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Archive for April 2008

Wer wird’s ?

Meine Tipps für die Gewinner der Edgar Awards sind ja nun draussen. Andere ziehen nach. So setzt J. Kingston Pierce eher auf The Yiddish Policemen’s Union als Bestes Buch und In the Woods als Bestes erstes Buch und The Hungry Detective setzt auf Soul Patch als Bestes Buch, ebenfalls auf „In the Woods“ als Bestes erstes Buch und auf „Blood of Paradise“ als Bestes Taschenbuch.

bernd

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OK, die Beiträge über Amstetten kann man zum jetzigen Zeitpunkt einstellen, erbarmungslos beginnt Flachsinn sich breit zumachen. Zeit, wenn man so will für Grundsätzliches, zum Beispiel für die Frage, ob die Welt nur besteht um literarisiert zu werden, wie anderswo „behauptet“ wird. Leider fehlt für eine gründliche Darstellung die Zeit, vielleicht Freitag.

Also Themenwechsel:

Derek Nikitas, von mir jetzt schon hoch geschätzter Autor, hatte sich letzte Woche bei murderati über eines der derzeitigen Lieblingsthemen der Bloggerszene Gedanken gemacht.

What the hell is a literary thriller, anyway?

Der Text zeigt nicht nur, die Entscheidungen die Nikitas als Autor machen meint zu müssen, sondern es ist nebenbei auch noch einer der besten Texte, den ich zum Thema „literarische Krimis“ ich kenne.

Faire Sache eigentlich, so findet er, die Literatur hat das höhere Prestige und das Krimigenre die höhere Auflage. Ansonsten sei die Diskussion irritierend, schließlich verstehe er sich als literarischer Thrillerautor, aber „Even in my own head, there’s always a negotiation between techniques that separate some of the things people talk about when they talk about ‚literary versus genre.‘ I try to marry them together, but sometimes it’s a shotgun wedding. Sometimes somebody gets a couple fingers blown off.„.

Kaum auszumachen sind die Schlachten, die da in seinem Kopf stattfinden. Sprache zum Beispiel, natürlich gibt es Elmore Leonards Vorgaben „[…] workmanlike language, useful because it coveys information clearly and calls no attention to itself.“ aber ihm ist doch mehr nach einem stilisiertem Vorgehen “ […] the human mind is supple enough to imagine a fantasy world and admire language, both at the same time. Stylized language is perhaps the most direct reason why I take so long to write.„.

Oder die Darstellung der Emotionen der Protagonisten. Natürlich kann man das Blut des Lesers mit überzeichneten Darstellungen zum Kochen bringen, aber die Nuancen eines Charakters herauszuarbeiten sei sehr einsichtsvoll: „It is very much like looking at an ordinary object through a microscope and discovering a fascinating world of microbes you did not know was there.“ [Ja, das verstehe ich !]. Ein wenig hat das natürlich auch damit zu tun, dass man mit seinen Qualitäten angeben möchte.

Aufgrund der Genrekonvention wird der Täter häufig erst am Ende des Buches demaskiert, flachbrüstige küchenpsychologische Erläuterungen über dessen Charakter sind häufig die Folge: „These summarized pathology reports rarely give the character more dimension. Instead, they tend to flatten the character and his motivations into a brief newspaper clip, much like obituaries do.“ Bücher wie Michael Connellys The Poet, Dennis Lehanes Mystic River oder Psycho litten darunter, dass der Leser, wenn er den wahren Charakter der Täter vor der Auflösung gekannt hätte, diesen eben auch frühzeitig als Täter identifiziert hätte.

Ein anders Thema ist die Auflösung als solche. Viele Leser sehnen sich nach einem schlüssigen Ende, in dem alle Stränge zusammengeführt werden (Tana French hat einige Kritik einstecken müssen, weil sie diese „Regel“ nicht befolgte), Nikitas bevorzugt offene Enden, sie lassen Raum für andere Weltsichten.

Wer solche Blogeinträge schreibt, schreibt auch gute Bücher. Ein Mann mit großen Zukunftsperspektiven.

bernd

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Katie Estill ist eine interessante Autorin, deren erstes Buch, Evening Would Find Me 2000 bei Joyce Carol Oates‘ Ontario Review Press erschienen war. Letztes Jahr kam Dahlia’s Gone auf den Markt. Ein Buch, welches für den Hammett nominiert ist und wenn es auch vermutlich keine Chance hat, von beglückender Qualität ist. Dass auch dieser Name in Zusammenhang mit Joyce Carol Oates auftaucht, scheint mir kein Zufall zu sein. Die Besprechung des Buches findet sich, wie immer bei -> wtd.

Die Homepage der Autorin findet sich -> hier (mit, man mag ja drüber denken wie man mag, aber diese in den USA populären Teile zeigen doch eine gewisse Anteilnahme am Leser, einem Führer für -> Lesegruppen).

bernd

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Nein, es ist keine Geschichte was die -> SZ berichtet, sondern wahr:

Ein Mann (72 J. alt) hält seine Tochter 24 Jahre im Keller eingesperrt, zeugt „mit ihr“ sieben Kinder, von denen eines bei der Geburt verstirbt, drei ebenfalls ihr ganzes Leben im Keller bleiben (19, 18, 5 J. alt) und drei von dem Mann und seiner Frau mit aufgezogen wurden.

Die Oma will die Jahre nichts mitbekommen haben, den Nachbaren hatte der Mann erzählt, die Tochter sei verschwunden bzw. lebe bei einer Sekte und hätte die Kinder vor die Tür gelegt.

Was muss sich dort abgespielt haben … welcher Schriftsteller übernimmt einen Versuch der Darstellung ?

bernd

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In der Serie über die diesjährigen Kandidaten für die Edgar Awards, schaue ich mir zum Schluss die Bücher an, die für die Kategorie „Bestes Buch“ des Edgars nominiert sind, also:

Die fünf Büchern der „haute categorie“ des Edgars haben eines gemeinsam: Sie streben zum Literarischen und werden von Lesern des Krimimainstreams mit Zurückhaltung betrachtet.

Zwei der Bücher sind von renommierten Schriftstellern, die außerhalb des Genres groß geworden sind. “ […]es gibt Stellen in seinem Buch, ganze Passagen, da erteilt er der Gattung Kriminalroman Nachhilfe „, schreibt Franz Schuh über die Sprache in Benjamin Blacks Christine Falls. Ein Buch, das gemacht wirkt, als wenn Black (The artist formerly known as Banville) sich eine Checkliste mit Genrespezifika angelegt hatte, die es abzuarbeiten galt. So ist es auch kein Wunder, dass das Buch an Klischees zu ersticken droht und bei der überbordernden Sprache echte Spannung kaum aufkommen. Dagegen wirkt Michael Chabons The Yiddish Policemen’s Union authentisch: Wer dieses Buch liest, bekommt einen echten Chabon. Yiddisch in Alaska: Das Buch schafft sich seine eigene Welt und erzählt von ihr in einem Meer von Anekdoten kurzweilig, unterhaltsam und durchdringend. Alleine das mit der Spannung, das können andere natürlich etwas besser. Dennoch: ein klarer Anwärter auf den Sieg.

Zwei der Bücher folgen mehr dem klassischen Spannungsmuster. Down River von John Hart ist ein Buch, welches sein literarisches Programm im Nachwort formuliert und hierbei scheitert, da es in Stereotypie ersäuft. Es ist jedoch als spannender, atmosphärisch dichter Krimi gut zu lesen. Den Edgar sehen ich trotz seiner wunderbaren atmosphärischen Darstellung nicht in Reichweite des Buches. Soul Patch von Reed Farrel Coleman ist ein düsteres Werk, stilistisch auf hohen Niveau, mit einem stimmigen Krimiplot und dennoch dürfte es die meisten seiner Leser, die den Vorgänger The James Deans gelesen haben, ein klein wenig enttäuschen. Da es literarischen Duktus mit klassischen Themen verbindet, hat es Außenseiterchancen.

Ein wenig zwischen den Stühlen steht schließlich Ken Bruens Priest. Wie üblich bei den Büchern der Taylor Reihe gibt es einige kleinere Fälle zu bearbeiten und wie üblich geht es eigentlich um Taylor selber. Dieser wundert sich über den Einfluss der amerikanischen Sprache und Kultur auf das Geisteslebens Irlands und sieht den langen Atem alter Schweinereien. Wie immer poetisch, witzig, innig erzählt und in der modernen Popkultur verankert. Alles zusammen ragt es aus der Taylor Serie heraus. Ein heißer Kandidat.

Also Priest vor The Yiddish Policemen’s Union, mit Außenseiterchancen für Soul Patch. Down River träfe auf Überraschung und Christine Falls auf Unverständnis.

bernd

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Am Samstag wurden auch die Gewinner der Agatha Awards bekannt gegeben.

  • Bestes Buch

Fatal Grace von Louis Penny

Auch wenn ich dieses Buch nicht kenne, dem ersten Buch war anzulesen, dass die Autoren entsprechende Qualitäten hat.

  • Bestes erstes Buch

Prime Time von Hank Phillipi Ryan

EIne mir unbekannte Autorin. Die Dame, die beim Lächeln die Zähne zusammenbeisst, ist eine erfolgreiche Journalistin und das Buch auch bei den Rita Awards als Best Romantic Suspense nominiert.

Die weiteren Kandidaten der Preise, die an Cozys vergeben werden, gibt es -> hier.

Mit Dank an Rap Sheet

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Gewinner des LA Times Book Prize in der Sparte Mystery/Thriller ist wie Rap Sheet berichtet dieses Jahr Karin Fossums The Indian Bride (deutsch: Stumme Schreie [?]). Die weiteren Kandidaten sind -> hier zu sehen.

bernd

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Die Besten im Mai

Bei -> Arte gibt es demnächst die Krimiwelt-Bestenliste des Monats Mai 2008:

1. Robert Littell: Die Söhne Abrahams

2. Lee Child: Sniper

3. Linus Reichlin: Die Sehnsucht der Atome

4. Lawrence Block: Verluste

5. David Peace: 1983

6. Peter Temple: Shooting Star

7. Marek Krajewski: Festung Breslau

8. Matt Beynon Rees: Der Verräter von Bethlehem

9. Andrew McGahan: Last Drinks

10. Stuart McBride: Der erste Tropfen Blut

Acht der zehn Bücher sind aus dem Englischen und immerhin eines aus dem Polnischen. Mit Stuart McBride hat es ein weiterer (wüster) Schotte auf die Liste geschafft, dessen Buch bei mir bisher allerdings noch ebenso auf dem Regal liegt, wie das von Matt Beynon Rees.

Ansonsten könnte man davon sprechen, dass sich die Vormonatsliste konsolidiert hat. Guthrie ist wieder draußen, Lee Childs Sniper (engl.: One Shot) hat sich nach oben gearbeitet, die Söhne Abrahams (engl. Vicious Circle) hält sich ein wenig hartnäckig auf Platz eins und Martin Smith CruzStalins Geist (engl. Stalin’s Ghost) ist auf Altenteil geschickt worden.

Drei der zehn Bücher sind Tb-Ausgaben. Ein Buch ist aus deutscher Produktion.

bernd

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The Clash of Cultures

Tess Gerritsen ist eine überaus erfolgreiche Autoren, keine die ich als Kunsthandwerkerin ansehen würde, aber eine, die gute saubere Arbeit abliefert und deren Büchern man lesen kann. Sie führt auch ein Blog, ein gutes sogar. Das nimmt zwar dann auch ‚mal seitens der vielen Fans die mitlesen, einen hagiographischen Touch an, aber tatsächlich ist das häufig informativ und Gerritsen erzählt vom Seelenleben und Arbeitsleben einer Autoren. Was man in der Vergangenheit lernte, ist, dass Gerritsen ein wenig ein selbstmitleidiges Sensibelchen ist und unangenehme Kritiken ihrer Bücher nicht ausstehen kann und die Kompetenz von Kritikern, die nicht selber Bücher geschrieben haben, anzweifelt.

Mit diesem Blog ist wohl nun Schluss.

Grund hierfür ist eine Posse. Zur Vorgeschichte: Das Buch einer Autoren (Herz- und Schmerzliteratur) wird bei Amazon von einer Leserin tendenziell ablehnend besprochen, die Autorin belehrt die Rezensenten, wie sie das Buch hätte lesen sollen und wie gewisse Cachedokumente andeuten, versucht die Autorin über Leser/Fans die Rezensentin in Misskredit zu bringen … wer will, kann es bei Dear Author oder bei GalleyCat nachlesen.

Tess Gerritsen schrieb auf ihrem Blog einen Eintrag über die Geschichte, wobei sie kund tat, dass sie die Sache vielleicht nicht gut heiße, aber die Emotion der Autorin verstünde; ferner schrieb sie den verfänglichen (mittlerweile von ihr abgeändert) Satz „[…] But her [die Autorin, bk] major foolishness was that she got caught at it.

Dieses ärgert nun die Leute bei Dear Autor und es entwickelt sich ein Ping Pong Spiel zwischen den Kommentaren bei Dear Autor und jenen bei Tess Gerritsen (-> hier, -> hier, -> hier, -> hier).

Wer Zeit und den richtigen Humor hat, dem kann ich nur empfehlen, sich das anzutun. Musterbeispiel über die Eigendynamik von Kommunikationsproblemen, Missverständnissen, aufkeimenden persönlichen Beleidigungen usw usf im Internet: Etwas 400 Kommentare sind hin und her geflogen.

In der Hochphase des Zanks bekommt Gerritsen ja Druck für jeden Mist. Da schreibt sie, Bücher seien wie die kleinen eigenen Babies und schon wird’s verbatim genommen und ihr seelische Misshandlung ihrer Kinder „vorgeworfen“ oder sie spielt mit “what could you possibly know about good writing, you illiterate slut?” auf die samstagsabendliche Fernsehsendung Weekend Update an und es wird nicht verstanden – ein Grund übrigens dafür, dass ich die meisten der Anspielungen, die meine Rohtexte haben, wieder ‚rausnehme.

Und das Ende vom Lied ?

Tess Gerritsen schmeißt das Handtuch (möglicherweise) als Bloggerin und das wäre schade.

Ansonsten erkannt man, dass es manchmal besser ist innezuhalten, bevor man auf Senden drückt. Den Beitrag noch einmal zu überdenken und dann 20% Gas ‚rauszunehmen, hat sich bewährt.

bernd

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Über Christopher Brookmyre hatte ich schon häufiger geschrieben, über seine Bücher eher seltener. Be my enemy ist ein klassisches Buch des schottischen Autoren. Einerseits ist es eine Persiflage, in der Brookmyre all das durch den Kakao zieht, was ihm “lieb und teuer” ist (und das ist hier insbesondere der Thatcherismus und seine Überbleibsel), zum anderen ist es, soweit der Humor es zulässt, ein knackiger Thriller.

Im Zentrum steht Jack Parlabane, Aufdeckungsjournalist und regelmässiger Held bei Brookmyre. Parlabane ist eingeladen worden um über Ultimate Motivational Leisure (UML) zu berichten. Die neugegründete Firma versteht sich als Motivationsspezialist, der Outdoorevents, Abenteuer und die rauhe Natur nutzt um Menschen zusammenzuschweißen. Wer immer meint, seine “human ressources” intensivieren zu wollen, bei UML sei er richtig.

Nun, zur Gründung und dem ersten Demowochenende sind einige Gäste geladen, die die Spielchen am eigenen Leibe erleben und davon berichten sollen. Irgendwann allerdings beginnt die Sache aus dem Ruder zu laufen und am Schluss finden sich die Gäste einer Truppe von willigen Killern gegenüber. Man verrät nicht zuviel, wenn man erzählt, dass am Ende die Bösewichte der Lächerlichkeit Preis gegeben wurden und und die Guten gewonnen haben werden.

Es gilt hier, dass der Weg das Ziel ist. Brookmyres Bücher haben immer Passagen, bei denen er gewissermassen eine Auszeit nimmt, die Zeit anhält und einzelne Charaktere über deren innere Monologe ausführlich darstellt. Und zudem liest man seinen Büchern an, wie sehr es ihm Spass macht, überbordernde Plotkonstruktionen zu bauen, die den meisten anderen Autoren schon lange vor die Füsse gefallen wären. Kernstück seiner Bücher ist immer das Herziehen über seine Themen, wie Tories, aalglatte Politiker, Blair usw. Bedauerlicherweise sind ihm in den letzten Jahren ein wenig die Gegner abhanden gekommen, so ist es diesmal die alterwürdige Maggy Thatcher und der Versuch im Bewusstsein der Twintower-Ereignisse eine Geschichte zu erzählen, die die Fragwürdigkeit der staatlich legitimierten Tötung von Andersdenkenden thematisiert.

Brookmyre ist ein außergewöhnlich witziger und substanzieller Schreiber. Be my enemy ist ein nicht so gelungenes Buch, die Geschichte ist mehr als haarsträubend und überdurchschnittlich blutig. Sein scharfer Humor hat diesmal nicht so recht ein Objekt und “wandert” ein wenig ziellos umher. Wie The Art of Stealing und A tale etched in blood and hard black pencil zeigten, ist er ein wenig in Gefahr unter die Räder der idiologischen Moderne zu geraten. Diese bietet ihm kein rechtes Ziel mehr.

bernd

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