Es gibt Bücher, die wachsen langsam zu einem hin, erst merkt man, die sind gut, dann merkt man, die sind besser und irgendwann, vielleicht auch erst zum Ende hin oder danach, wenn man sie noch einmal Revue passieren lässt, bekommt man so richtig viel Respekt vor ihnen, Dahlia’s Gone von Katie Estill ist so ein Buch. Es gibt aber auch Bücher, die rasen nicht-abgeregelt, vollspeed ins Hirn. Erste Seite man merkt, die werden gut, erstes Kapitel, man merkt, da passiert was besonderes – Calumet City ist so ein Buch.
Patti Black ist Polizistin bei der TAC (tactical unit) in den Strassen des 6. Distriktes Chicagos, seit 17 Jahren, einst war hier ein weißes Arbeitermilieu, dann schwarzes Arbeitermilieu, nun ist hier ein Ghetto. Das Leben auf der Straße ist tough, die Körpersprache muss hart, unmissverständlich und aggressiv sein, ansonsten droht der Angriff der Straße. Seit 17 Jahren versucht sie aber auch mit ihrer Vergangenheit umzugehen und die Dämonen der Erinnerung in Schach zu halten.
Die Ereignisse, die das Buch beschreibt, kommen in Gang, als nach einer (missglückten) Polizeiaktion die Leiche ihrer Pflegemutter eingemauert im Keller eines Hauses gefunden wird. Gleichzeitig ist da einer unterwegs und macht Jagd auf Patti. Einer, der ihre innersten Geheimnisse rauskriegen will, und herauszufinden versucht, wo sie sich aufhält – in ihrer Wohnung war er schon.
Patti ist überzeugt, hinter all dem steckt ihr Pflegevater und die Dämonen in ihrem Kopf beginnen zu singen und zu tanzen. An diesem allein schon könnte sie zerbrechen und sie sehnt sich mehr als einmal nach der Flasche, die einst vorübergehend Frieden brachte. Der Wahn nimmt noch etwas zu, als eine ihr nahe stehende Person bedroht wird.
Gleichzeitig will das FBI dem Chef der chicagoer Polizei an den Kragen und der Weg, so meint es, führt über Patti, die zudem unter Feuer steht, weil auch Internal Affairs sie für die Ereignisse um die Polizeiaktion drankriegen will.
So ein Cocktail von äußeren und inneren Druck ist ja nun nicht ganz ungewöhnlich, aber die Darstellung der Reaktion Pattis ist heftig: Dieses Buch sollte man nur mit Handschuhen lesen, die Seiten sind so voll mit Adrenalin, angst, Wut und Zorn, dass einem ansonsten die Hände weggeätzt werden. Wer als Leser eine sympathische Hauptfigur im Buch haben möchte, sollte einen großen Bogen machen, nicht dass sie nicht eigentlich sogar eine nette Person sein könnte (im Prinzip), aber ihr Antrieb, ihr Anker in diesem Chaos ist die Gewalt.
Der Anfang des Buches machte jedoch ein anderes Versprechen. Hier scheint eine Sprache auf, so knapp und doch streetlike poetisch, dass man aufhorcht. Und das schönste ist, das Buch löst dieses Versprechen ein, bis zum Schluss.
Wenn Fisherman’s Friend ein Buch schriebe, so sehe es aus. Komplex, unmittelbar sprachlich brillant: Der erste, ganz große Höhepunkt des Lesejahres.
bernd
„Dämonen der Erinnerung“. Ts, ts, ts.
Ich wusste es.
Aber „leider“ passt es hier !
Fisherman’s Friend ätzt beim Lesen die Hände weg: inmittelbar.
Kann man, verehrter Herr Dr., Adrenalin auch äußerlich anwenden?
Nix für ungut!
Jo, klingt interessant, macht neugierig.
Wenn Du magst Jürgen, kannst Du es auch auch Französisch, Italienisch oder Niederländisch lesen -:(
wääääääh
Wo bleibt die Sanskritausgabe ?
Die kommt nach der lateinischen !
Die Beschreibung für das Buch hört sich echt spannend an. Ich liebe Bücher dieser Art und kann nichts anderes als sie zu verschlingen.Meine größte Sucht ist meiner Lieblingsautorin Joy Fielding gewidmet. Als ich das erste mal ein Buch von ihr las (Lauf Jane, lauf) musste ich mir eins nach dem anderen von ihr zulegen und warte bis heute immer wieder gespannt auf neue Romane von ihr.Kennst Du die Bücher von ihr? Du musst sie unbedingt mal lesen und dann berichten, wie Du sie fandest!
Da ich jetzt auch wieder ein Buch von Joy Fielding ausgelesen habe, werde ich mir nun Calumet City zulegen…:-)
Ist das jetzt peinlich ? Den Namen der Autorin kenne ich, aber ich habe bisher noch nie ein Buch von ihr gelesen.
[…] Calumet City von Charlie Newton […]
[…] Mehr als bei anderen Krimipreisen kann man beim Edgar neue hervorragende Bücher entdecken. Calumet City von Charlie Newton ist ein aktuelles Beispiel, The Kind One ist ein anderes. Dessen Autor, Tom […]
[…] Calumet City von Charlie Newton […]
[…] Calumet City von Charlie Newton […]
[…] Calumet City von Charlie Newton […]