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Archive for 5. August 2008

Die Private Eye Writers of America (PWA) haben die Bücher bekanntgegeben, welche für die diesjährigen Shamus Awards nominiert sind. Für die Shamus werden Bücher nominiert, in denen Privatdetektive im Mittelpunkt stehen (PI-Roman). Die Preise werden dieses Jahr am 10 Oktober im Rahmen eines Banketts während der Bouchercon vergeben.

BESTES BUCH

Head Games von Thomas Cavanagh
Soul Patch von Reed Farrel Coleman
The Color of Blood von Declan Hughes
A Welcome Grave von Michael Koryta
A Killer’s Kiss von William Lashner

Soul Patch, das auch für den Edgar nominiert war, findet sich auf einigen Listen dieses Jahr, aber irgendwie kann ich mir nicht ganz vorstellen, dass es gewinnt wird. Nicht dass es schlecht wäre, aber es kann doch die (zugegeben sehr hohen) Erwartungen nicht erfüllen, die der Vorgänger, The James Deans weckte.

BESTES ERSTES BUCH

The Cleaner von Brett Battles
Keep it Real von Bill Bryan
Big City, Bad Blood von Sean Chercover
When One Man Dies von Dave White
The Last Striptease von Michael Wiley

Nachdem Big City, Bad Blood mehrfach dieses Jahr nominiert wurde, war zu erwarten, dass es auch hier vertreten sein würde; das auch häufiger nominierte The Spellman Files von Lisa Lutz fehlt dagegen – das ubiquitär vertretene In the Woods (deutsch: Grabesgrün) von Tana French ist kein PI-Roman.

BESTES TASCHENBUCH

Songs of Innocence von Richard Aleas
Exit Strategy von Kelley Armstrong
Stone Rain von Linwood Barclay
Deadly Beloved von Max Allan Collins
Blood of Paradise von David Corbett

Richards Aleas wird nachgesagt, dass er abgründige Bücher schriebe, nun, hier steht er in Konkurrenz zu Blood of Paradise, einem Buch das mir noch etwas besser gefällt als Aleas‘. Zudem ist mit Deadly Beloved ein zweites Buch von Hard Case Crime dabei. Andere würden das als ein Zeichen mangelnder Inovationskraft des vertretenen Subgenre sehen – möglicherweise hätten sie da sogar recht.

bernd

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Roof Blowdown ist James Lee Burkes Buch über die Hurrikans Katrina und Rita, die über’s Land fegten und durch die ungeheuren Wassermassen die sie freisetzten, New Orleans zerstörten und die Küstenregion Lousianas plattmachten. Der Zorn über diese Ereignissen und der Zorn den Dave Robicheaux in personam immer und ständig unabhängig von irgendwelchen Ereignissen in sich trägt, man könnte ja denken, das ginge gut zusammen, aber Burke ist ja nun Schriftsteller, einer der besten sogar, es ist also ein wenig komplizierter.

Anfangs werden tatsächlich Bezüge zu biblischen Ereignissen und San Franzisko hergestellt und es ist ein Toben und ein Rasen, nicht nur der Naturgewalten, sondern noch viel mehr des Schriftstellers und seines Protagonisten über die Zerstörung, in einer Intensität der Darstellung die schon beinahe an Lord Byron erinnert (oder wen auch immer man da im Kopf hat).

Die Geschichte nimmt ihren Anfang bei Plünderern, die durch die zerstörten und verlassenen Gebiete ziehen und meinen sich nach dem vollkommenen Zusammenbruch jeglicher staatlicher Ordnung unbeschadet schadlos halten zu können. Und plötzlich sind sie mit den Mächten konfrontiert, die New Orleans (wie Burke mehrfach betont) in die kriminelle Moderne geführt haben.

Burke entwickelt daraus eine komplexe Geschichte, die er ebenso komplex und zeitgemäß, dabei den Ton treffend, erzählt. Da ist Korruption allenthalben, die Aufräumarbeiten fordern dazu ebenso heraus, wie die Ereignisse Tausende Kilometer entfernt im Mittleren Osten. Da sind die Typen von ganz unten, die von Sonnenlicht träumen und doch im Morast zu vermodern drohen. Da ist der Psychopath (populär neuerdings der Begriff im Krimi, wenn ich auch nicht genau weiß, was das sein soll) der Robicheux‘ Tochter stalkt und den Detektiv erheblich in Unruhe versetzt. Da ist die scheinbar ewig gleiche Geschichte, dass Schwarze schon alleine dadurch ihr Überleben gefährden, dass sie sich in den Wohngebieten der Weißen aufhalten. Usw.

Das alles erzählt Burke aus der Perspektive einer Vielzahl von Personen, gelegentlich, wenn er bei Alafair, der Tochter Robicheaux‚ dessen erste Person und deren dritte Person zusammenschiebt, kommt es zu dann ganz ungewöhnlichen Darstellungen. Bei alledem macht Burke nicht auf schlanke Sprache, eine breitangelegte Wortwahl und üppige Darstellungen sind zuweilen schon vorhanden.

Also sprachlich, wie stilistisch, wie gestalterische, wie inhaltlich ein starkes Buch, sicherlich auch eins, das sich mit seinem Thema bei uns vermarkten ließe … „ließe“ wohlgemerkt. Schaut nicht so aus, als wenn die Bücher Burkes in der letzten Zeit in Deutschland erschienen wären.

bernd

Ein sehr gutes Interview von Kacey Kowar mit James Lee Burke findet sich -> hier.

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