Ray Drudgeon ist Privatdetektiv in Chicago. Er wirkt wie ein Nachfahre Philip Marlowes. Dieses meinte man auch schon im Vorgängerbuch und Erstling des Autors Big City, Bad Blood zu spüren. Ansonsten, so kann man erfreut feststellen, hat Trigger City mit dem Buch, welches im letzten Jahr für viel Furore sorgte, stilistisch gar nicht so viel gemein. Mit der Freundin, die einfach nicht in ständiger Angst um ihn leben will, scheint auch ein wenig der Impetus Rays abhanden gekommen zu sein. Trigger City ist im Vergleich wenig Thriller, Ray verletztlicher und das Buch mehr für Verschwörungstheoretiker geeignet.
Ray wird von einem pensionierten Oberst gebeten, den Tod der Tochter aufzuklären. Eigentlich scheint die Sache klar. Die Tochter hat die Buchhaltung einer größeren Firma geleitet und wird eines Tages von einem Programmierer, den sie angestellt hatte, erschossen. Kurz danach begeht der Täter Selbstmord. Der Ablauf, wie gesagt, ist unstrittig, doch die Motivation des Täters, die Beziehung zwischen ihm und der Tochter wünscht der Vater aufgeklärt.
Schnell stellt Ray fest, dass hinter dem Fall wohl mehr steckt als eine persönliche Beziehung zwischen Opfer und Täter. Die Informationen, die Ihm die Menschen geben, die Opfer und Täter kannten, scheinen alle nicht ganz wahr zu sein. Er merkt, dass er beobachtet wird und dann irgendwann erhält er auch den Hinweis, dass es lukrativer für ihn wäre den Fall fallen zu lassen.
Man könnte sagen, Trigger City ist ein Privatdetektivkrimi mit Elementen des Spionageroman. Was da am Ende ‚raus kommt, speist sich aus der damalige (2008) Paranoia der US-Bürger, die Dienste der USA überschritten gelegentlich Grenzen. Diese Geschichte entwickelt Chercover streng nach den Spielregeln des Noirs, weit weniger demonstrativ als es zum Beispiel eine Sara Paretsky tut. Die Art und Weise, wie Chercover das macht, ist geschickt. Da wird wenig souffliert, sondern eher stillschweigend entwickelt sich die Paranoia im Buch.
Die Figur Rays passt sehr gut dazu. Der braucht eigentlich gar keine Paranoia, sein Leben genügt da vollkommen. Die abhanden gekommene Freundin, die Polizei, die sein Tun mit Missfallen beobachtet und ein Fall, der sich ganz anders entwickelt, da kommen Mitspieler hinzu, von deren Existenz man am liebsten gar nicht wüßte.
Vielleicht kein besonders innovatives Buch, mit einem Privatdetektiv, der innerlich und äußerlich unter Druck steht, aber ein gut gemachtes. Auch wenn eine allgemeine Bedrohung ständiger Gast in Big City, Bad Blood war, ist Trigger City erfreulich anders als der Vorgänger.
bernd