Feeds:
Beiträge
Kommentare

Archive for 23. Mai 2008

Gelegentlich präsentiere ich hier Vorstellungen, die Autoren oder Marketingleute über die zukünftige Entwicklung des Buchmarkt haben. Die reifsten und durchdachtesten Vorstellungen hat bisher Barry Eisler geäußert: „I’m talking about standalone print-on-demand (POD) stations like Jeff Marsh’s Espresso Book Machine that can receive a digital download, and then print out and bind a book in a matter of minutes.

Janet Reid hat sich nun auch Gedanken zu dem Thema gemacht und kommt mit ziemlich den gleichen Vorstellungen daher:

Here’s what they’ll do instead: they’ll invest in the bookspresso machine.

In five years you’ll walk into a bookstore and see shelves of books, face out. You’ll see video screens above the shelves. You’ll hold the book up to the screen and a menu about that book will pop up. Author interview, book trailer, other books by the author, blurbs about the books, maybe a couple minutes of the author reading from the book.

Auch hier also die Bookspresso-Idee, nach der Hintergrundinformationen (sicherlich werblich verfärbt) im Buchgeschäft zusammengestellt sind und so dem Kunden Informationen vermitteln werden sollen, wie sie bisher nur die besseren Buchhändler, kaum aber die Durchschnittsverkäufer in der Buchhandelskette lieferten. Wo sich Eisler im Weiteren Gedanken über die Folgen für die Distributionskette macht, bleibt Reid (noch) stumm.

Ausgangspunkt für Reid waren übrigens die Treibstoffpreise. Bisher konnten Buchhändlern nicht verkaufte Bücher einfach dem Verlag zurückgeben (eigenartige Praxis nebenbei gesagt), außer den Autoren hätte sich niemand an daran gestört (außer vielleicht die kleinen Verlage ?), doch durch die Treibstoffpreise verlöre dieses System an Lukrativität.

Ein Weg in die Richtung des Bookspressokonzepts ist die Praxis unter Erstautoren die npr ausgemacht haben will. Als Beispiel wird Marisha Pessl und ihr Calmityprojekt genannt (für -> Geduldige zum Öffnen). Hier soll ein Fenster zum virtuellen Schlafzimmer des Hauptdarstellers ihres Erstlings Special Topics in Calamity Physics geöffnet werden, man kann Bilder und Zeitungsausschnitte ansehen, eine Landkarte wird aufgefaltet usw usf.

Mir geht’s gar nicht so sehr darum, wer so was braucht, sondern um die Konsequenzen solchen Tuns. Offensichtlich bezahlt die Autorin diese Aktion aus ihrer eigenen Tasche (das Buch ist 2006 bei Penguin erschienen und scheint sich gut zu verkaufen – Glück gehabt also), und sie ist kaum die einzige, die eigene Marketingaktivitäten fern des Verlags entfaltet. Ein anderes Beispiel welches im Artikel genannt wird, ist die Homepage von Charles Bock, der verschiedene Bands gebeten hatte, Stücke, inspiriert durch sein Buch Beautiful Children für ihn zu schreiben.

Bocks Motto für seine Homepage ist übrigens „Every page is tricked out to blow your mind straight through your brain“ – interessante Vorstellung.

Solche Autoren sind natürlich für die neuen Zeiten gut gerüstet. Und die es nicht sind, werden, da bin ich sicher, professionelle Hilfe bekommen und dann wird sich die Frage stellen, die schon Barry Eisler stellte. Welche Folgen hat das für die Distribution ? Was bedeutet das für die Verlage ? Und was bedeutet es für das Verhältnis von Selbstpublishing und Verlagen ?

bernd

Read Full Post »