Wie das Boersenblatt gestern mitteilte, startet Suhrkamp im April eine eigene Krimireihe. Mit dabei in der ersten Staffel: Don Winslow: Pacific Private– äh: das soll wohl der deutsche Titel sein – (im Original: Dawn Patrol) derzeit auf zahlreichen Jahresbestenlisten in den USA zu finden und, wie schon von Jürgen aka billabong -> hier angekündigt Adrian Hyland: Outback Bastard (im Original: Diamond Dove).
Gute Nachrichten also, der einzige Wehrmutstropfen: Das Team, „das sehr gute und sehr gut verkäufliche Genre-Titel zu schätzen und mit Lust und Verstand auszuwählen weiß„, hätte sicher auch Don Winslows The Power of the Dog bekommen, einen der besten Krimis des Jahrzehnts.
bernd
Lieber Bernd,
vielen Dank für diese gute Nachricht. Wie immer begrüße ich eine neue Krimi-Reihe und wünsche den „Machern“ alles Gute.
Dass Don Winslow überhaupt wieder auf dem deutschen Buchmarkt erscheint, finde ich äußerst begrüßenswert. Nach „Dawn Patrol (2008)“, dem aktuellen Roman von Winslow, ist als nächster Roman „The Winter of Frankie Machine (2006)“ von Suhrkamp geplant. Das passt ganz gut, denn dieser Roman wird gerade von Michael Mann mit Robert de Niro verfilmt und soll im Jahre 2009 in die Kinos kommen. Und wenn die „Macher“ weiter in umgekehrter chronologischer Reihenfolge vorgehen, wird dann als dritter Roman „The Power of Dog“ bei Suhrkamp erscheinen!
Und vielleicht können die „Macher“ sich auch für die Neal Carey-Romane erwärmen. Da fehlen noch zwei, wenn mein Gedächtnis mir keinen Streich spielt.
Zugegeben, die Namen der anderen Autoren sagen mir wenig und auch im Internet findet man zu den Autoren nur wenig. Aber irgendwie erinnert mich die Auswahl an die metro-Reihe- wenigstens ein kleines bisschen.
Bunt ist die Liste der Autoren bezüglich ihren Herkunftsländern und ihrer Zugehörigkeit zu den Subgenres: zwei Autoren stammen aus den U.S.A., jeweils einer/eine kommen aus Dänemark, Italien, Australien oder Spanien. Vertreten sind P.I.-Romane, Cozies und Polizei-Romane. Einige sind in der Gegenwart angesiedelt, andere spielen in den 30 er bzw. 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, ein Polizei-Roman hat einen etwas okkulten Einschlag.
Lustig finde ich die Verlagsinformationen zu Adrian Hylands „Outback Bastard“, den ich nach Winslow am interessantesten finde: „Für Leser von Peter Temple und Garry Disher“. Na ja, die beiden dürften im Moment die bekanntesten Krimiautoren aus Australien sein, aber mich erinnert der Roman mehr an Arthur Upfield. Aber den kennen vermutlich nur die wenigsten.
Gespannt bin ich noch auf den Roman von Rosa Ribas, eine Spanierin, die einen Roman über die Frankfurter Kriminalkommissarin Cornelia Weber-Tejedor (Tochter einer Spanierin und eines Deutschen) schreibt. Und der Mordfall hat ebenfalls einen Migrationshintergrund …
Jedenfalls wünschen ich Ihnen einen guten Rutsch und alles Gute für das Neue Jahr 2009
Claus
Lieber Claus,
vielen Dank.
Vielen Dank auch für die Guten Wünschen, die ich hiermit gerne zurück gebe.
Ja, den Hinweis zu Hylands Buch hatte ich auch gelesen. In der Tat nett, da die Temple und Disher stilistisch ein wenig unterschiedlich sind.
Anyway, richtig: An Suhrkamp hat man gewisse Qualitätserwartungen und deshalb wünschen wir den Machern neben dem guten Händchen die nötige Portion Glück.
Hallo Ihr beiden,
da man das Werk von Don Winslow auf der Krimi-Couch nicht findet, sollte für diejenigen, die hier mitlesen und neugierig geworden sind, nicht unerwähnt bleiben, dass (mindestens) folgende Bücher von ihm bereits in deutscher Übersetzung vorliegen:
Die Auferstehung des Bobby Z
Ein kalter Hauch im Untergrund
Das Licht in Buddahs Spiegel
Manhatten Blues
Mit einiger Geduld zumindest auf dem Second Hand Markt zu erwerben.
Während ich keines dieser Bücher bisher gelesen habe, kann ich Upfield wärmstens empfehlen. Ein wirkliches Lesevergnügen.
Gruß und alles Gute
thomas
Lieber Thomas,
danke für den Hinweis auf „Manhattan Blues“. Den Roman habe ich übersehen. Vielleicht habe ich Glück und kann den Roman auf dem Second Hand Markt erwerben …
… Ich sehe gerade, es gibt noch einen weiteren übersetzten Roman von Don Winslow: „Die Auferstehung des Bobby Z“. Erschien im Jahre 2001 bei Goldmann. Aber den Roman habe ich – nur noch nicht gelesen.
Guten Rutsch und viele spannende Lesestunden im Neuen Jahr 2009,
Claus
Hallo,
von Don Winslow ist neben Ein kalter Hauch im Untergrund
und Das Licht in Buddhas Spiegel auch noch der dritte Neal
Carey Roman Das Schlangental bei Piper erschienen, der vielleicht nicht die Genialität seiner beiden Vorgänger erreicht, aber, trotz einer recht wüsten Story, immer noch großen Lesespaß bedeutet. Ich jedenfalls hing – auch wegen des cliffhangers am Ende von Buddhas Spiegel – fest am Haken, und mußte sofort weiterlesen. Später hat Winslow noch zwei Neal Carey Krimis geschrieben, A Long Walk Up the Waterslide und While Drowning In The Desert, die kaum mehr zu bekommen sind und angeblich nur noch eher schwache Aufgüsse sein sollen.
Hylands Diamond Dove hat mit Temple und Disher eigentlich vornehmlich das Ursprungsland gemein. Viel eher scheint mir, wie Claus schreibt, Hyland ein moderner und würdiger Nachfahre des australischen Klassikers Upfield zu sein (ob er das selbst gerne so sieht, sei dahingestellt). Nach meiner Kenntnis hat zumindest in den Jahrzehnten nach Upfield keiner das Thema Aborigines so beherzt aufgegriffen bzw ein Halbblut zum zentralen Charakter seines Krimis gemacht wie neuerdings Hyland.
Upfield wird in Deutschland (trotz der altbackenen fünfziger Jahre Übersetzungen) und auch in den USA scheinbar mehr geschätzt als in seinem Ursprungsland. Dort wird ihm teils der Rassismus vorgeworfen, den er im Ansatz, soweit das eben in einem Detektivroman vor 60, 70, ja fast 80 Jahren möglich war, selbst beschrieb. Da benötigt ein schlechtes Gewissen wohl noch seinen Sündenbock.
Ein gutes Neues Jahr allen Krimifreunden
Jürgen
Asche auf mein Haupt.
Natürlich gibt es da einen, der in der Tradition Upfields schreibt, aber der ist ein Schweizer.
Alex Winter mit seiner Daryl Simmons Serie.
Ein Gespür für Mord liest sich tatsächlich wie ein gelungener Upfield-Krimi mit modernem Touch.
In Schwarzer Fluch stehen die australische Wüste und die
Riten der Aborigines im Mittelpunkt, und ein großes australisches Rätsel.
Wenn Winter nur bessere Dialoge schreiben könnte!
Greift man zum Original, sollte man sich einige grottenschlechte Bücher aus Upfields mittlerer
Schaffenperiode unbedingt ersparen (insbesondere
Der Pfad des Teufels und Tödlicher Kult).
Die besten Upfields hingegen spielen im Outback, und gewinnen ihren Charme aus der eindrucksvollen Beschreibung von spektakulären Naturphänomenen und von Bonys Zusammentreffen mit den Aborigines und mit skurrilen Outbacktypen.
Etwa Bony und der Bumerang (vor 80 Jahren veröffentlicht!), Bony kauft eine Frau (1958 sogar auf der shortlist für den Edgar als best novel), Der sterbende See, Bony und die Maus und Bony und die schwarze Jungfrau
(in welchem Upfield über das Halbblut Bony wohl endlich schreiben konnte, was der australische Zeitgeist zuvor nicht zugelassen hätte: ‚Man erzählte sich, dass meine Mutter getötet wurde, weil sie sich mit einem Weißen eingelassen hatte‘).
Bliebe zu wünschen, dass der Goldmann Verlag, statt die Reprints einzustellen, wie sich das momentan abzeichnet,
sich zu Neuübersetzungen eines der großen Klassiker seiner eigenen Verlagshistorie durchringen könnte.
Vielen Dank, lieber Jürgen für die Upfield-Empfehlungen, ich kenne ihn eigentlich nur als „Inspiration“ für Tony Hillerman.
Für diejenigen, die, wie ich, Alex Winter nicht kennen, -> hier ist dessen Homepage und -> hier Fotos, die zeigen, dass er wohl tatsächlich längere Zeit sehr intensiv in Australien unterwegs war.
[…] sollen die bislang sechs geplanten Titel im Mai, Juni, August und September 2009. In interessierten → Krimikreisen fand diese Nachricht eine wohlwollende Aufnahme und im Gegensatz zu so manchem Kritiker kannten man […]
Dear Bernd
Hi. This is Adrian. I hope you enjoy my book – sorry I can’t write German very well, but I am thrilled to have my book come out in your language. Now my relatives in Bamberg will be able to read it.
I think my work has some similarities with Upfield – we both have an Aboriginal central character. I hope we both bring the unique flavour of the outback to a wider audience. But my actual writing is probably more akin to Temple than Upfield – we all regard him as a distinguished forebear.
I would love some feedback.
Warm regards
Adrian
[…] Diamond Dove wird denjenigen gefallen, die mittels Krimi auf Reise gehen und andere Länder und Kulturen ohne romantische Verklärung kennen lernen wollen, Rätselfreunde und Thrillerliebhaber werden (trotz des rasanten Endes) weniger auf ihre Kosten kommen. Und anders als vom Verlag angekündigt, ist Adrian Hyland auch nicht die Fortsetzung von Peter Temple und Garry Disher mit anderen Mitteln. Eine derartige Erwartungshaltung kann leicht zu Enttäuschungen führen, da lohnt es sich schon eher zum Vergleich die alten Arthur Upfield aus dem Regal zu nehmen – etwas, das auch der Autor empfielt. […]
Hi Adrian,
thank for dropping by. You can find my ideas about your book -> here – alas, only in German.
The similarities of Diamond Dove to Upfield are obvious, but the differences also, after all a lot of years have passed by.
I would be very grateful if you could comment of the influence of Temple on your book(s). I would assume that your voices are quote different. His is more stark and prosaic yours is more mellow and warmer.
All the best
bernd
Dear Bernd
Hi. Thanks for the reply. Sorry I can’t speak much German, but it is a great thrill for me to have readers in that language (my wife’s family are German – maybe now they can read my book and see I was not the hippy dropout they probably thought I was).
Re Upfield: many people today think of him as outdated, even, racist; I don’t. I think of him as a distinguished predecessor who, for his time, held what were probably very enlightened views of Aboriginal culture. Certainly he respected it, which is more than many others of his day. I also respect anybody who sets out on the torturous path of writing, and think his novels work very well as crime fiction.
Re Temple:I’m not sure how well he comes across in German, or who his translator is, but to me, he is one of the great stylists of contemporary English literature. Peter and I write about different worlds: he is painting a portrait of contemporary urban Australia. My interest is in bringing to a wider audience the wonderful, inspiring world of Aboriginal Australia, the outback. But where we meet is in our love of language. His prose is so concise, so hard-hitting. I love it, and in some way do try to emulate it, so, in that respect, yes, he has been an influence (he is not the only influence of course – my favourite writer right now is in your language, the poet Paul Celan – another person who understood the beauty of concision)
Warm regards
Adrian