Während man in Deutschland kauft und (die etablierte Kritik) schweigt – alleine dpr scheint über Stieg Larssons Trilogie Verblendung, Verdamnis, Vergebung, zu diskutieren (auch -> diese ist immer noch sehr schön zu lesen) – ist die Diskussion im englischsprachigen Bereich etwas lebendiger. Angefangen hat es wohl mit der überschwänglichen Besprechung Ali Karims, der schon Dezember 2007 über das erste Buch schrieb „but already I’m thinking this could be remembered as the best crime novel of 2008.“ und jüngst zum zweiten Buch an anderer Stelle kommentierte: „I just sit and wait for the reaction to Vol II, which for my money is one of the greatest novels of crime fiction I’ve ever read„. In Karims Überschwang gibt es dann noch ein sehr glühendes Interview mit dem Vater zu lesen, der mitteilte, das er das Talent des Sohnes schon sah, als dieser noch ein Kind war und eines mit Christopher MacLehose, dem Herausgeber der Bücher, in dem wir zu erkennen meinen, dass die Anglophonen gelegentlich glauben, sie seien alleine auf diesem Erdball – Tatsache bleibt aber, dass der zweite Band auf der Couch schon gefeiert wurden, als Ali Karim den Autor noch gar nicht kannte.
Anderswo kann man dann so halb ernst gemeinte Hinweise lesen, wie den dass Larsson wohl den Nobelpreis verdient hätte:
The Swedish Academy, which awards the Nobel Prize in Literature, has not yet asked my opinion. But when they do, I’ll advise the distinguished committee that the world’s most prestigious literary award for 2008 should go to Stieg Larsson.
Wenig überraschend also, dass das Buch derzeit auf einigen Jahresbestenlisten zu finden ist – und ein Kandidat für den Anthony ist (?). Überraschender war da schon, dass das Buch für den Duncan Lawrie International Dagger nominiert war und nicht gewann.
Dagegen ist Uriah Robinson jemand, der skandinavischen Krimis schon etwas länger liest und der auf Larssons Bücher deutlich zurückhaltender reagiert, „The Girl With The Dragon Tattoo was in my opinion a rambling, poorly constructed novel with one redeeming feature the character of Lisbeth Salander.“ während Declan Burke genau über diesen Charakter schreibt: „The Lisbeth character, meanwhile, came on like a goth Modesty Blaise who was simply too good to be true.“ wenig verwunderlich also, dass er das Buch nach 120 Seiten gelangweilt beiseite gelegt. Er wird von Robinson mit folgendem Hinweis an den Verlag zitiert: „yank out the first 160 pages, or pulp the first book and just gives us the best stuff.„. Susan Cohen würde ihm da vielleicht sogar zustimmen:
‚This is easily one of the worst books I have ever read.‘
And bear in mind that I’ve read John Grisham.
Scheint doch so zu sein, als wenn Larsson es wie wenige schafft die Leser zu polarisieren. Ich selber habe die Bücher nicht gelesen, wüsste jetzt aber auch nicht, weswegen ich es tun sollte (außer um „mitreden“ zu können). Von den Lobenden wird da gerne der Vergleich zu Mankell gezogen, einzelne Zitate dprs scheinen das zu bestätigen. Das ist allerdings ein gutes Argument Larsson nicht lesen zu wollen, nicht dass Mankell direkt schlecht wäre, aber auf Geschwätzigkeit hab‘ ich jetzt nicht so eine Lust. Und überhaupt, wozu lese ich die Meinung anderer Leute ? Bei der Beurteilung von Büchern gibt es selten große Unterschiede zwischen dpr und mir (Peter Temples Broken Shore fiele mir ein) und Declan Burkes Meinung schätze ich auch sehr.
bernd