(deutsch: Hardcore Angel)
Was fängt man jetzt mit so einem Buch an, dass doch mit einigen Vorschusslorbeeren aus den USA zu uns nach Europa gekommen ist und dass uns das Pornogewerbe ‚mal aus einer anderen, der weiblichen Sicht präsentieren will. Da mutete es schon beinahe wie politische Unkorrektheit an, dieses Buch nicht bedingungslos zu preisen.
Im Mittelpunkt des Buches steht Angel Dare, alternde Ex-Pornodiva, einst ein Star im Gewerbe. Um der gewerbetypischen überschnellen Alterung zu entkommen, probte sie vor einigen Jahren erfolgreich den Absprung. Nun ist sie Leiterin einer Consort-Agentur und vermittelt Schauspielerinnen für Pornodrehs. Eher zufällig gerät sie ins Visier fürchterlich finsterer Killer, die meinen, dass Angel sich einen Geldkoffer angeeignet hat. Sie wird entführt, vergewaltigt, beschossen und … überlebt.
Benommen zuerst und ohne Ziel macht sie sich auf, die Täter zu finden, später und wieder geistig klar, sinnt sie auf Rache. Dabei, so versteht sie, geht es nicht nur um sie, sondern auch um andere Frauen.
Vielleicht um zu zeigen, dass Angels betont weibliche Strategie am Ende doch die Überlegene ist, gibt Faust ihr einen Helfer mit, einen Typ der doch deutlich an Robert Crais Joe Pick erinnert, cool ist wie Packeis und ebenso stark und einen Großteil der Arbeit erledigt.
Es ist eine simple, gradlinige Handlung, mitunter mit Twists, die eher albern als zwingend sind, in einer simplen gradlinigen Sprache geschrieben, die gar nicht einmal schlecht ist und die Geschichte angemessen transportiert, die aber vollkommen ohne … Esprit ist.
Was an diesem Buch fasziniert ? Ich weiß es nicht. Der Blick aufs Pornogewerbe wohl kaum. Die nüchternen Beschreibungen von Viagra, Kerlen, die sich Alprostadil in den Penis spritzen und Silikonimplantaten mögen Know-how vermitteln, sind nun aber so originell nicht (hätten aber für witzige Einlagen sorgen können) und auch die Tatsache, dass da Frauen aus dem Osten Europas quer über die Welt in die USA verschleppt werden, hatte auch schon den Mainstream z.B. via Tess Gerritsen erreicht.
Wobei Money Shot gar kein richtiges Buch über das Milieu ist – Angel selber ist nun gewiss keine Kritikerin des Pornogewerbes und verteidigt in einer Szene ein paar Filmchen mit jungen Teens gegen einen angewiderten Mann. Stattdessen ist es ein ziemlich plattes Buch, in dem eine junge Frau sich rächen will und die Spur zum Verursacher ihrer Misshandlung finden muss, dabei, da sie aus dem Milieu kommt, besucht sie auch einige Locations und pflegt alte Erinnerungen.
Aufspüren, Verstehen und Rächen. das sind Themen, welche nun wirklich in Dutzenden US-amerikanischen Krimis verwurschtelt werden, zumeist mit etwas Tiefgang, einem Hauch von Originalität und Charakteren, die wenigstens einen Ansatz von Tiefe besitzen.
Gemessen an ihrem Ziel, das Gewerbe schonungslos zu präsentieren (verstehe ich zumindest so), ist Faust gescheitert, gemessen daran, dass ich das Buch nicht gelangweilt in die Ecke feuern möchte, auch. Aber, so kann man gelegentlich lesen, das sei genau der Kniff: Faust schreibt handwerklich so roh, banal, trivial, dass es Kunst sei, gewissermaßen Jasper Jones und Robert Rauschenberg auf Krimi.
bernd
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