Fortsetzung des Beitrag vom letzten -> Freitag.
Ein großer Unterschied zwischen den unterschiedlichen Krimipreisen lässt sich bei den Autoren und Büchern ausmachen, die berücksichtigt oder die erneut berücksichtigt werden.
Zusammenfassung
Für den Edgar wird ein Autor nur selten ein zweites Mal nominiert. Die Hälfte der nominierten Bücher, ein Drittel der Sieger sowie ein Drittel der Autoren finden bei anderen Preisen keine Berücksichtigung.
Wer einmal für den Anthony nominiert wurde, hat eine gute Chance ein zweites Mal berücksichtigt zu werden. Wie nicht anders bei einem Publikumspreis zu erwarten, finden die nominierten Bücher, die Gewinner und die favorisierten Autoren häufig auch bei anderen Preisen Zuspruch.
Der Agatha ist ein individueller Preis und berücksichtigt eine sehr eingeschränkte Zahl von Autoren, diese kommen dort häufig auch mehrmals zum Zuge, finden aber bei anderen Preisen nur wenig Aufmerksamkeit, lediglich die Gewinner hatten Bücher, die auch bei anderen Preisen nominiert fanden.
Der Shamus ist ein individueller Preis, der sich aus einem eingeschränkten Pool an Autoren bedient. Er nominiert Bücher und zeichnet Gewinner aus, die bei anderen Preisen nur wenig auftauchen. Die Auswahl der Autoren ist eigenständig und die Chance eines Autors ein zweites Mal berücksichtigt zu werden ist höher.
Der Macavity ist ein „opportunistischer“ Preis. Die nominierten Bücher und die Gewinner tauchen häufig woanders auf und, obwohl Autoren nur selten ein zweites Mal nominiert werden, der Preis bedient sich sehr stark aus dem allgemeinen Pool der Autoren, die bei Preisen immer wieder auftauchen.
Der Barry ist bezüglich Individualität und Bandbreite der Autoren ein Preis der Mitte. Einige Autoren finden ein zweites Mal Berücksichtigung und er teilt in einen gewissen Umfang Autoren, Nominierte und Gewinner mit anderen Preisen.
Der Hammett ist ein individueller Preis. Weitere Bücher eines einmal nominierten Autoren werden nur selten berücksichtigt. Die nominierten Bücher, die Gewinner und die Autoren finden bei anderen Preisen wenig Aufmerksamkeit.
Ausführliche Darstellung
1. Bandbreite der Preise in Bezug auf Autoren
Manche der Preise nominieren immer wieder Bücher von den selben Autoren, bei anderen Preisen haben Autoren kaum eine Chance, ein zweites Mal nominiert zu werden.
Wenn man jeweils die Zahl der in dem Zeitraum (1997 bis 2007) vertretenen Autoren der Nominierungslisten durch die Zahl der nominierten Bücher dividiert, erhält man als Ergebnis, die durchschnittliche Zahl der Bücher die von einem einzelnen Autor in diesen elf Jahren für den jeweiligen Preis nominiert wurden.
- Edgar 1,21
- Hammett 1,22
- Macavity 1,26
- Barry 1,31
- Anthony 1,51
- Shamus 1,54
- Agatha 2,07
Jeder Autor der für den Edgar nominiert wurde, hat in den elf Jahren 1,2 Bücher zur Nominierung des Edgars (Taschenbuch oder Bestes Buch) gebracht und jeder Autor der für den Agatha nominiert wurde, hat in der Zeit 2 Bücher zur Nominierung des Agathas gebracht. Das drückt sich auch in einem anderen Wert aus. Die Wahrscheinlichkeit eines Autors, dass in diesem Zeitraum mindestens ein zweites seiner Bücher für den gleichen Preis nominiert wurde, beträgt
- Edgar 15%
- Macavity 16%
- Hammett 18%
- Barry 26%
- Anthony 29%
- Shamus 31%
- Agatha 46%
Beim Agatha wurde also von fast jedem zweiten Autoren, von dem ein Buch nominiert wurde, auch ein zweites Buch nominiert. Bei Edgar, Macavity und Hammett gilt das nur für circa jeden sechsten Autoren.
Je größer die beiden Werte sind, desto weniger unterschiedliche Autoren fanden bei dem jeweiligen Preis Berücksichtigung, desto enger ist also die Basis von Autoren auf die bei der Nominierung und folglich bei der Preisvergabe zurückgegriffen wird. Wenig überraschend ist die Basis an Autoren auf die Spezialpreise wie Shamus und insbesondere Agatha zurückgreifen, deutlich schmaler als bei den Kritikerpreisen, wie Agatha und Hammett. Auch Publikumspreise, wie Agatha und Anthony scheinen hier eingeschränkt zu sein. Da Agatha sowohl ein Publikumspreis als ein Spezialpreis ist, ragt er möglicherweise in dieser Aufstellung heraus.
2. Beziehungen von Krimipreisen zueinander
In welcher Beziehung stehen die Bücher und die Autoren deren Bücher für die einzelnen Preise nominiert werden. Gibt es hier Preise, die sich mehr ähneln ? Preise, die sich von den anderen abgrenzen ? Sind gar, da doch alle Preise die besten Bücher suchen, die Preise sich alle ähnlich ?
Die erste Frage ist die nach der Eigenwilligkeit von Preisen. Inwieweit nominieren also bestimmte Preise Bücher, die bei anderen Preisen nicht vorkommen. Der Prozentsatz an Büchern die nur für einen einzelnen Preis nominiert wurden, beträgt.
- Macavity 24%
- Anthony 28%
- Edgar 44%
- Barry 48%
- Hammett 60%
- Shamus 72%
- Agatha 75%
Bei den Gewinner der jeweiligen Preise liegt der Prozentsatz der Bücher, die für keinen anderen Preis nominiert worden waren bei
- Anthony 20%
- Macavity 20%
- Barry 25%
- Edgar 35%
- Agatha 45%
- Shamus 70%
- Hammett 80%
Die Zahlen zeigen zweierlei. Zum einen gibt es höchst individuelle Preise, die Bücher nominieren und auszeichnen, die von den Jurys anderer Preise nicht wahrgenommen werden. Agatha, Shamus und Hammett gehören dazu. Ganz anders ist der Sachverhalt bei Anthony und Macavity, diese könnte man als opportunistisch bezeichnen. Der Edgar steht ein wenig dazwischen, hier spielt meiner Meinung auch eine Rolle, dass der Edgar als wichtigster Preis auch eine Vorbildfunktion hat und dessen Vorschläge von anderen Preisen aufgegriffen werden.
Agatha und Barry nominieren zwar gerne Bücher, die bei anderen Preisen keine Chance haben, aber diese Autoren gewinnen eher selten. Hammett und Shamus halten ihre Eigenwilligkeit bis zum Gewinner aufrecht.
Wenn man jetzt auf die Autoren kuckt, und fragt wie viele in dem betrachteten Zeitraum von 11 Jahren nur von einem der Preise berücksichtigt wurden, bekommt man folgende Ergebnisse
- Macavity 9%
- Anthony 25%
- Barry 31%
- Edgar 35%
- Agatha 46%
- Shamus 58%
- Hammett 60%
Das Ergebnis entsprecht einigermaßen den vorigen. Insbesondere Macavity ist ein Preis der sich aus einem Pool allgemein populärer Autoren bedient; Hammett und Shamus gefolgt von Agatha sind dagegen Preise, die stark auf „ihre eigene“ Autoren setzen.
bernd