Ken Bruen ist ein sehr eifriger Schreiber, seit 1997 hat er 19 Bücher geschrieben. Am bekanntesten sind wohl seine Bücher um den irischen Privatdetektiv Jack Taylor (von mir wiederholt besprochen, z.B. -> hier). Taylor ist Polytoxikomane und breitet in den Büchern wieder und wieder seine ganz private Hölle aus.
Ähnlich im Ton, aber ganz anders im Stil ist Bruens Serie um Detective Sergeant Brant, der zwar irische Vorjahren hat, aber englischer Polizist in London ist.
Brant ist pures Testosteron, ein Typ der vor nichts (und hier ist wirklich „nichts“ gemeint) zurückschreckt um Ergebnisse zu erzielen. Dass er dabei darauf achtet, selber nicht zu kurz zu kommen, versteht sich von selbst. Calibre ist das zweitjüngste Buch der Serie, seit The McDead hat sich einiges getan. Nicht jeder der zuvor und jetzt beschriebenen Polizisten hatte in der Zwischenzeit Glück, alleine Brant wird von allen Anstürmen der Zeit nicht affektiert.
Die Perspektive wechselt munter durch im Buch, neben dem homophoben Brant spielt der homosexuelle Porter Nash eine wichtige Rolle. Doch die beiden kommen gut aus, schließlich haben sie ein gemeinsames Ziel (wenn auch unterschiedliche Wege). Sie wollen den „Manners Killer“ fassen. Der brüstet sich in einem Bekennerschreiben bei der Polizei damit, dass er Leute mit schlechten Benehmen töte und somit eindeutig das gleiche Ziel wie die Polizei verfolge. Ansonsten führt der „Manners Killer“ ein kleines Tagebuch, in dem er schreibt, nicht so überheblich und arrogant zu sein wie seine „Kollegen“ und Vorgänger, sondern einfach besser als sie.
Die Geschichte schaukelt sich so hoch, neben der Suche nach dem „Manners Killer“, wird die Alltagsarbeit der Polizei mit den kleinen persönlichen Erfolgen und Niederlagen dargestellt; die Kollegen, man mag sie nicht immer besonders, aber sie sind doch Kollegen: So etwas wie ein Korpsgeist ist vorhanden … alles in allem, mit einem „police procedural“ hat Calibre nichts gemein. Sorgfältige Polizeiarbeit ist Brants Ding nicht. Der verlässt sich lieber auf seine Eingebungen, seinen Charm und seine Brutalität.
Im Vergleich zu den frühen Büchern der Serie scheint mir Calibre fokusierter, näher dran an den Ton der Taylor-Bücher. Es ist ein brutal witziges Buch, sprachlich wie immer „zum Reinlegen“ und, da nicht so zerstörerisch mit den Protagonisten umgehend, im Vergleich zu den Büchern der Taylorserie direkt leicht verdauliche Literatur. Aber dennoch gilt auch hier, dass Bruen es seinen Personen nicht leicht macht. Unterlegt von kurzen Texten aus Jim Thomsons The Killer inside me spinnt Bruen den Kosmos seines Londoner Polizeireviers weiter und präsentiert mit Calibre ein starkes Buch.
In einem interessanten Interview jüngeren Datums (man braucht zum Hören den Appelplayer) erzählt Bruen, dass so langsam auch die Bücher um Brant mehr Aufmerksamkeit in den USA erfahren.
bernd
It is always nice to see Ken Bruen recognized for his sense of humor. The Brant books are brutally funny, brutal and just plain funny. As violent as the books are, „Calibre“ is the most anti-violence crime novel I can think of.
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Detectives Beyond Borders
„Because Murder Is More Fun Away From Home“
http://detectivesbeyondborders.blogspot.com/
Lieber Bernd,
wie: „unterlegt von kurzen Texten“? (Hätte ich Zeit, würde ich das Buch lesen, so aber bitte ich nur um Auskunft.)
Beste Grüße!
Lieber JL,
lesen Sie ruhig: Das Buch hat knappe 190 Seiten.
Bruen verwendet in seinen Büchern grundsätzlich Zitate anderer Autoren, häufig ist das ein ganzes Sammelsurium von Autoren auf die er so zurückgreift. In Calibre kommen zwar auch einzelne andere Autoren „zu Wort“, aber den allermeisten Kapiteln sind die Thomsonzitate vorangestellt. The Killer Inside Me ist zudem das Lieblingsbuch des „Manners Killer“.
Beste Grüße
bernd
Yes,
Peter you are right. Somehow the violence seems kind of remote.
Selbst auf Englisch gibt es bei amazon.de wenige Bücher von Bruen.Mich würde interessieren, ob die mangelnde Präsenz einzig auf schlechten Verkaufszahlen der 2 Übersetzungen basiert, oder ob seine anderen Bücher als Ladenhüter auf dem deutschen Markt eingeschätzt werden.
Ist Bruen im Original schwer zu lesen?
Lieber Johannes,
76 verschiedenen Ausgaben bei Amazon für Ken Bruens englischsprachige Bücher finde ich nicht so schlecht. Man findet sogar die britischen und die amerikanischen Ausgaben.
Die zwei auf deutsch erhältlichen Bücher sind ja nun schon älter und repräsentieren Frühwerk. Anscheinend fürchten die Verlage, dass auch die neueren Bruen sich schlecht in Deutschland verkauften. Megasellerpotential haben sie sicher nur bedingt und sie profitieren sicher von Erklärung, andererseits verkauft sich Bruen (soweit ich weiß) in mehreren Ländern ordentlich.
Bruen hat einfache Sätze und ist (glaube ich) dennoch nicht so einfach zu lesen, da er Slang und Anspielungen verwendet. Seine Blogeinträge bei murderati geben einen ersten Eindruck. Einen professionellen Übersetzer zu finden, ist vermutlich nicht so einfach.
Beste Grüße
bernd
Stimmt.Satte sieben Seiten.Sone Schusselei.Sorry.