(Keine Besprechung, sondern Beobachtungen)
Dieter Paul Rudolph findet mit seinem Buch Anschluss an die zeitgenössische Erzählweise. Mit seinem Menschenfreunde hat er sich eine schöne Geschichte ausgedacht, die in der Edition Funny Shayol erscheint, so dass Rudolph sich durchaus unter illustren Namen wiederbefindet. Es ist eine Geschichte, die man funny findet mag, dann könnte es aber passieren, dass man übersieht, dass Rudolphs Geschichte tief im bundesrepublikanischen Sumpf der Berufsförderung verankert ist -Trojanisches Pferd nannte Andrew Vachss sowas. Rudolph erklärt das uns im Nachwort, gewissermaßen. Und so ist es auch gar nicht so sehr die Geschichte der Aufklärung eines Verbrechens, sondern ein Buch über dessen Genese und struktureller Bedingtheit. So gesehen, ist es sogar ein überraschend konservatives Buch.
Dass der Leser das nicht so wahrnimmt, dafür hat Rudolph gesorgt, der uns witzig-zynisch durch seine Welt führt und dabei durchaus sublim den Personen Charaktereigenschaften beigibt, die so und genauso bei den Mitmenschen (oder einem selber) zu beobachten sind. Es ist natürlich auch und ein klein wenig ein Buch über die ins Schlingern gekommene klassische Männlichkeit.
Rudolph erzählt seine Geschichte aus einer Vielzahl von Perspektiven, zwischen denen er (und der Leser mit ihm) problemlos und häufig hin und her wechselt. In der Tat: So erzählt man sowas, wenn man’s gut machen und gut unterhalten will.
bernd
Hmm, der letzte Satz irritiert mich: „wenn man’s gut machen will“.
Da fällt mir der alte Spruch „Das Gegenteil von gut gemacht, ist gut gemeint “ ein. Bitte um Klarstellung!
Es doch viele zeitgenössische Bücher, die stilistisch veraltet wirken. Wenn man es gut machen will, dann ist das ein Weg – es gibt natürlich andere, aber die nicht leichter.
Guck an. Das Nachwort habe ich gar nicht gelesen. – Das nur als Beitrag zur grassierenden „Ich-muss-die-Intention-des-Autors-wissen“-Theorie.
[…] Blogs ist es also auch kein Wunder, dass Anspielungen zu beiden Autoren in Dieter Paul Rudolphs Menschenfreunde zu finden sind. Aber was machen jetzt die paar Hansl, die das Blog nicht lesen und Arno Schmidt […]