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Archive for 22. September 2008

Thomas Klingenmaier schreibt in der Stuttgarter Zeitung über Andrew Vachss, man weiß zwar nicht genau was, aber  Georg bringt zumindest einen kleinen Auszug. So schreibt Klingenmaier über Kata (englisch: Flood), dem Erstling Vachss‚, für den er 1989 den 3. DKP gewann: „Der war weit düsterer, brutaler, paranoider als der Durchschnittskrimi, die Hauptfigur Burke die extreme Verwilderungsvariante herkömmlicher Privatdetektive. Als frage Vachss, ob wir tatsächlich an die moralische Unbescholtenheit all der Revolverritter glauben, die sonst so für die gute Sache in die Gosse steigen.

Literaturwissenschaftlich geschulte wie Thomas Wörtche, Joachim Linder und Georg schätzen Vachss nicht besonders, wohl weil er, wie Klingenmaier an anderer Stelle ausführte, die Darstellung seinem Thema unterordnet: „Man kennt den Amerikaner Andrew Vachss als Kreuzzügler, als hassdurchsäuerten literarischen Vigilanten, der als Anwalt und Autor Kindesmissbrauch zu seinem Thema gemacht hat.

Ich bin mir nicht ganz sicher wie Klingenmaier zu Kata steht (mir scheint, der Daumen bleibt oben), aber meiner Meinung nach ist es ein erstklassiges Buch, sowohl wegen seiner kristallinen Sprache als auch wegen der von Klingenmaier beschriebenen düster dunklen Atmosphäre. Es ist dem Der Fahrer (englisch: The Getaway Man), vom dem derzeit so viel Gutes zu lesen ist, haushoch überlegen. Letzteres schwächelt ein wenig daran, dass die Figur des Simpels mit seiner harten Kindheit schon ‚mal von Vachss in seinem erschütternden Shella verwendet wurde.

Auch in diesen Büchern ist Vachss im Grunde seinem Konzept des trojanischen Pferdes treu geblieben, mit dem er dem Leser sein Thema Kindesmissbrauch (im weitesten Sinne) und seine Ursachen nahe bringen möchte, denn auch hier zeigt er die Bedingungen unter denen Kinder, Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten. Seine Burke-Romane sind konsequenter und die von Klingenmaier beschriebene „Blickverengung: das Böse tritt stets in Gestalt von Kinderschändern auf.“ ist richtig und von Vachss gewollt. Mit dem Resultat, dass spätere Bücher schwierig sind und ein Buch wie False Allegations schlichtweg unlesbar ist.

Bei Klingenmaiers Aussage, sie seien „authentische Selbstjustizplädoyers, voll kruder Rachefantasien“ bin ich mir nicht ganz sicher. Sicher, Täter (wie in vielen Krimis) sind bei Vachss häufig Todgeweihte, sein metaphysisches Choice of Evil (das Ende hat mich ans Ende von Philip K. Dicks Ubik erinnert), das von einem Mördern handelt, der Pädophile verfolgt, zeigt, dass es wohl ein wenig komplizierter ist.

In Choice of Evil, the author is seriously back and running on all six cylinders, turbocharged, using every literary implement in the house, co-opting cyber and S & M culture, elements of supernatural fiction, pulp and literary structural trickery and more to bring his dark universe to light.

bernd

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