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Archive for Juli 2009

krajewski-pest-in-breslauKrajewski scheint die Rezensenten zu fordern: Dadurch dass Krajewski ein „authentisches Sittengemälde der Zwischenkriegszeit“ präsentiere, schreibe er Bücher, die über das Genre des Krimis hinausgingen, wird die Neue  Züricher auf dem Umschlag zitiert, und andernorts  wird Eberhard Mock, Hauptperson der Seirie, als Antiheld bezeichnet.

Na, ich weiß nicht.

Die Bücher Krajewskis spielen in Breslau, nach dem ersten Weltkrieg. Damals war die Stadt deutsch, so deutsch, dass man im Buch des polnischen Autoren von der kleinen polnischen Minderheit nichts findet. Man kann wohl davon ausgehen, dass die verwendete Geographie der Stadt akkurat ist, ebenso korrekt zeigt das Buch vermutlich das alltägliche Leben der Zeit und die deutlich ausgeprägtere soziale Hierarchie. Und doch, abgesehen, von der grassierenden Inflation, der wir als Leser gewahr werden, merkt man sonst von den Zeitumständen relativ wenig.

Die Leichen zweier Nutten werden grausam zugerichtet gefunden, Eberhard Mock, Oberwachtmeister und bei der Sitte tätig, wird aufgrund seiner guten Beziehungen ins Milieu, hinzugezogen. Genauso schnell wird aber aber auch wieder abserviert, schließlich ist er nicht nur Kenner, sondern auch Genießer des Milieus, und wenn schon kein Säufer, so doch das was man einen Quartalssäufer nennen könnte: Ein Mal im Monat gibt er sich’s voll.

Eine gewisse zeit später gerät Mock selber dann sogar in den Blickpunkt der ermittelnden Kollegen.

Und plötzlich taucht da auch noch so ein Geheimbund auf und zur offenherzig gewalttätigen, leicht surrealen Atmosphäre gesellt sich eine leicht düstere, fast übernatürliche.

Das Buch wird von Eberhard Mock dominiert, der lateinische Verse deklamierend, seinem eigenen moralischen Leitstern folgt und sich um die gesellschaftlich akzeptierten Spielregeln wenig schert. Wenn es das Ziel erfordert und sein moralischer Kompass erlaubt, übertritt er auch Recht und Gesetz, so lässt ihn der Tod zweier Nutten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Während die Kriminalpolizei diesen Mord instrumentalisieren will, will er diesen aufklären.

Der Begriff des Antihelden mag im literarischen Rahmen zutreffen, gemessen an dem, was da in Krimis üblicherweise unterwegs ist, relativiert sich der Begriff allerdings deutlich. Da scheint dann das einzig besondere an Eberhard Mock, dass er Polizist und nicht Privatdetektiv ist.

Wer von einem wie Marek Krajewski, Altphilologe und Dozent, ein gediegenes Buch erwartet, hat wohl eine etwas naive Vorstellung von Klassikern. Sinnenreich, leicht schräg, gut erzählt, durchaus mit Gewalt, klug und anspielungsreich ist Pest in Breslau. Es präsentiert uns durchaus ein Sittengemälde – so wie es seit Hammett halt viele Autoren mit ihren Kriminalromanen tun.

bernd

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southbysouthbronxMink, Monk und Alex, drei Männer die irgendwie in der Schaffenskrise stecken. Maler, der eine, Autor, der zweite, Liebhaber, der Dritte. Mink und Monk als Vertreter der lokalen kulturellen Latinoavantgarde scheinen festzustecken in ihrem Ausbruch aus der Tradition, Alex wirkt seltsam lustlos, seitdem seine letzte Freundin ihn im Selbstmord verließ. Dann kommt sie. Einer von ihnen wacht morgens auf und findet sie neben sich im Bett. Und wir erleben die Verwandlung der drei.

Sanchez ist Polizist, Detective in der South Bronx, seit 20 Jahren schon. Wie kein zweiter kommt er an die Leute auf der Straße ran, schließlich ist er dort aufgewachsen. Nun jedoch hat er keine Lust mehr, überlegt hinzuschmeißen, denn seine Kollegen werden für ihn zu Fremden.

Die South Bronx war in den 70er/80er Jahren nicht nur der Ort in dem der Hip-Hop entstand, sondern es war auch der soziale Abfallplatz New Yorks. Vieles scheint sich seit dem gebessert zu haben, in South by South Bronx zumindest wird nicht speziell auf die sozialen Probleme abgehoben und der Bezirk nicht auf seine kriminellen Bewohner reduziert.

Aber solche gibt es natürlich auch: Einer der lokalen Dealer zieht das ganz große Ding durch, beauftragt von ausländischen Terroristen Geld für sie zu waschen, klaut er ihnen dieses. Und plötzlich sind sie alle da: CIA, FBI und eben besagte Terroristen.

Sie ist eine Blondine, und hat eigentlich einen Job, den mag sie aber nicht ausführen und plötzlich ist sie auf der Flucht, mitten in der South Bronx. Mink, Monk und Alex, die drei Freunde wissen anfangs nicht, ob sie Tänzerin, Modell oder Schauspielerin ist und sie selber trägt Leni Riefenstahl, Anne Sexton und Marlene Dietrich mit sich im Kopf rum. „Hot but doomed“ heißt es in einem Interview von Craig MacDonald mit James Ellroy über Anne Sexton – das könnte wohl auch für sie gelten.

Abraham Rodriguez schreibt ein mehrfach überraschendes Buch. Dass die Perspektive häufig und über viele Personen wechselt, ist ja mittlerweile üblich, aber der Wechsel nach 50 Seiten kam so dann doch überraschend. Gleich am Anfang ist es der knappe, ganz eigene Stil des Autors, der einen in den Bahn zieht, und der das Buch auch nie wieder verläßt. Mehr noch als die Geschichte um das „große Ding“ sind es die Personen, die im Mittelpunkt des Buches stehen, ihr Ausbruch aus der Erstarrung in der sie stecken, ist das eigentliche Thema des Buches.

South by South Bronx ist eher keine Strandlektüre. Mit seiner reduzierten Sprache und den Gedanken der Hauptpersonen, die scheinbar gar nicht immer auf das Naheliegende gerichtet sind, was allerdings weniger in der Geschwätzigkeit des Autors liegt, sondern in dessen Bestreben seine Personen zu charakterisieren, fordert es den umsichtigen Leser.

Wer sich mit dem Buch beschäftigt, wird reich belohnt.

bernd

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Bei der Vergabe der diesjährigen Daggers gab er noch den Gastredner, nun wurde er selber ausgezeichnet:

Mark Billingham gewann am Wochenende mit seinem Buch Death Message den Theakstons Old Peculier Crime Novel of the Year Award.

Der Preis entwickelt langsam ein gewisses Renommee. Er wird seit einigen Jahren auf dem Harrogate Crime Writing Festival vergeben, der Gewinner wird dabei über’s Netz und den Filialen einer Handelskette ermittelt.

Die weiteren nominierten Bücher kann man -> hier sehen.

bernd

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Wer, ohne zu schummeln und ohne Vorkenntnisse den Autor des Buches Deadline auf dem obigen Cover erkennt, qualifiziert sich für den Wettbewerb „Verständiger Konsument 2009“.

Die Buchhandelskette WHSmith hat wohl auffallend viele derartige Konsumenten.

Das Buch bekommt man übrigens umsonst, wenn man gleichzeitig das aktuelle Buch des Autoren vorbestellt.

bernd

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Bei -> Arte gibt es die Krimiwelt-Bestenliste des Monats August 2009:

1. Fred Vargas – Der verbotene Ort

2. Reggie Nadelson: Kalter Verrat

3. Christian Pernath: Ein Morgen wie jeder andere

4. Richard Stark: Das Geld war schmutzig

5. Leif GW Persson- Sühne

6. P.D. JamesEin makelloser Tod

7. James Sallis: Dunkle Schuld

8. Don WinslowPacific Private

9. Nick Brownlee: Mord in Mombasa

10. John Hart: Der dunkle Fluss

Es liegt eine gewisse Vorhersehbarkeit in der Liste, denkt man. Erwartet folglich den neuen Krajewski und bekommt statt dessen Christian Pernaths Ein Morgen wie jeder andere, das einen Monat vor Marec Krajewskis Buch bei dtv premium erschien war.

Der dunkle Fluss ist der Edgar Gewinner 2008, auf die Erläuterung der Jury zu dem Buch bin ich gespannt. Insgesamt sechs neue Titel, ausgerechnet P.D. James hat sich aus dem Vormonat gehalten. Reggie Nadelson, Richard Stark, James Sallis sind alte Bekannte, Nick Brownlees Afrikaroman ist neu und hat doch sehr unterschiedliche Bewertungen erhalten.

Sechs der zehn Bücher sind Tb-Ausgaben, keines der Bücher ist von einem deutschsprachigen Autor, drei Bücher sind von Frauen geschrieben, sechs der Titel sind neu.

bernd

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Wenn denn Blogbeiträge einen Hinweis auf den Stil eines Autors geben, ist Colin Cottrills Darstellung der diesjährigen Daggerverleihung ein gutes Argument eines der Bücher des Autoren zu lesen. Denn seine Anmerkungen sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch einsichtsvoll und klug.

Nachdem er letztes Jahr für die Kategorie „Bestes Buch“ nominiert war und nicht gewann, hatte Cotterill ja dieses Jahr in der Kategorie „Dagger in the Library“ mehr Glück. Da dieser Dagger für das Gesamtwerk vergeben wird, ein schöner Erfolg.

So, this time they weren’t going to have the satisfaction of humiliating me. I’d written a long and funny loser address to read at the ‚also ran‘ session down the pub after. It made fun of the winner.

Das Blog, International Crime Authors Reality Check, das Cotterill mit Barbara Nadel, Christopher G. Moore und Matt Beynon Rees betreibt, ist seit circa 2 Wochen online und liefert gute Beiträge – Moore ist übrigens der einzige der vier, der keinen Dagger gewann.

bernd

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tiefer-schnitt-178Wie doch die Zeit vergeht. Der Gedanke drängt sich bei der Lektüre von Tiefer Schnitt förmlich auf. Heutzutage ist das Standardbauweise: viele verschiedene Perspektiven, die Hierarchie der Polizei rauf und runter, ein wenig Opfer, ein wenig Täter und weitere Personen, die Opfer werden könnten oder mit Tat oder Täter in Beziehung stehen. Das Buch ist jedoch aus dem Jahr 1991, betrachtet man die erfolgreichen Bücher jener Zeit, sieht man wie modern das Buch doch war. Dabei hat es selbst aus heutiger Sicht einen sehr eigenen Zugang, die Personen werden in einer sehr privaten Art und Weise, fern des Zusammenhangs mit der Auflösung dargestellt.

Bei uns läuft das Buch ja als Polizeikrimi. Warum auch nicht. Im Mittelpunkt steht schließlich Detective Inspector Charlie Resnik und dessen Mitarbeiter und Vorgesetzte. Ein junger Assistenzarzt ist überfallen und niedergestochen worden, kurze Zeit später erwischt es einen Pfleger des gleichen Krankenhauses. Resnik und seine Mitarbeiter versuchen Zusammenhänge zwischen den Opfern herauszufinden um so dem Täter auf die Spur zu kommen.

Im Grunde ist Tiefer Schnitt jedoch kein Polizeikrimi, zumindest kein gewöhnlicher, man bekommt ja alles mögliche von den unterschiedlichen Polizisten erzählt, meistens jedoch etwas persönliches. Die Alltagsarbeit kommt beinahe nur dort vor, wo sie der Charakterisierung der Personen dient.

Spuren suchen und Aussortieren ist im Vergleich weniger das Thema dieses Buches. So ist es denn auch kein Wunder, dass das Motiv für die Taten der Polizei irgendwie in den Schoss fällt, plötzlich ist es da, wobei der Täter aufgrund der Konstellation dann auch nicht so eine Überraschung ist – was nun nicht bedeutet, dass das Buch, gerade auch zum Ende hin frei von überraschenden Wendungen ist.

John Harvey erweist sich in Tiefer Schnitt als Autor der Charaktere hervorragend darstellen kann. Wessen Wahrnehmung durch die Lektüre späterer Bücher beeinflusst ist, wird sich wundern, wie klischeearm hier zu Werke gegangen wird. Man sucht ja gerne nach Charakteristika in einem Buch, aber ich glaube, das herausragende Merkmal dieses Buches ist, dass es, da es aus der Perspektive so unterschiedlicher Personen erzählt wird, zu einer Darstellung eines Ausschnitts der städtischen Gesellschaft wird.

bernd

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(Deutsch: Wenn du meine Schritte hörst)
blog Ure Fault TreeEigentlich freut man sich, endlich mal ein Buch, dass nicht dem amerikanischen Krimimainstream angehört, anerkennend nickt man mit dem Kopf, denn das Buch ist sogar für einige Preise nominiert, offensichtlich hat man dort auch genau hingelesen. Am Ende des Buches muss man aber doch einige Schnitzer feststellen.

Die Idee ist ja durchaus gut, ebenso der Einstieg; Cadence Moran ist blind, schwarz und Automechanikerin. Gleich am Anfang des Buches wird sie überzeugend und atmosphärisch stimmig eingeführt. Dieses besondere Gefühl für Cadence, ihrer Welt, deren Begrenzungen und den veränderten Wahrnehmungen der Heldin, sie werden uns das ganze Buch begleiten.

Am Ende des Arbeitstages wird Cadence beinahe Opfer eine Verkehrsunfall. Ein Pärchen, das eine alte Frau in der Nachbarschaft ausgeraubt hat, hält sie für eine Zeugin der Flucht und versucht sie über’n Haufen zu fahren. Im weiteren Verlauf des Buches verfolgt das Pärchen Cadence und versucht sie zu töten. Parallel dazu versucht die Polizei aus den wenigen Spuren am Tatort und im Gespräch mit Zeugen und Verdächtigenden den Tätern auf die Spur zu kommen.

Aus dem konstruiert Ure eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte. Notgedrungen achtet Cadence mehr auf ihren Hör- und Geruchssinn und macht deshalb Beobachtungen, auf die andere Menschen nicht machen. Ure bemüht sich auch durchaus nicht zu sehr zu übertreiben, angenehmerweise mutiert Cadence nicht zum übersinnlichen Medium. Sehr gelungen ist die Atmosphäre um diese Person, man fühlt sich in eine zeitlose Geschichte, ohne moderne Hast versetzt. Die Bedrohung Cadences kommt stimmig rüber, nicht als King-artige Darstellung.

Die Polizei ist nicht nur durch zwei Detektiven vertreten, sondern auch die technische Abteilung spielt eine wichtige Rolle. Es ist zwar schon erstaunlich, was die Damen und Herren dort aus einzelnen Haaren und Druckknöpfen alles ableiten können, aber auch hier schreibt Ure angenehm unspektakulär.

Und zum Schluss hat das Buch auch ein richtig fetziges Finale zu bieten.

Soweit also alles gut, wirklich. Und doch: Ures Forte ist ja eigentlich das Erzählerische, Atmosphärische, aber sie weiß natürlich (oder meint es zu wissen), was von ihr erwartet wird: Twists und Spannung. Und so baut sie dann die ein oder andere Spannungsspitze ein, deren Auflösung leider häufig nicht wirklich überzeugend ist. Genauso muss ich zugeben ist mir die Motivation des Haupttäters ein völliges Rätsel, da bemüht sich die Autorin eine interessante Persönlichkeit aufzubauen und plötzlich „läuft“ er wie ein Bär mit einem Nasenring ‚rum. Ganz zu schweigen davon, dass die Figur des Diabetikers im Buch ein komplettes Desaster ist, da passt schlichtweg gar nichts zusammen (1).

Schade, schade, hätte Ure sich auf ihre Stärken besonnen, wäre ein richtig starkes Buch herausgekommen, so ist ein etwas beliebig.

bernd

(1) Der junge Mann ist kräftig, aber nicht übergewichtet, hat Diabetes mellitus Typ II, läuft wochenlang mit dem Geruch von faulen Früchten ‚rum und muss zweimal im Buch zuckerhaltige Frühte essen/trinken um das Koma zu bekämpfen. D.m. II ist der insulinunabhängige Diabetes, er insteht in Folge des „metabolischen Syndroms“, die Patienten haben durch hohe Kohlenhydratgaben (i.e. Übergewicht durch zuviel Essen) ständig eine hohe Insulinproduktion (Insulin führt zur Entfernung des Kohlenhydrats aus dem Blut, einem der wichtigen Regulatonskreise im Körper). Die Zielzellen des Insulins gewöhnen sich ans Insulin (analog wie beim Morphiumabhängigen) und lassen sich nicht mehr so sehr stimulieren, sie sprechen noch noch wenig auf das Insulin an. Bei Kindern und jungen Erwachsenen ist diese Form des Diabetes seltener und ist nur bei deutlich übergewichtigen Personen zu finden. Trotz der hohen Insulinspiegel hat der Patient also einen Überzucker und braucht definitiv keine Zuckergabe. Der Geruch des jungen Mannes entsteht durch Ketonkörper, die bei der Fettsäureverbrennung entstehen (die Zellen reagieren ja kaum aufs Insulin, sie nehmen also keine Kohlenhydrate auf, ihnen fehlt also Brennstoff, Insulin hemmt die Fettsäureverbrennung), bei D.m. II hat das Insulin allerdings noch eine minimale Restwirksamkeit, Ketonkörper im Überschuss entstehen nur bei Typ I Diabetiker, die deshalb drohen ins ketoacidotische Koma zu geraten (Diabetiker Typ 2 geraten ins hyperosmolare Koma), aber nicht über Wochen, sondern Stunden, Ketonkörper selber verbreiten den Geruch von faulen Obst, allerdings richen, soweit ich weiß Diabetiker Typ I im ketoacidotischen Koma nicht nach faulen Früchten, sondern aufgrund weiterer Stoffwechselprozesse nach Azeton.

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Die britische Crime Writer’s Association hat den ersten Teil der diesjährigen Dagger Gewinner bekannt gegeben:

The Chalk Circle Man (deutsch: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord) von Fred Vargas; übersetzt von Siân Reynolds

In den vier Jahren die der Preis besteht, hat Vargas dreimal gewonnen, sie war im fünften Jahr in Folge nominiert. Die internationale Bloggergemeinde war sich ziemlich sicher, dass Chalk Circle Man, das einzige Buch der Konkurrenz war, das keine Chance hatte zu gewinnen. Klar, dass deshalb der Frust groß ist.

Colin Cotterill

One Serving of Bad Luck von Sean Chercover

The Pathologist von Catherine O’Keefe

The Chalk Circle Man (deutsch: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord) von Fred Vargas; übersetzt von Siân Reynolds

Eigentlich war für den heutigen Abend auch die Bekanntgabe der Nominierungen für die weiteren Daggers versprochen, aber es scheint so, als wenn die CWA da etwas mit Cactus TV ausbrütete.

Die weiteren nominierten Titel gibt es -> hier.

bernd

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persson_sueAngesichts dessen, dass die hochmögenden Mitglieder der Auswahljury der Bestenliste das Buch auf Anhieb auf den zweiten Platz setzten, ist es vielleicht etwas trivial, aber was zuerst auffällt: Sühne ist ein Buch, das viel Spaß macht zu lesen. Es ist wie ein fremdes Auto, in welches man sich setzt und in dem man sich gleich zurecht findet.

Das ist wohl so, weil Persson gut erzählt, mit interessanten Personen, abwechslungsreicher Handlung und einem gewissen ironischen Unterton. Sühne ist ein klassischer Polizeikrimi, dabei erinnert die vielschichtige Darstellung der Polizeiarbeit ein wenig an Arne Dahl. Persson legt den Schwerpunkt der Darstellung allerdings weniger auf den technischen Prozess und mehr auf den zwischenmenschlichen Bereich. Der Leser kann hier einer Truppe zuschauen, die aus verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Kompetenzen besteht, während die Fandungstechnik selber nur eine Nebenrolle spielt.

Die erste unter verschiedenen Perspektiven aus denen das Buch erzählt wird, gehört Kommissar Bäckström. Ein pompöser, korrupter, aber irgendwie doch fast sympathischer Polizist, zumindest für diejenigen, die seine Gnade finden. Er und sein Team müssen den Mord an Karl Danielsson untersuchen. Ein Routinemord unter Alkis, wie es scheint. Parallel dazu ist die Polizei in Solna mit einem Raubüberfall beschäftigt. Bäcktröm ist nicht nur die Hauptfigur des Buches, was auch dadurch sichtbar wird, das der Erzähler immer wieder in dessen Hirn ‚reinkriecht und uns dessen Gedanken über seine Gesprächspartner mitteilt, er ist auch derjenige der Kraft seiner Person das Buch dominiert.

Die ganze Hierarchie, bis in die höchsten Kreise der Polizei hinein, erlebt der Leser aus nächster Sicht. Alle (oder zumindest doch viele) habe irgendwelche Eigeninteressen, die denen anderer Kollegen zuwieder laufen. Da wird intrigiert, geschummelt und verschwiegen, alleine der Leser behält, dank der Informationen des Autoren in diesem Ränkespiel den Durchblick. Dabei lässt Persson diese kleinen Spielchen das Buch nicht dominieren.

Eine bunte Mischung also, mit leichter Hand von Persson zusammengehalten, zeigend wie der Apparat funktioniert (und wie nicht). Dass Bäckström ein Bonvinvant mit erheblichen Alkoholkonsum ist, mag die Schwedenhasser in Aufruhr versetzen, aber eigentlich ist das nur ein kleines Element der Persönlichkeit des Kommissars. Sie spielt keine große Rolle und überhaupt, die dunkle Melancholie, die so gerne in Schwedenkrimis vorherrscht, sie hat in Sühne keinen Platz. So nebenbei ist es auch ein wenig ein politisches Buch, wie soll man es anders erklären, dass die Polizisten Schwedens in Lebensgefahr auch aus großer Entfernung mit ihrer Dienstpistole ja nur auf die Beide der Gegner zielen sollen – political correctness, most absurd.

Ja doch, Sühne ist ein sehr gutes Buch, im Laufe der Lektüre sieht man die persönliche Handschrift des Autors, der mit seinen Figuren ein doppeltes Spielchen spielt und zudem über eine gehörige Portion Humor verfügt.

bernd

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