Iain McDowall gehört jetzt nicht zu den ganz bekannten britischen Krimiautoren, aber was er uns vorlegt, hat Hand und Fuß. Stilistisch steht er so ein wenig zwischen den jungen Wilden und und den klassischen Whodunitschreibern.
Seine Geschichten aus der fiktiven Stadt Crowby erzählen von der sozialen Wirklichkeit und erhalten ihre Glaubwürdigkeit auch aus der Sprache, die mit Begriffe wie „Flachwichser“, „Schnalle“ und „Ficker“ gepflastert ist.
Das abgerissenste und verdorbenste Viertel Crowbys ist Woodlands, ein steter Strom an Nachwuchs versorgt von dort aus die kriminelle Unterschicht der Region. Im William Blake Block, einem der dortigen Wohnungsblöcke bricht in einer der Wohnungen ein Inferno aus, eine vollkommen verkohlte Leiche wird gefunden und es dauert eine Weile bis sich ‚rausstellt, dass der Mann nicht durch die Einwirkungen des Feuern umkam.
Ein Ermordeter in Woodlands, dass muss Drogen bedeuten und Drogen bedeuten überörtliche Polizei. Deren Interesse flaut jedoch schnell wieder ab, als klar wird, dass hier keine großen Fische zu fangen sind. Wieder auf sich allein gestellt, wird der Abteilung um DCI (Detective Chief Inspector) Jacobson bedeutet, dass die Kassen der Polizei zu leer für größere Operationen seien.
Anders sieht es aus, als in einem ganz anderen Teil der Stadt, ein Vater und Ehemann offensichtlich erst Kinder und Frau und dann sich selber tötet, gerade einmal zwei Tage nachdem die Familie zur „Familie des Jahres“ gewählt wurde.
McDowall präsentiert uns solide Polizeiarbeit, wenig geniale Momente, viel Kleinklein und konsequentes Tun. Dabei, wie es heute üblich ist, sind Jacobson und sein engster Mitarbeiter DI Kerr nicht frei von persönlichen Sorgen und Problemen und natürlich kämpfen sie gegen institutionellen Probleme und unfähige Vorgesetzte.
Mithin also ein gut erzähltes Buch, dessen Autor uns etwas vermitteln möchte. Etwas das solange in Ordnung geht, wie er sich mit Klischees zurückhält. Seine Underdogs sind dann auch vielschichtiger, als man erwarten dürfte, das Oberhaupt der Familie des Jahres entpuppt sich jedoch als Arschloch und befriedigt fast jede Vorstellung die wir über Aufsteiger haben.
dtv Verlag, 2008, brochiert, 8,95 € übersetzt von Werner Löcher-Lawrence
bernd
Ein deutsches Buch! Holla!
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