(Mad bitte ich mit „zornig“, nicht mit „verrückt“ zu übersetzen, denn anders als David J. Montgomery erlaube ich mir über den Geisteszustand eines anderen Menschen kein Urteil.)
Klagen US-amerikanischer Autoren über die negativen Folge von Amazon Rezensionen kann man häufiger lesen (zum Beispiel -> hierin versteckt). Zumeist wird berichtet, dass eine negative Leserrezension bei Amazon ausreiche, die (sowieso geringen) Verkaufszahlen dort zum Absturz zu bringen. Wer so klagt, gehört üblicherweise nicht zu den Topsellern, sondern zu den weniger bekannten Autoren, die außerhalb der Amazonwelt wenig Rezensentenaufmerksamkeit erhaschen.
Über die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit von Amazonleserrezensionen mag ich mich jetzt gar nicht auslassen, aber den Ärger über eine unprofessionelle („vermeintlich“ unfaire) Rezension kann ich schon verstehen. Es ist aber wohl so, dass Autoren die Bedeutung der Verkäufe über Amazon hemmungslos überschätzen (wenn die im Link angegebenen Daten auch nicht unbedingt zu verallgemeinern sind).
Nun hat sich auch Patricia Cornwell in die Gruppe der Klagenden eingefunden. Grund für ihr Lament sind Negativrezensionen die gegen ihr neues Buch, Book of the Dead (deutsch: Das Totenbuch) gerichtet seien und die darauf abzielten, Cornwell als Autorin zu vernichten – und das nur weil sie sich gegen die Politik George W. Bush‘ ausgesprochen hat.
Interestingly, this all started right after a Pentagon high official tried to get me to make a pro Bush, pro war appearance on an aircraft carrier and I refused, politely, […].
Um diese Negativrezensionen ins Leere laufen zu lassen, fordert Cornwell nun ihre „Supporter“ auf, positive Rezensionen bei Amazon zu hinterlassen.
Ausgangspunkt ihrer Tirade ist die Feststellung, dass Book of Dead fantastische Kritiken erhalten hätte („[…] a book that has gotten the highest reviews for any book I have ever written.„); eine Aussage, die sich ja überprüfen lässt.
Es ist ist allerdings nicht einfach „reviews“ im englischen Sprachraum zu dem Buch über Google zu finden, erst recht nicht bei den großen Zeitungen oder bei -> metacritics. Angesichts dessen, dass das Buch auf einem der vorderen Plätze der NYT (New York Times) Bestsellerliste steht, schon erstaunlich.
Das was man findet kann, lässt sich kurz zusammenfassen: Im Vergleich zu ihren frühen Büchern ist Book of the Dead ein schwaches Buch. [Wer mag, findet unten einige Zitate.]
Und auch -> in der Trutzburg, dort wo immer aufrechte Verteidiger für Autoren und ihre Bücher gefunden werden, auch dort wurde Cornwell mindestens von Hardcover auf Taschenbuch downgegradet.
Mit Dank an Sarah Weinman
- Bestseller Cornwell’s 15th novel to feature Dr. Kay Scarpetta (after 2005’s Predator) delivers her trademark grisly crime scenes, but lacks the coherence and emotional resonance of earlier books. […] With her recent switch from first- to third-person narration, Cornwell loses what once made her series so compelling: a window into the mind of a strong, intelligent woman holding her own in a profession dominated by men. Here, the abrupt shifts in point of view slow the momentum, and the reader flounders in excessive forensic minutiae.
- It’s hard to fault Cornwell for trying to redeem herself after missing the mark with her last few Kay Scarpetta novels, but this new one won’t do the trick.
- Although Patricia Cornwell began with a very interesting idea, BOOK OF THE DEAD does not reach the high standards of her previous works. While the beginning of the novel is engrossing, it has gaping holes and/or too much unnecessary information. She also brings characters on stage without giving them some kind of background, which leaves readers wondering what they are doing there. A good portion of the narrative is devoted to technical details, replete with confusing acronyms that don’t move the plot along in any significant way.
- But in „Book of the Dead,“ Patricia Cornwell’s 15th Dr. Kay Scarpetta novel, the anger goes too far. While this latest novel retains Cornwell’s trademark intelligence and detail – particularly when it comes to Scarpetta’s forensic practice – it is also steeped in a bitterness that makes the central crimes nearly too horrible to bear and turns old familiar characters unrecognizable.
- „Book of the Dead,“ which refers to the morgue log book into which each body is entered, marks a return for Cornwell to the core Scarpetta story and is a marked improvement over her last several novels. However, the character development of the gripping early works in this series is lacking from this effort. New readers will find little with which to identify in these two-dimensional portrayals. Longtime readers will be left with a feeling that their copy of the book was missing several critical pages.
- So, the final grades: for grisly crime scene depiction, a solid A; for plot development, B+; for characters, a perhaps overly generous C-. The early Scarpetta novels rank among the best of the genre. Here’s hoping that number 16 will mark a return to that form for Patricia Cornwell.
bernd
Werden Online-Leserrezensionen tatsächlich überschätzt? Dann verstehe ich nicht den Hype zu „Café Größenwahn“ oder
den (begründeten???) Verdacht, das Rezensionen der Einfachheit halber direkt von Autoren, Fan-Clubs oder vom Verlag unter falschem Namen geschrieben werden, um die Verkaufszahlen zu pushen, oder den folgenden Artikel: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23816/1.html.
Oder warum erhalten Rezensionsforen so großzügig Rezensionsexemplare von den diversen Verlagen?
Ein schönes Beispiel, wie Amazon manipuiert werden kann und welche Gründe Autoren dafür haben, ist unter den beiden folgenden Links zu finden:
http://www.miskatonic.org/rara-avis/archives/200705/0262.html und http://www.miskatonic.org/rara-avis/archives/200705/0301.html
Hallo Claus,
in der Tat ist die Vicki Hendrix Geschichte ist interessant. Ähnliche Sprünge wurden von anderen Autoren auch schon beschrieben. Das ist aber ein Beleg für die geringen Verkaufszahlen über Amazon, denn sonst hätten gepoolte Einkäufe nicht so ein Effekt. Dass Rezensionen bei Amazon möglicherweise manipuliert werden, finde ich plausibel.
Meine Aussage war , dass Autoren die Bedeutung der Verkaufsplattform Amazon überschätzen, und nicht dass schlechte Kritiken bei Amazon keinen Einfluss auf die Verkaufszahlen dort hätten.
Wenn Autoren die Bedeutung von Amazon falsch einschätzen, ist auch nur logisch, dass sie solche „Stunts“ probieren.
Dabei hatte ich auf einen Gesprächsfaden verwiesen, der auf einen Sarah Weinman-Artikel verweist, in dem die Verkaufszahlen eines einzelnen Autoren für die einzelnen Distributionskanäle aufgelistet sind. Nach diesen Zahlen ist Amazon für den Verkauf der Bücher dieses Autoren unerheblich. Es handelte sich allerdings um einen Beststellerautoren und dessen Zahlen sind nicht unbedingt verallgemeinerbar; aber es sind die besten Daten, die ich derzeit kenne.
[…] ihr jüngstes Werk bei Amazon bekam, die Kritiken im englischsprachigen Raum zu diesem Buch ausgewertet. Zusammenfassend konnte ich feststellen, dass die Kritiken in den größen Zeitungen größtenteils […]