Es besteht eine ausgeprägte Gemeinsamkeit von Horst Eckerts Buch mit Thomas Ross‘ Der Tod des Kandidaten. Beide Bücher zwingen den Leser sich damit auseinander zu setzen, was passiert, wenn mit den zahlreichen islamischen Einwanderern auch die zeitgenössischen Ansätze zur Lösung von Konflikten aus der islamischen Welt importiert werden. Im Vergleich ist Sprengkraft konventioneller erzählt, seine Darstellung ist jedoch deutlich komplexer und anders als bei Ross, bei dem Muslime kaum selber auftreten, stehen diese bei Eckert mit im Mittelpunkt der Darstellung.
Eine Bombe detoniert, anders als geplant zwar, aber doch die Grundfesten der Republik erschütternd. Der gewaltsame Tod eines Drogendealers marokkanischer Herkunft vor 18 Monaten führt den Leser ins marokkanische Viertel Düsseldorfs, hin zu Gewinnern und Verlierern der Integration, zu säkularen und strengen Muslimen, Männern und Frauen. Die damaligen Quellen sollen Martin Zander und Anna Winkler helfen einen Maulwurf bei der Polizei ausfindig zu machen. Später landen diese beiden Polizisten bei der Sondereinheit, welche versucht das Geschehen um die Bombe aufzuklären.
Diese Polizeiarbeit ist natürlich ein Herzstück des Buches. Das macht Eckert sehr gut, nicht nur die Darstellung der nonchalanten Professionalität mit der die Aufklärung des Umfeldes der Bombenbastler bearbeitet wird, sondern auch die Bandbreite an Menschen, die da als Polizisten ihren Dienst versehen, dabei zeigt der Autor, die schon in seinen früheren Büchern auch immer wieder zu findende, sonst selten gelesene Konsequenz, Rücksichtnahme auf seine Hauptfiguren gibt es bei ihm kaum. Eckert erzählt aber auch sehr schön vom Gerangel zwischen den Diensten, dem Landeskriminalamt, der Generalbundesanwaltschaft und dem Verfassungsschutz, wie da politische Einflussnahmen wirken und die Dienste eifrig bemüht sind, ihre Quellen abzuschotten.
Parallel dazu erzählt das Buch den Aufstieg der Freiheitlichen, einer ehedem rechtslastigen Minipartei, die sich neuerdings ein seriöses Gepräge gibt. Als Frontfrau hat man Carola Ott-Petersen gewonnen, eine Frau, die sich ähnlich medienwirksam zu präsentiere weiß, wie es Gabriele Pauli tut und mit dieser darüber hinaus nicht nur den Wechsel von einer der C-Parteien zu den Freien gemein hat. Mit Moritz Lemke, einem ehemaligen Journalist, der selber politisch eher links steht, bekommt die Partei einen Sprecher, der ihr neues Bild kommunizieren soll.
Gute Unterhaltung ist das. Routiniert erzählt Eckert seine Geschichte, sie enthält die üblichen Versatzstücke, weist zahlreiche Perspektivenwechsel auf und neben den politischen Verwicklungen, haben die Personen auch genug private Sorgen, so dass Sprengkraft ein bunter, fazettenreicher Roman geworden ist. Was die Lektüre dieses Buches aber wirklich zu einem Vergnügen macht, ist die hohe Zahl an politischen Themen, die hier gekonnt miteinander verwoben sind.
Die Darstellung Eckerts bringt es mit sich, dass die ein oder andere Darstellung etwas überzeichnet wirkt, das gilt zum Beispiel für die Schar an Nazidevotionalien sammelnden älteren Herren oder für die Person Lemkes und das Feuer, dass dieser für die Sache der Freien fängt. Aber diese Darstellung führt zu einem bunten Bild unseres politischen Leben und hat Platz für Nebengedanken wie dem, dass die Radikalisierung dieser Immigranten auch eine Folge des Verlustes der Menschenwürde dieser Personen ist.
bernd
Hort Eckert: Sprengkraft
grafit-Verlag, 2009, 413 S. 18,95 €
[…] 19, 2009 von krimileser Horst Eckerts Sprengkraft und Tomas Ross’ Der Tod des Kandidaten sind beides Bücher, die das Thema der islamischen […]
Der Autor hat in dem Thriller die Zusammenhänge zur islamistischen Szene gut herausgearbeitet, kritisch beleuchtet und spannend umgesetzt.