Jim Crow war keine reale Person, sondern eine Figur des afro-amerikanischen Varietes im 19. Jahrhundert. Sie wurde zur Bezeichnung eines Abschnitts der US-amerikanischen Geschichte. Ohne benannt zu werden, ist Jim Crow auch Akteur in vielen US-Amerikanischen Krimis.
Nachdem die Nordstaaten (Union) gegen die Südstaaten (Konföderierte) 1865 den amerikanischen Bürgerkrieg gewonnen hatten, wurden den Schwarzen zahlreiche Rechte zugestanden. Im 13. Zusatz (Amendment) zur Verfassung wurde die Sklaverei abgeschafft, im 14. Zusatz wurde das Recht verbrieft, Bürger der USA zu werden und im 15. Zusatz das Wahlrecht für schwarze Männer eingeräumt.
Die Zeit zwischen 1865 und 1877 wird allgemein als Reconstruction bezeichnet, in dieser Zeit wurden die Südstaaten gewissermaßen durch den Norden verwaltet und es wurde versucht die Rechte der Schwarzen durchzusetzen. Die ehemaligen Sklaven waren schließlich mittellos, hatten kein Land und waren mit einer weißen Übermacht konfrontiert, die auch vor Massenmorden nicht zurückschreckte (Memphis, 1866; New Orleans, 1866; Louisiana, 1868; Clinton 1875 -> hier).
Die Reconstruction endete mit der Wahl des Republikaners Rutherford B. Hayes zum US Präsidenten. Zwischen ihm und dem demokratischen Kandidaten war es zu einem Patt bei der Wahl 1876 gekommen. Hayes ließ sich mit den Stimmen der demokratischen Wahlmänner aus dem Süden wählen und gab im Gegenzug den Demokraten Handlungsfreiheit im Süden – damals waren die Republikaner die Fortschrittlichen; erst in den 30 Jahren des 20. Jahrhunderts unter F.D. Rooseveld änderte sich die Einstellung der Demokraten; noch heute gibt es deshalb im Süden Parteimitglieder der Demokraten, die wie selbstverständlich republikanische Kandidaten wählen.
In der Folge etablierten sich im Süden (aber nicht nur dort) die Jim Crow Gesetze, die auf dem Prinzip separate but equal beruhten. Grundlage dieser Gesetze war der prinzipielle Zugang zu allen Institutionen des öffentlichen Lebens, wie Schule, Verkehrsmittel, Restaurants durch Schwarze bei radikaler Trennung von Weiß und Schwarz. Schwarze durften nicht in Eisenbahnwagen, die für Weiße vorgesehen waren, mussten separate Toiletten benutzen, „All marriages between a white person and a negro, or between a white person and a person of negro descent to the fourth generation inclusive, are hereby forever prohibited.“ Beispiel aus Florida, usw usf (zahlreiche Beispiele -> hier).
Immer dann wenn Schwarze diese Regeln verletzten, konnten sie inkriminiert werden, mit anderen Worten: Es herrschte die helle Willkür.
So kam es dann, dass die Staaten des Nordes als Paradies angesehen wurden und eine massive Flucht in den Norden einsetzte:
[…] many referred to the North as „The Promised Land“ Young Richard Wright, who became an internationally acclaimed writer, remembered how the North kept hope alive during the dark days of his childhood in the deep South. „The North symbolized to me all that I had not felt or seen; it had no relation to what actually existed. Yet by imagining a place where everything is possible, it kept hope alive inside of me.“
Aus The Rise and Fall of Jim Crow.
Die Bücher Walter Mosleys sind voll mit solchen Menschen. If He Hollers Let Him Go von Chester Himes erzählt, wie relativ solche Hoffnungen sind.
Besonders empfindlich wurden die weißen Männer, wenn es um „ihre“ Frauen ging. Schon der Verdacht gegen einen schwarzen Mann, dass er mit einer weißen Frau, womöglich auch noch mit ihrer Einwilligung, engeren Kontakt hatte oder sie auch nur „unangemessen“ behandelte, konnte tödlich für ihn sein (siehe Joe Lansdales The Bottoms (deutsch: Die Wälder am Fluss)). So war dann ein entscheidendes Ereignis, welches zum Ende der Segregation führte, der Tod Emmett Tills. Der 14 jährige Junge war von Weißen gelyncht worden, nachdem er eine/r Weiße angesprochen/nachgepfiffen hatte – siehe das Interview zwischen Lansdale und Andrew Vachss über dessen Two Trains Running.
Seit 1967 gelten die entsprechenden Gesetze als abgeschafft.
bernd
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