Eigentlich wollten sie nur mal den dicke Larry machen, rein mit dem Auto ins ausschließlich von Schwarzen bewohnte Gebiet, dort mal kurz aus dem Auto „Nigger“ gebrüllt und wieder raus. Aber es kommt anders, am Ende ist einer der Maulhelden tot, ein anderer für Leben gezeichnet und der dritte geflüchtet.
Diese Szene aus dem Jahr 1972 steht am Anfang des Buches und bestimmt dieses im Weiteren. Vierzig Jahre später hat sich die Welt geändert, die Rassen kommen nicht immer gut, aber doch besser und vor allen Dingen vertrauter miteinander aus, Drogen haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sich die Stadt veränderte und statt Vietnam bestimmt Irak das Leben vieler junger Männer (und einiger Frauen) und ihrer Familien.
Die Ruhe, die die damals Beteiligten gefunden hatten, kommt zu einem Ende als einer von Ihnen beschließt, Kasse zu machen. Er ist ja nicht mehr der Jüngste, hat keinen Job erlernt und die Machoposen von Einst, sie kommen auch nicht mehr so authentisch ‚rüber.
Es sind viele vertraute Elemente in The Turnaround. Insbesondere die ersten sechzig Seiten enttäuschten mich bei aller stilistischen Qualität ein wenig, die Arbeit in der Küche des Restaurants, die raschen Wechsel der Perspektive zwischen Personen von denen der Leser ahnt, dass sie aufeinander zusteuern, ja selbst die Charaktere, alles Elementen die Pelecanos immer wieder verwendet. Das ändert sich, als er in die Gegenwart wechselt. Natürlich, Pelecanos kann da wohl nicht aus seiner Haut, es sind überwiegend Gutmenschen, die da auftreten und von einem Bösewicht aus ihrer Ruhe gerissen werden, aber warum eigentlich auch nicht, es muss ja einen Grund haben, dass die Welt nicht mehr so ist, wie Pelecanos sie auf den ersten 60 Seiten beschreibt.
Pelecanos ist in der Gegenwart angekommen, der Irakkrieg und seine Folgen für die körperliche und seelische Unversehrtheit ebenso wie die Angst und die Sorgen der Angehörigen (heutzutage, anders als bei Brecht nicht nur Mütter), er ist ein wichtiges Thema. Dabei richtet Pelacanos nicht, aber es ist ein Ton der zwischen Patriotismus und Verzweiflung liegt.
Es ist mit seinen unterschiedlichen Perspektiven (und nicht nur die des Erzählers) ein vielschichtiges und deshalb überzeugendes Buch. Pelecanos erzählt mit einer unaufdringlichen Selbstverständlichkeit und Effizienz, die immer wieder beeindruckt, dabei ist die Rasanz und der „Streettalk“ von früher gewichen, vielleicht spricht Sarah Weinman deshalb auch von der mittleren Schaffensperiode des Autors, die wir seit dem letzten Buch (deutsch: Der Totengarten) beobachten dürfen.
Eines scheint mir aber dieses Buch jedoch nicht zu sein: Das Buch eines Pädagogen. Es ist das Buch der Beobachtung und der stillen Hoffnung und ein Buch das mehr das Gemeinsame als die Schranken betont. Pelecanos, der Sohn griechischer Einwanderer, mit einer Afroamerikanerin verheiratet und gemeinsam mit ihr zwei Kinder habend, er ist wohl mehr als viele andere berechtigt, dieses zu tun.
bernd
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