Ergebnisse sind ganz interessant.

bernd

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