(Deutsch: Der Totenmeister)
Es ist schon eine gewaltige Herausforderung, wenn man, wie Nick Stone mit Mr. Clarinet (deutsch: Voodoo), einen Erstling hatte, der nicht nur kommerziell erfolgreich war, sondern auch von Kritikern, Kollegen und Lesern einhellig gelobt wurde, dann ein nächstes, zweites Buch zu schreiben, welches ebenfalls auf diesem Niveau ist.
Aber Nick Stone scheint es in sich zu haben. The King of Swords ist nicht nur auf dem Niveau des Vorgängers, es ist auch stilistisch anders, eigenständig also. Fast könnte man meinen, Stone hätte hier ein wenig experimentiert. Ein wenig Hiaasen (am Anfang gleich eine gut durch komponierte Szene), etwas mehr Ellroy und dazu natürlich wieder die Voodoo-Kultur Haitis ergeben in meinen Augen ein spannendes, atmosphärisch dichtes Buch und zeugen von der Könnerschaft des Autors.
King of Swords ist zeitlich der Vorgänger zu Mr. Clarinet (Prequel nennt sich das wohl), Max Mingus ist noch bei der Polizei in Miami angestellt und gilt in der Abteilung als kommender Star, der von seinem Chef als Nachfolger aufgebaut wird. Miami ist das Einfallstor für lateinamerikanische Drogen und die Szene dort fest in der Hand der Kolumbianer und anderer Drogenbarone. Mingus Chef führt sowas wie einen Privatkrieg gegen diese Mächte und schert sich dabei weder um Recht noch um Rechtmäßigkeit. Nach dem großen Vorbild der Polizei von Los Angeles (!) will er seine Abteilung umbauen, Typen wie der Partner Mingus, die moralisch aufrecht ihren Job versehen, haben da keinen Platz mehr.
Mingus selber hat dieses Spiel bisher klaglos mitgespielt und seine eigene Art gefunden, damit umzugehen. Nun jedoch gerät er an einen Fall, den er nicht einfach lösen will, sondern der der Öffentlichkeit in all seiner Abscheulichkeit mit Dutzenden von Leichen, allesamt brutal hingerichtet und Tätern-Opfern mit Voodoo-Cocktails und zerschnipselten Tarotkarten im Magen, gezeigt werden soll.
King of Swords ist nichts für den eiligen Leser, auf 550 kurzweiligen Seiten entwickelt Stone sein Buch, dessen Kern die geheime Arbeit zweier Polizisten gegen ihren Chef ist, jeder (im Stil Ellroys) mit seiner eigenen Agenda und alle mit großer Intensität dargestellt. Drumherum die haitianische Kultur, der Kampf der Ethnien (Schwarz, Weiß, Latinos) gegeneinander und der Versuch der Weißen ihre Dominanz wieder zu erlangen. Es ist kein Buch für Zartbesaitete, der Kulturkampf wird äußerst brutal geführt und so atmosphärisch übersteigert wie Stone die haitianische Voodookultur schildert, so schildert er auch das Morden und Töten. Der Kampf gegen die Drogenclans dieser Welt ist hart und grausam, irgendwie scheint unter Autoren der Konsens zu bestehen, dass die USA zur Entwicklung der Drogensituation beigetragen haben, Stone teilt offensichtlich diese Sichtweise.
King of Swords zeigt, dass er als Autor noch dazu gewonnen hat. Es ist äußerst spannend, wohl komponiert, faszinierend düster und endet furios.
bernd
Kleine Ergänzung:
Das Buch soll – dies ist kein Scherz- am 01. April 2009 in deutscher Übersetzung erscheinen.
Gruß
thomas
Danke an Euch beide für die interessante Rezension und den Hinweis auf das Erscheinungsdatum. Der Titel ist jetzt auf meiner To-Buy-Liste notiert.
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