Erneut beschäftigt ein Thema die Blogs innerhalb und außerhalb Deutschlands: Die Besprechung von Büchern.
In den USA lässt sich das ein wenig an dem Ende der Los Angeles Time Reviews festmachen. Offensichtlich, so wird das Ende dieser Zeitungsbeilage gedeutet, werden Besprechungen in traditionellen Medien zunehmend von Online-Besprechungen verdrängt.
Zum Stand der Blog-Reviews meint Lisa Warren im Huffington Post, dass die meisten Blogs über das Genre berichteten, auf Besprechungen verwiesen, aber selber keine anböten. Andere Blogs besprechen zwar, aber sie müssten sich weg von der Meinung hin zum Urteil bewegen, Anekdoten wie das Buch beschaffen wurde und was es zum Frühstück gab, hätten nun mal nichts in Besprechungen zu suchen, dafür wäre es wichtiger, dass die Blogger mehr das große Genreumfeld zu beachteten. Kommentatoren des Beitrags bestritten das und schrieben, dass sie eben die Meinung suchten.
Unterstützt wird Warren dagegen von David Montgomery, der feststellt, dass er kein Internetforum kenne, das zuverlässig und reproduzierbar auf dem Niveau von Patrick Anderson, Oline Cogdill oder Janet Maslin (die alle bei den großen Zeitungen des Landes schreiben) über das Genre berichten, aber unbestritten sei die Abdeckung des Genres im Blog- und Forenbereich natürlich viel besser.
Es sind also drei unterschiedliche Gesichtspunkte die eine Rolle spielen. Die Qualität der einzelnen Besprechungen (1), der Umfang mit dem das Genre erfasst wird (2) und die Art und Weise der Besprechungen (3).
Einen wichtigen Hinweis zur Art und Weise der Besprechungen (3) macht Edward Champion, der nicht nur auf die Interaktion zwischen Rezensenten und Leser hinweist, sondern noch viel mehr darauf, dass die Blogs eine andere Besprechungskultur ermöglichten, „[t]he print boosters remain hostile to the idea that an online medium can not only modify the manner in which critics and readers approach a book, but generate innovative methods of expanding one’s relationship to a text„, als Beispiel nennt er einen seiner Beiträge, in dem er den amerikanischen Lesern ein Kompendium des Yorkshire Dialekts nahe bringt. Der Beitrag ergänzt die Besprechung eines Buches, in dem dieser Dialekt eine wichtige Rolle spielt – wenn ich das so sagen darf, ist das eine Idee, die meinen Vorstellungen nahe kommt, der Beitrag über Haiti, Nick Stone und Frambösie stammt zwar aus dem November 2007, wird aber immer noch häufig aufgesucht.
Declan Burke verweist auf etwas anders in diesem Zusammenhang. Sollte er nämlich eine Rezension schreiben und jemand Anstoß daran nehmen, dann ist Declan auch bereit, diesem Jemand den Raum einzuräumen sich zu artikulieren: „It’s not just a matter of courtesy; it’s the very essence of the peer-to-peer relationship that characterises internet discourse.“
Zur Abdeckung des Genres (3) muss auch Montgomery zugeben, dass Online-Besprechungen “ […] probe much deeper into the well of authors and provide an unquestionable benefit to readers who are looking beyond the top 10 for their entertainment.“
The blogosphere is something of a Borg entity, or an ant hill, in which all the individual blogs combine and interact. That runs against the grain of the adversarial nature of traditional media, in which each outlet is in competition with every other for a slice of the pie.
Declan Burke kennt beide Seiten. Er unterhält nicht nur seinen Blog und schreiben kenntnisreich über Krimis, sondern er verfasst auch in den etablierten Medien Kinokritiken. Er verweist auf den Netzcharakter des Internets und schreibt, dass zwar niemand aufgrund einer einzelnen positiven Besprechung eines Bloggers ein Buch kaufen würde, aber wenn er/sie zehn, zwanzig oder gar 120 positive Besprechungen von unterschiedlichen Bloggern lesen würden, dann würde das schon überzeugen – das ist natürlich die Sicht eines Autoren, weniger gerne lesen diese negative Kritiken, die gehören aber auch dazu, wenn das funktionieren soll. Die Zahl der Autoren, die in den etablierten Medien eine derartige Zuwendung erführen, sei deutlich überschaubar. Deshalb sei das Internet den Autoren, die diese Präsenz nicht haben, ebenso dienlich wie den Lesern, die „Abseitigeres“ lesen wollen: “ Established and bestselling authors are almost guaranteed saturation coverage in traditional media when they publish a new book, but if it’s new, different or awkward voices you prefer, then it’s bloggers who are seeking out and celebrating such voices.“
Zum Punkt der Qualität (1) macht sich gewissermaßen Ludger Menke Gedanken. Nun ist ja mal ganz klar, dass nicht jeder Blogger und jeder E-Zineautor usw. usf. auf dem Niveau von Tobias Gohlis schreibt, aber andererseits sind die zwölf (oder so) Empfehlungen die Gohlis im Jahr in der ZEIT darbietet, nichts was den durchschnittlichen Leser auslastete. Folgten wir der Argumentation Burkes (und auch Montgomerys), dann brauchen wir mehr gute Reviewer im Internet. Genau hier setzt Ludger an. Einen ganz wichtigen Punkt dabei benennt dpr, „Wichtig ist aber: Geh ohne Vorurteile an das Buch.„, richtig ! Und eigentlich schließt er damit den Kreis zu Lisa Warren. Es gibt nicht schlimmeres, als jemand der Sallis „verurteilt“, nur weil dieser keine Cozys schreibt oder Nancy Pickard, weil sie genau dieses tut – ohne Rücksicht auf Stil, Qualität oder das konkrete Buch.
bernd
[…] und das… Tags: Bücher, Jerry Cotton, krimi, rezensieren, rezension Du meine Güte! Unisono →beschäftigen sich die →Kollegen mit der →Schwierigkeit, eine gute Rezension zu schreiben. Dabei ist das […]