- Irgendwann einmal ist der Punkt erreicht, da man gelangweilt ist, wenn mal wieder eine dieser Listen auftaucht. Diesmal ist es eine Liste der „besten Krimis des 20. Jahrhunderts„. Es ist eine alte Liste aus dem Jahr 2000, zusammengestellt von den Mitgliedern der Independent Mystery Booksellers Association’s (die auch den Dily Award vergeben), ausgegraben hat sie Karen Meek von Eurocrime. Auffällig an der Liste ist, dass sie, wie auch Martin Edwards feststellt, konservativer ausgewogener ist als viele vergleichbare Listen. Autoren wie Cyril Hare, Edmund Crispin, Sarah Caudwell oder Ellis Peters geben der Liste doch ein sehr britisches Gepräge. Es scheinen mir relativ viele Bücher der späten 90er dabei zu sein, über die jetzt keiner mehr spricht. Und ob jetzt wirklich P.D. James‘ An Unsuitable Job for a Woman, Faye Kellermans The Ritual Bath und Jonathan Kellermans When the Bough Breaks (um nur drei zu nennen) auf die Liste der besten Hundert Bücher des Jahrhunderts gehören, wage ich zu bezweifeln. Manche große Namen fehlen dafür. Mindestens 17 der Bücher habe ich gelesen, evt. einige mehr, da ich manchen der Autoren auf Deutsch gelesen habe und die Originaltitel nicht kenne, die Zahl scheint bei den wenigen Kommentatoren des Beitrags bei Eurocrime nur selten höher zu sein.
- Im Speziellen ist es für deutsche Leser nicht so interessant, was Sarah Weinman da über die US-amerikanische Verlagslandschaft zu sagen hat. Grundsätzlich ist es jedoch so, dass die Prämisse Weinmans in Deutschland auch Gültigkeit besitzt. Ein wichtiger Motivator für Käufer sei die Marke und die Marke bei Büchern wird durch den Autor definiert, nicht durch den Verlag. Das ist natürlich nicht neu (z.B. -> hier oder -> hier). Die konsequente Art und Weise mit der Weinman jetzt die Verlagslandschaft der USA (nach Gegenbeispielen) durcharbeitet, dagegen schon eher. Soweit man es -> bisher -> beurteilen kann, scheint es so zu sein, dass die großen Verlagshäuser viele kleine aufgekauft haben, die erworbenen Marken aber nicht gepflegt bzw. entwickelt hätten. So steht dann der Kunde vor den verschiedenen Namen und kann ihnen „kein Gesicht“ zu ordnen. Ganz schlecht. Hinzu kommt wohl auch noch schlechte Programmarbeit. Über die Arbeit der Verlage in Deutschland kann ich wenig sagen, aber mir will es so scheinen, als wenn die unterschiedlichen Verlage auch keine Gesichter hätten. Früher hatte ja im Krimibereich von den größeren zumindest rororo ein gutes Image, aber dieses haben die ja beim Versuch den Krimi aufzuwerten, erfolgreich zerstört.
- Vor einer Weile musste ich darauf hin weisen, dass Jewel of Medina, eine Geschichte in der auch der Prophet und eine jugendliche Geliebte vorkommt, aufgrund des drängenden Wunsches von Islamistischen von Random House (letztlich ja in deutscher Hand) nicht auf den Markt gebracht wird. Nun wurde bekannt, dass der britische Verlag Gibson Square die Rechte übernommen hat und das Buch nächsten Monat herausbringen will.
bernd