Der Artikel aus dem Independent der mit 80 Detektiven (sleuths) um die Welt reist, wurde schon mehrfach besprochen, so von Tobias Gohlis, auf dem Vienna Writer’s Blog und bei Sarah Weinman, eine Reposte gibt es von David J. Montgomery.
So ganz ist mir der Sinn des Artikels nicht klar, geht es um Detektive oder um die Orte oder um das Wechselwirken zwischen den beiden ? Es lohnt sich auf jeden Fall den Artikel von Gohlis zweimal zu lesen, denn in der Tat ist die Sichtweise Jonathan Gibbs britisch, zutiefst britisch. Leonie Swann als Vertreter des ländlichen Irlands, dazu muss man wohl Brite sein (weil es das eigenständig Irische missachtet), dazu passen auch Robert Wilson für Lissabon, Sherlock Holmes für die Schweiz, Nikolas Freeling für Amsterdam, Barbara Nadel für Istanbul, Nick Stone für Miami, Agatha Christie für die Karibik und für Ägypten, Alexander McCall Smith für Botswana, Michael Walters für die Mongolei, David Peace für Tokyo, die einzige japanische Stadt die genannt wurde und Colin Cotterill für Laos.
Manche der Autoren sind wohl zwingend, sicher Cotterill, Wilson, Walters, aber bitte, Christie kann nicht alles sein was es zu Ägypten gibt (zumal Gibbs ansonsten nur auf relativ wenige ältere Autoren zurückgreift). Nick Stone als Vertreter Miamis, so gut der Autor ist, aber es gibt besser verwurzelte Detektivgeschichten in Miami, zum Beispiel die Serie von Jonathon King.
Wie die Nennungen von David Peace und Derec Raymond zeigt, ist Gibbs durchaus offen für moderne, eigenwillige Autoren, aber Galway und Ken Bruen auszulassen. ist schon fast sträflich. Ähnlich wie Gohlis verwundert es mich, das die kurze Episode in Cinnamon Kiss (erscheint demnächst auf Deutsch) von Easy Rawlins in San Francisco für diese Stadt herhalten muss. Andere Autoren schaffen es mit Leichtigkeit Bilder der Stadt aus der Vergangenheit und Gegenwart zu wecken, zum Beispiel Laurie R. King oder Domenic Stansberry. Scheint fast so, als sollte Rawlins unbedingt untergebracht werden, aber dann hätte Gibbs es auch wie in New York machen können, das als Brooklyn ein zweites Mal genannt wird.
Interessant scheint mir die Würdigung Jakob Arjouni, der vor Kurzem ja von Glenn Harper als Referenz für den modernen Hardboiled bezeichnet worden war. Viele deutsche (und österreichische) Autoren sind ansonsten bisher nicht übersetzt worden, wie ein Blick auf die Liste bei Eurocrime zeigt.
Die Idee über Krimis etwas über Orte und Regionen zu erzählen, geht mit schon eine Weile im Kopf ‚rum, aber die Umsetzung ist eigentlich zu aufwändig für einen Blog, also freue ich mich über das was Gibbs gemacht hat, zumal da ja auch einige Leseempfehlungen verborgen sind.
bernd
Also nach Eurocrime gäbe es keinen einzigen übersetzten Österreicher. Gohlis ist nicht so ganz zufrieden mit Hochgatterer (ich schon), aber Hochgatterer ist natürlich nicht der herausragende österreichische Krimiautor, er hat ja nur einen einzigen Krimi geschrieben. Aber jetzt frage ich mich, was überhaupt übersetzt ist. Wenn man Eurocrime anschaut, muss man fast froh sein, dass sie überhaupt einen gefunden haben.
Genau das ist der Punkt, es ist kaum etwas übersetzt. Sicher nicht Haas, Komarek, Slupetzky oder Steinfest. Mit den deutschen Autoren ist es nicht besser, weswegen Hamburg wohl ausgespart wurde und Berlin durch Kästner vertreten ist.
[…] 28, 2008 von krimileser Bei der Suche nach Informationen die zum Beitrag vom Freitag zum Thema Detektive und Orte passen, fand ich einen Internetauftritt der definitiv eine eigene […]