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Archive for 28. März 2008

Letzte Woche gab auf mehreren US-amerikanischen Seiten Beiträge zum Thema Autoren und Marketing.

David J. Montgomery beschäftigte sich mit Werbevideos (engl. Book trailer – -> hier ein gelobtes Beispiel), letztes Jahr als promotionmässig heißes Eisen bezeichnet. Während man bei uns, wie so häufig, hinterhereiert und sich diesem Medium noch verweigert, anderenorts es schon protegiert (-> hier oder -> hier), fragt sich Montgomery, was es bringt.

Wer sich geduldig durch die Kommentare zu diesem und dem folgenden Beitrag arbeitet, bleibt ein wenig irritiert zurück. Die meisten der Autoren scheinen sich einig: Schmarrn. Die marketingerprobte M.J. Rose und Produzenten der Videos sowie einzelne Autoren sind sich ebenso sicher: Essentiell.

Die Kosten schätzt M.J. Rose auf 1000- 5000 US$, da stellt sich für mich weniger die Frage wann, sondern für wenn sich diese Investition lohnt. So ein Video müsse, so M.J. Rose Teil eines Bündels von Marketingmaßnahmen sein. Generell gelte, dass ein möglicher Kunde mehrere Male (genannt wurde sechs) auf ein Buch stoßen müsse, bevor er sich ernsthaft dafür interessiere. Also muss ein Autor vermutlich schon hinreichend bekannt sein, damit so ein Video genug Wirkung zeigt, um seine Unkosten wieder ‚reinzuspielen. Ansonsten bleibt auch bei diesem Kreis von Autoren das Gefühl, dass es offensichtlich ein umgebendes Gewerbe gibt, welches immer verdient, unabhängig davon wie gut sich ein Buch verkauft (hatten wir schon: -> hier).

Auch in mehreren Diskussionen bei Crimespace lief es immer wieder darauf hinaus, dass die meisten Autoren sehr reserviert gegenüber diesem Instrument sind. Es gäbe kein Forum, auch bei YouTube nicht, Leser stießen kaum auf die Trailer unbekannter Autoren und viele Leser würden sich sowieso nie im Netz aufhalten. Als Leser mag ich anfügen, dass manche der Trailer nett sind, aber mich kaum überzeugen, ein Buch, geschweige denn ein bestimmtes lesen zu wollen.

Unstrittig ist wohl, dass Marketing den Unterschied macht. Auf ihrem eigenen Block schreibt M.J. Rose:

Only a publishing house can get behind a book to the extent that must exist for a book to take off and become a bestseller.

Ähnlich argumentiert Neil Nyren in einem Interview auf murderati. Nyren ist Senior Vice President, Herausgeber und Editor in Chief bei G.P. Putnam Sons. Die Hype, die um Newcomer wie Child 44 gemacht wird, das ja auch in Deutschland sofort auf der Bestenliste erschien, scheint das zu bestätigen. Nyren sagt, dass (anders als von Autoren gerne behauptet) die großen Verlagshäuser Autoren kaufen und nicht Bücher, also nicht erwarten, dass ein Autor sofort Bestseller werde, aber die Betriebswirte in den Verlagen überprüften natürlich den Erfolg eines Autors genau (Nur 10% der Bücher würden angeblich einen Ertrag erwirtschaften).

Um also dahin zu kommen, dass ein Verlag den Autor so pushed wie M.J. Rose es für sinnvoll hält, müsse dieser vorher genug Aufmerksamkeit generieren. Nyren sagt hierzu, dass es die Hauptaufgabe des Autors sei gute Bücher zu schreiben und alle seine Aktivitäten, die Erreichung dieser Aufgabe nicht beeinträchtigen dürfen. Autoren wie M.J. Rose beharren allerdings darauf, dass Autoren, die Bemühungen der Verlage supplementieren müssen.

Die Massnahmen der Autoren dürfen allerdings auch nicht im Gegensatz zur Verlagspolitik stehen, so erzählt Lee Child, dass er mit der gleichen Massnahme (Aufkaufen von Restbüchern und Verschenken dieser) einmal Lob und einmal Tadel von Verlagsleute in UK und den USA bekam.

In dem Zusammenhang mit dem Thema Marketing ist es dann auch kaum ein Wunder, dass wir irgendwann bei James Patterson landen. Während Literaturromantiker noch glauben, dass Bücher tatsächlich geschrieben werden, schreibt Patterson mit Co-Autoren und soll mittlerweile bei One-Book-a-Month angekommen sein. Patterson hat insgesamt 150 Millionen Bücher verkauft, 3% aller Bücher in den USA die letztes Jahr verkauft wurden, stammen von ihm.

Wenn ich auch den Geist der Aussage verstehe, von einem Literaturkritiker überrascht mich der Satz „I don’t care if people think the books are lousy — many of them are not very good, but so what? That’s not the point. What matters is that he’s selling books“ schon. Und ob, wie wiederholt geäußerst Pattersonleser einmal auch bei anderer Literatur landen ?

bernd

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