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Archive for 5. September 2008

Splitter

  • Irgendwann einmal ist der Punkt erreicht, da man gelangweilt ist, wenn mal wieder eine dieser Listen auftaucht. Diesmal ist es eine Liste der „besten Krimis des 20. Jahrhunderts„. Es ist eine alte Liste aus dem Jahr 2000, zusammengestellt von den Mitgliedern der Independent Mystery Booksellers Association’s (die auch den Dily Award vergeben), ausgegraben hat sie Karen Meek von Eurocrime. Auffällig an der Liste ist, dass sie, wie auch Martin Edwards feststellt, konservativer ausgewogener ist als viele vergleichbare Listen. Autoren wie Cyril Hare, Edmund Crispin, Sarah Caudwell oder Ellis Peters geben der Liste doch ein sehr britisches Gepräge. Es scheinen mir relativ viele Bücher der späten 90er dabei zu sein, über die jetzt keiner mehr spricht. Und ob jetzt wirklich P.D. James‘ An Unsuitable Job for a Woman, Faye Kellermans The Ritual Bath und Jonathan Kellermans When the Bough Breaks (um nur drei zu nennen) auf die Liste der besten Hundert Bücher des Jahrhunderts gehören, wage ich zu bezweifeln. Manche große Namen fehlen dafür. Mindestens 17 der Bücher habe ich gelesen, evt. einige mehr, da ich manchen der Autoren auf Deutsch gelesen habe und die Originaltitel nicht kenne, die Zahl scheint bei den wenigen Kommentatoren des Beitrags bei Eurocrime nur selten höher zu sein.
  • Im Speziellen ist es für deutsche Leser nicht so interessant, was Sarah Weinman da über die US-amerikanische Verlagslandschaft zu sagen hat. Grundsätzlich ist es jedoch so, dass die Prämisse Weinmans in Deutschland auch Gültigkeit besitzt. Ein wichtiger Motivator für Käufer sei die Marke und die Marke bei Büchern wird durch den Autor definiert, nicht durch den Verlag. Das ist natürlich nicht neu (z.B. -> hier oder -> hier). Die konsequente Art und Weise mit der Weinman jetzt die Verlagslandschaft der USA (nach Gegenbeispielen) durcharbeitet, dagegen schon eher. Soweit man es -> bisher -> beurteilen kann, scheint es so zu sein, dass die großen Verlagshäuser viele kleine aufgekauft haben, die erworbenen Marken aber nicht gepflegt bzw. entwickelt hätten. So steht dann der Kunde vor den verschiedenen Namen und kann ihnen „kein Gesicht“ zu ordnen. Ganz schlecht. Hinzu kommt wohl auch noch schlechte Programmarbeit. Über die Arbeit der Verlage in Deutschland kann ich wenig sagen, aber mir will es so scheinen, als wenn die unterschiedlichen Verlage auch keine Gesichter hätten. Früher hatte ja im Krimibereich von den größeren zumindest rororo ein gutes Image, aber dieses haben die ja beim Versuch den Krimi aufzuwerten, erfolgreich zerstört.
  • Vor einer Weile musste ich darauf hin weisen, dass Jewel of Medina, eine Geschichte in der auch der Prophet und eine jugendliche Geliebte vorkommt, aufgrund des drängenden Wunsches von Islamistischen von Random House (letztlich ja in deutscher Hand) nicht auf den Markt gebracht wird. Nun wurde bekannt, dass der britische Verlag Gibson Square die Rechte übernommen hat und das Buch nächsten Monat herausbringen will.

bernd

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Über den Crime Fiction Carnival hatte ich einige Male berichtet, ihn sogar einmal selber ausgerichtet. Aktuell ist Brian Lindenmuth Gastgeber dieses Spektakels. Sein Beitrag enthält einen derartigen Reichtum an Informationen und Links, dass man als Leser längere Zeit beschäftigt ist. Im Folgenden einige wenige Beispiele:

  • Clay Shirky gehört zu denjenigen, die sich Gedanken zu den gesellschaftlichen Folgen des Internets machen. Sein Beitrag Gin, Television, and Social Surplus ist der Text seines Vortrags bei der Web 2.0 Konferenz.
  • Ein wesentlicher Motor der industriellen Revolution war der Gin, der den Übergang von der ländlichen zur städtischen Kultur erträglich machte. Erst als die Menschen gelernt hatten, mit dem Fortschritt zu leben, entstanden Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken usw. Der Gin des 20. Jahrhundert und der Moderne, so argumentiert Shirkey sei die Sitcom. Im jährlichen Fernsehkonsum in den USA stecken pro Jahr 200 Milliarden Stunden an menschlicher Zeit.

    So if you take Wikipedia as a kind of unit, all of Wikipedia, the whole project–every page, every edit, every talk page, every line of code, in every language that Wikipedia exists in–that represents something like the cumulation of 100 million hours of human thought.

    Mit anderen Worten im US-amerikanischen Fernsehkonsum sind 2000 Wikipediaprojekte pro Jahr verborgen, alleine die Zeit, die in den USA mit Fernsehwerbung verbraucht wird, beträgt jährlich 100 Million Stunden. Gewaltige Ressourcen also, die, wenn sie nur zu einen kleinen Teil gehoben werden, viel Gutes tun können – ein Prozent der Fernsehzeit seiner Landleute (20 Wikipediaprojekte), täten Shirkey schon genügen. Übertragen auf die Weltpopulation von Internetnutzern, deren Fernsehkonsum bei jährlich 1 Billionen Stunden liegt, wären das schon 100 Projekte.

    Just to pick one example, one I’m in love with, but it’s tiny. A couple of weeks one of my students at ITP forwarded me a a project started by a professor in Brazil, in Fortaleza, named Vasco Furtado. It’s a Wiki Map for crime in Brazil. If there’s an assault, if there’s a burglary, if there’s a mugging, a robbery, a rape, a murder, you can go and put a push-pin on a Google Map, and you can characterize the assault, and you start to see a map of where these crimes are occurring.

    Bei diesem Projekt (wir sind da in Deutschland ja immer etwas ängstlich) geht es weniger um’s Anschwärzen als vielmehr um die Öffentlichkeit von Informationen.

  • Aus Cannibalism Is Healthy ? einem Beitrag bei einem Webprojekt speziell für Frauen jenseits der 40 (dort sind noch viele derartiger Werke zu sehen):

  • Ganz andere Themen behandelt Susannah Breslin auf ihrem Blog The Reverse Cowgirl: „smart writing about sex and sexuality,“. Zwei ihrer laufenden Projekte lauten Letters from Johns und Letters from Working Girls, die Titel sind wohl ziemlich selbsterklärend und es sollen echte Briefe sein. Wir glauben das: Eine Fundgrube für Autoren ohne eigene „Street“-Erfahrung.
  • Von Parti Balanovsky, Teil des interessanten Blogs Gorilla Artfare, bei dem Künstler ganz unterschiedlicher Stilrichtungen aktuelle Werke/Ideen bloggen:

  • Das folgende Video ist die Einleitung zu einem Text, der versucht, die Bewältigung der Vergewaltigung die Joanna Connors 1984 erlitten hat, darzustellen. Über zwanzig Jahre hat das Ereignis in ihr gewühlt und gearbeitet, dann versuchte sie es für sich zu ordnen und den Täter „kennen zulernen“. Das Ergebnis ist ein Text, der in sich hat und dessen fünf Teile -> hier nach zulesen sind.

Vodpod videos no longer available.

bernd

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