Einen saftigen Thriller mit internationaler Intrige und einem US-Präsidenten, der sich von den stillen Helden des Landes aushelfen lassen muss, erwartet man, wenn man den Text auf der Rückseite des Buches gelesen hat. Kein Wunder also, dass es eine längere Zeit ungelesen in meinem Regal lag.
Zum Glück jedoch ist Choke Point anders als versprochen. Natürlich geht es auch hoch her. Eine Handelsallianz soll geschmiedet werden. China, Taiwan und die USA wollen eng zusammen arbeiten und damit dieses gelingt, war Big Jake Raynerson, nebenbei einer der reichsten Männer der Welt, vom Präsidenten gebeten worden, im chinesische Spielerparadies Macao ein Hotel zu bauen. Ganz klar, solche weltpolitischen Ereignisse, mögen sie auch noch so geheim sein, rufen Gegner auf den Plan. Zuerst wird nur der Bau sabotiert, dann ist auch Big Jake selber dran.
Um diese Allianz zu würdigen, bedarf es natürlich eines besonderen Zeichens, das an die Volksrepublik übergeben werden soll. Der geheime Transport dieses Kulturgutes muss organisiert werden. Nicht das erste Mal bedient sich die Familie Raynerston für solche Botendienste der Hilfe Boris Leonidovichs, dessen Spezialität hochriskanten Spezialtransporte sind und der das Gut nach Macao und weiter nach Peking bringen soll.
Mitten im Buch passiert es dann, eigentlich erwartet man ja einen James Bond Dreh, angelassen hat’s sich wie ein Whodunnit, die Drahtzieher müssen schließlich gefunden werden, doch plötzlich entwickelt sich die Geschichte ganz anders als erwarten und es entwickelt sich ein sehr intimes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Leonidovich und Raynerstons Tochter auf der einen Seite und einer wildgewordenen Söldnertruppe und dem Drahtzieher der Sabotageakte auf der anderen Seite.
Insbesondere ist es aber der Ton des Buches, der einen überrascht und der nicht ohne Weiteres zu einem untraseriösen Thriller passt. Ständig ist ein neckisches Augenzwinkern zu spüren, mit dem die Dramatik zwar nicht gebrochen, aber auf eine sehr angenehme Art unterbrochen wird. Leonidovich und Rayberston frotzeln nicht nur miteinander, sondern die Perspektive wechselt auch zu dem Anführer der Söldnertruppe, die mit allerlei technischen Gerät und militärischer Präzision den beiden zu Leibe rücken will, und zwischen dessen Selbstwahrnehmung und der Realität klafft eine, im Verlauf des Buches größer werdende Lücke.
Es ist ein Buch, dass trotz der Gewalt und trotz der Dramatik eine Laidback-Atmosphäre vermittelt, hierzu trägt auch Leonidovich selber bei. Der ist so eine Art patenter Alleswisser, der durchaus Angst zeigt, aber in Notsituationen immer das richtige tut und ansonsten gepflegt Buck-Zitate austauscht, zwar kein Chinesisch kann, aber die regionale Sprachvariante (Kantonesisch) der Begrüßung versteht usw usf.
Diese Art von Bücher sind gar nicht so leicht hinzubekommen. Es ist spannend, wenn es drauf ankommt, witzig, wenn die Geschichte es zulässt und intelligent aufgebaut, denn im Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Parteien muss auch Leonidovich immer wieder erleben, dass der Gegner mehr mitdenkt als er gerne hätte.
bernd